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Try and Error (1): App-lebnisse eines Singles.

Stefanie Manna

Die monatliche Kolumne von Stefanie Manna

München ist die Singlehauptstadt Nummer eins, doch weshalb ist das so? Wenn ich durch Lieblingsviertel wie Haidhausen oder Maxvorstadt spaziere, sehe ich viele attraktive, intelligente, nette Menschen! Warum sind wir nicht alle schon längst unter der Haube?
Die Technik von heute bietet uns viele kostenlose Möglichkeiten, den Partner in crime zu finden. Deshalb habe ich Single-Apps getestet, um herauszufinden, wie sie funktionieren und wie der Single-Männer-Markt so aussieht.
Ertes Fazit: Ich trage ein Trauma davon! Bester Dank geht deshalb an die folgenden Apps:

Badoo, OK Cupid, Jaumoo und die Bekannteste: Tinder.

Die Anmeldung bei allen Apps war über Facebook möglich. Das ist zwar praktisch, aber leider bekomme ich nun ständig Werbung von Selbsthilfebüchern, Sportangeboten und Sexspielzeug – Marc Zuckerberg is judging me!

 

Badoo

Die App ist unübersichtlich, denn die Programmierer haben ihre Konzentration vor allem darauf verwendet, dass man sofort sieht, wer einen liked und das Profil besucht. Weil es wie in der analogen Welt auch immer die „Falschen“ sind, die sich für mich interessieren, finde ich das durchaus gruselig und beängstigend. Ich bin etwas verunsichert und warte ab. Die Likes und Besuche mehren sich minütlich und es wird immer unangenehmer. Bei dieser App bekommen Nutzer sogar Awards verliehen wie „the most checked out people“ oder „the hottest people“, wobei letzteres danach bewertet, wird ob dir 10 Leute innerhalb einer Woche schreiben …ich weiß ja nicht. Ich merke, dass ich nicht mal nach Rimini reisen, muss um schlechte italienische Anmachsprüche für mein Poesiealbum zu finden. Das geht auch in München! Grazie, Giovanni* für folgendes Angebot:

„Ciao Bella, wünsche dir ein gutes neue [sic] Jahr.
Mir hat dein Profil gefallen da dacht ich mir ich lass mir was einfallen Was ich hier suche? Suche sympathische Komplizin für geplanten Bankraub mit anschließenden Fluchtversuch <3 <3 <3 ps würd dich gern besser kennenlernen

LG Giovanni

Nein ich bin nicht verrückt lol obwohl
Wollte dich nur auf eine besondere Art und Weise anschreiben * g * Ich hoffe du hast Humor   * zwinker*

Zu mir:

Ich komme aus Italien & lebe in München ich würde mich über eine Antw sehr freuen
Nebenwirkungen: Augenrollen, Gelächter, Lust, Geschrei vor lauter Lachen, Alpträume, Wahnsinn und möglicher Tod während des Lachens
Die Zugabe von Alkohol kann diese Risiken erhöhen.
Bitte beachten Sie: GIOVANNI ist nicht für Jede geeignet. Sollten Sie an niedriger Selbstachtung oder Mangel an Humor leiden, bitte konsultieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker vor der Anwendung.“

Die Schlagwörter „Alpträume“ und „Wahnsinn“ fördern mein Interesse enorm, den „Ich-habe-diesen-Text- nur-Dir-geschickt“ Italiener näher kennen zu lernen. Abgesehen davon dachte ich, dass *zwinker* und *g* seit es Emojis gibt, aus der Sprachwelt der Jugend wieder verbannt wurde? Ich weiß nicht so recht *kopfschüttel* diese App ist wohl nichts für mich *ganz schnell lösch*

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Jaumo

Was auch immer der Name der App mir sagen möchte: Es klingt nach japanischem Katzenfetischismus.

