Bäume an der Fürstenrieder Straße
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Tram-Projekt: Bezirksausschuss-Vorsitzender fordert Moratorium

Moritz Müllender

Die Fertigstellung der Tram-Westtangente verzögert sich wohl mindestens um zwei weitere Jahre, die Finanzierung scheint weiterhin unklar. Trotzdem sollen jetzt schon Bäume in dreistelliger Zahl dafür gefällt werden. Der “Bürgermeister von Laim”, Josef Mögele, fordert ein Umdenken.

Josef Mögele von der SPD, der Vorsitzende des Bezirksausschuss (BA) Laim, sieht sich als Verfechter der Verkehrswende. Seit 39 Jahren leitet der 73-Jährige den Bezirksausschuss. Für die U-Bahn habe er Jahrzehnte gekämpft. Doch das Chaos rund um die Sanierung des Laimer S-Bahnhofs und die geplante Tram-Westtange geht ihm zu weit. “Ich kann den Bürgerinnen und Bürgern das nicht mehr erklären”, sagt Mögele am Telefon zu MUCBOOK. Deswegen werde er im Berzirksausschuss ein Moratorium des Tram-Projekts fordern.

Die Tram-Westtangente soll beim Laimer Bahnhof durch einen Tunnel fahren. Für diese sogenannte Umweltverbundröhre ist die Deutsche Bahn zuständig, die aktuell auch den Laimer Bahnhof saniert. Da der Bahnhof nun aber erst 2028 statt 2026 fertig werden soll, verzögert sich auch die Inbetriebnahme der Umweltverbundröhre und damit auch der Bau der Tram-Strecke. Die MVG will eine Teilstrecke früher in Betrieb nehmen. Doch BA-Vorsitzender Mögele sagt: “Die Teilstrecke deckt keinen klaren Bedarf.” Sie bediene keine wichtigen Verkehrsknotenpunkte.

Auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) schreibt auf Anfrage: “Die Linienführung weicht in der ersten Phase in der Tat noch stark von der Idee der Tram-Westtangente ab.” Die Phase sei als Probetrieb zu verstehen, in der man noch Fehler innerhalb der Gewährleistungsfrist beheben könne. Mögele findet: Man wolle nur zeigen, dass man irgendwie vorankomme. “Das kann man sich sparen”, findet der BA-Vorsitzende.

Bäume müssen trotzdem weg?

Besonders stört Mögele, dass trotz der Verzögerung des Gesamtprojekts schon zum 15. November alle Bäume im Bereich der zukünftigen Strecke gefällt werden sollen. Mögele spricht von 270 betroffenen Bäumen, die tz berichtet über 185. Mögele fordert eine genaue Prüfung, welche Bäume weg müssen, anstatt vorschnell Tatsachen zu schaffen: “Wir haben eine Verzögerung von zwei bis vier Jahren, warum muss man jetzt diese Bäume fällen?”

Laut MVG müssen sogar über 450 Bäume weichen. Die MVG versichert aber, mehr Bäume zu erhalten sei nicht möglich. “Es werden jedoch für alle Bäume und Sträucher Ersatzpflanzungen vorgenommen”, schreibt ein Sprecher.

Ein weiteres Problem sieht Mögele in den Autobahnbrücken im Streckenbereich. Die A96-Brücke müsse abgerissen werden. “Die Kosten dafür sind noch eine große Unbekannte”, sagt Mögele. Er zweifele daran, ob der Bund, der für die Autobahnen zuständig ist, die nötigen Mittel überhaupt bereit stelle.

Also Baustopp und alles soll beim Alten bleiben?

Nein, Mögele will nach wie vor an der Verkehrswende festhalten. Nur fragt er sich mittlerweile, ob die Tram das richtige Verkehrsmittel dafür ist. Warum nicht die gleiche Strecke mit Wasserstoff oder E-Bussen abdecken? Oder gleich eine Teststrecke für autonomes Fahren einrichten? Mögele hält das für sinnvoller. Es erhielte die Bäume und minimiere den Aufwand. “Warum nicht mal nach vorne schauen?”, sagt Mögele.

Die MVG ist skeptisch: “Die Westtangente ist notwendig, weil die Busse schon heute die Kapazitätsgrenze erreicht haben.” Um die Zahl der Busse sinnvoll zu erhöhen, müssten autofreie Busfahrstreifen gebaut werden. Es würde also ähnlich viel Platz, wie für die Tram, verbraucht. “Die Tram stellt die bessere Alternative dar, weil ihre Kapazität durch den Einsatz längerer Fahrzeuge und eine Verdichtung des Takts auch langfristig noch weiter erhöht werden kann” schreibt die MVG.

Wer also wirklich Platz sparen will, müsste wohl konsequent Autos aus der Innenstadt verbannen. Doch dazu scheinen derzeit nur die wenigsten bereit.

Beitragsbild: Geht es ihnen bald an die Stämme? Bäume an der Fürstenrieder Straße. © Marco Eisenack