Ich logge mich ein, diesmal ohne Facebook. Es ist noch nicht einmal ein Foto von mir hochgeladen, da bekomme ich schon die erste Anfrage. Ist mein Name so sexy, dass dieser schon ohne mein Äußeres überzeugt? Wenn meine Eltern das wüssten … Das „Problem“ bei dieser App, stelle ich nun fest – jeder und damit meine ich JEDER kann dich anschreiben. Zwar kann man Sucheinstellungen festlegen, also Alter, Geschlecht etc., trotzdem werden dir auch andere Kandidaten angezeigt.

Auch hier sieht man, von wem man geherzt wurde, und auch hier ist es mir unangenehm. Sobald man eine Nachricht erhält, muss man sich entscheiden, ob man antworten möchte oder, ob diese sofort gelöscht wird. Ansonsten kann man die nächsten Liebesbriefe der anderen Kandidaten nicht lesen.

Frauen mit einem ausgeprägten Vaterkomplex ist diese App jedoch wärmstens ans Herz zu legen. Ich habe zwar eingegeben, dass das maximale Alter 36 sein sollte, jedoch scheint, dass die geschiedenen Familienväter in ihrer Midlifecrisis nicht gerade zu stören.

Mein Highlight kommt von Hasi48* (Alter 48, optisch der Typ Dauercamper):

„Hallo Süße, Du bist sehr sexy und attraktiv… Nimmst du das mit dem Alter sehr genau? Ich hoffe nicht!

Ich finde ein Abenteuer wird durch so einen Altersunterschied erst richtig spannend. Du könntest einiges lernen und erleben. Melde Dich bei mir!“

Würgereflex unterdrückt, App gelöscht.

 

Ok Cupid

Ich beiße die Zähne zusammen und lade mir OK Cupid herunter. Auch hier kann wieder jeder Nutzer angeschrieben werden, mir schwant Böses. Bevor ich die Flucht ergreifen kann, kommen schon die ersten Nachrichten. Darunter auch eine von Superkrankerstalker99*.

Dieser kritisiert meinen MUCBOOK Text über die MVG und findet meine Idee von der Liebe auf den ersten Blick in der U-Bahn zu abgedreht. Ich bin verwirrt. Weder habe ich mich mit meinem echten Namen angemeldet, noch angegeben, wo ich arbeite… Woher hat er diese Informationen? Ich frage ihn, ob er schon einmal etwas von Sarkasmus gehört und wie er den Artikel gefunden hat. Ohne zu zögern antwortet er, dass er mein Foto bei Google Bilder eingegeben hat und er, da es auch das Profilbild bei MUCBOOK ist, so auf meine Artikel gestoßen ist.

GRU-SE-LIG. Diese Idee hatte er bestimmt aus dem Handbuch „Flirttipps für Stalker – Wie Sie mit Sicherheit immer alleine bleiben“. Kam gleich nach dem Punkt: „Beobachten Sie tagtäglich heimlich das Tun ihrer Angebeteten, um sich vollständig auf Sie einlassen zu können.“ Verrückte Welt, gruselige App, ganz klar ERROR!

 

Tinder

tinder_mucbookOldie but goldie! Die einzige der Apps, die ich zuvor schon privat getestet habe. Immer mal wieder installiert und dann doch wieder gelöscht. Nach meinen fast schon traumatischen Erfahrungen mit den anderen Apps fühlt sie sich wie Heimkommen an.

Viele finden Tinder oberflächlich, doch Attraktivität ist wichtig und wenn man weiß, dass man sich gegenseitig anziehend findet, dann umso besser.

So bekommt man auch nur Nachrichten von denjenigen, die man auch gut findet. Das Prinzip kann gerne kritisiert werden, doch ich finde es besser denn je – gerade nach den letzten Horrorapps. In meinem Bekanntenkreis hatte fast jeder einmal die App installiert. Einige haben dank dieser digitalen Hilfestellungen guten Sex, schöne Dates oder sogar einen festen Partner gefunden.

Meine persönlichen Foto-Lovestorys:

  • Das Badezimmer-Selfie: Männer, die gerade eine halbe Stunde auf dem Klo verbracht haben, vermutlich ein paar Level Candy Crush weiter gekommen sind und nun den Moment des gestärkten Egos fotografisch festhalten möchte.
  • Der Aufzug: Zielgruppe Twilight Fans, die nur Männer wollen, die sich fern von Sonnenlicht bewegen oder ebenfalls der Faszination des großen Spiegels erliegen, in welchem man sich ganz wunderbar bewundern kann?
  • Der super Sportler: Klettern, Skifahren, Surfen, Paragleiten, Skateboarden, Tennis oder Fußball, die Menschen Münchens sind sportlich. Schön! Ich schnappe motiviert meine Jogginghose, mache es mir auf der Couch bequem und klicke auf die nächste Folge bei Netflix – Serienmarathon, das ist meine Sportart!

 

Zweites Fazit: Single-Apps werden vorerst wohl nicht vom Markt verschwinden. Wer gerne datet, für den sind solche Anwendungen genau das Richtige. Ob das unsere Zukunft ist, hoffe ich angesichts meiner traumatischen App-lebnisse zu bezweifeln. Am schönsten ist es immer noch, direkt angesprochen zu werden, denn ein Foto sagt selten etwas über die Ausstrahlung und den Charakter eines Menschen aus und diese sind kaum digitalisierbar.

Also, liebe Leute: Raus aus eurem Handy und rein ins echte Leben.


 

*Die Namen wurden von der Redaktion geändert.

Fotocredits: (1) Pexels, (2+3) Anika Landsteiner

2 Comments
  • Andreas
    Posted at 18:02h, 02 Februar

    Hallo Stefanie,

    Ich kann dir zustimmen. “Also, liebe Leute: Raus aus eurem Handy und rein ins echte Leben.”

    Deine Grundfrage “München ist die Singlehauptstadt Nummer eins, doch weshalb ist das so?” kann ich dir beantworten.
    Wir haben “Angebote ohne Ende” (Partnerwahl, Freizeit) und haben Angst uns zu entscheiden, weil es könnte ja die
    falsche Entscheidung sein. Tiefes Vertrauen und Begegnung kann da wenig entstehen.
    Schaue ich mir den Aktionismus und Lebensgeschwindigkeit der Münchner an, so sehe ich einen großen wuselnden
    Haufen von einer Aktivität zur nächsten Aktivität rasend. Ständig Luft holend und das Ausatmen fast vergessen…

    Viele Menschen (Frauen wie Männer) in München wirken auf mich zudem unklar. Sind körperlich anwesend und mit den
    Gedanken bei der nächsten Aktion. Oder der typische Smombie in U- und S-Bahn mit Blick auf das technische Wunder-
    werk Smartphone gerichtet und übersieht die hochattraktive Dame/Herren neben sich.

    Ich gehöre zu den Menschen die sich über das Paarungs- und Konsumverhalten der Großstädter so seine Gedanken
    macht. Verzicht kann verdammt gut sein und hält den Kopf frei. Ach ja und Entscheidungen fallen leichter.
    Deshalb habe ich vor kurzem in meinem Freundes- und Bekanntenkreis mit Smartphonefreien Events angefangen.
    Für manche unvorstellbar, aber das fühlt sich verdammt gut an!!!

    Ich bin mir sicher das wieder Begegnungen stattfinden können, Es liegt an jedem selbst und an der inneren Einstellung.
    Erst wenn wir erkennen das die App uns “keine Liebe” geben kann, dann schauen wir auf und sehen den
    wundervollen Sonnenaufgang und die tollen Menschen um uns.

    Also raus der “Single-Smartphone-Kiste”, hinein ins Leben!!!

    Lieben Gruß von einem ver-rückten Single
    Andreas

  • Ben
    Posted at 12:04h, 13 März

    Was für ein meagoberflächlicher Zickenartikel. Ich wette es gibt absolut niemanden der die Prinzessin “richtig” ansprechen kann, es ist ja so einfach die Versuche der anderen von oben herab zu verurteilen. Wer selbst nicht handelt kann immer das Haar in der Suppe finden, aber sich mal selber trauen? Oder war ein Verriss, no matter what bestellt?

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