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Unvollendete Ordnung – Carlos Garaicoa in der Villa Stuck
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“Orden Inconcluso” – auf Deutsch “Unvollendete Ordnung” – heißt die Ausstellung des kubanischen Künstlers Carlos Garaicoa, die am Abend des 8. Juni in der Villa Stuck eröffnet wurde. Ein Besuch der Ausstellung offenbart: Die bunte Mischung aus Graffiti, Foto-Installationen und architektonischen Gedankenspielen wird dem Namen “Unvollendete Ordnung” voll und ganz gerecht.
In der ersten Einzelausstellung des Kubaners in Deutschland treffen seine Visionen der Zukunft auf klare Referenzen an die Vergangenheit. Seien es die alten Briefmarken, die Garaicoa durch eigenartige Modifikationen zum Leben erweckt oder die, heutzutage fast schon antik wirkenden, Werbesprüche an Häuserfassaden – immer wieder muss man feststellen, dass der Künstler eine Reflexion der Vergangenheit für unausweichlich hält, wenn es darum geht, sich mit der Zukunft zu befassen.
Die Vergangenheit ist eben ein Mysterium, das auch die Realität im Heimatland Garaicoas maßgeblich mitbestimmt: Kubas isolierte Sonderstellung und die damit einhergehenden Auswirkungen auf das Land setzt Carlos Garaicoa im starken Kontrast zur westlichen, “spätkapitalistischen” Gesellschaft.
Im, meiner Meinung nach, interessantesten Teil der Ausstellung wird man ebenfalls mit einer erschreckenden Beziehung zwischen Vergangenheit und Realität konfrontiert, bei der die Unterscheidung zwischen Ost und West, sozialistischer oder kapitalistischer Gesellschaft verschwindet. “Kronjuwelen” heißt die Installation, bei der kleine Metall-Modelle von Gebäuden gut beleuchtet in einem ansonsten dunklen Raum präsentiert werden.
Wie der Titel schon erahnen lässt, ist die Ähnlichkeit zur Präsentation der Britischen Kronjuwelen in London erkennbar. Während man in London auf Diamanten und Edelmetalle stößt, findet man in diesem Raum der Villa Stuck Modelle von Gebäuden, die alle Orte unfassbarer Grausamkeit und Menschenrechtsverletzungen wurden. Guantanamo, das Internierungszentrum des kubanischen Geheimdienstes oder das Estadio Nacional de Chile, das die chilenische Regierung um Pinochet als Konzentrationslager für politische Gefangene zweckentfremdete, stellen hierfür einige Beispiele dar.
Garaicoas Ausstellung hat die Absicht, den Besucher zum Nachdenken zu bewegen – und schafft das durch die facettenreichen Installationen auf eine faszinierende Weise.
Die Ausstellung “Unvollendete Ordnung (Orden Inconcluso)” läuft noch bis zum 4. September 2016.
Beitragsbild: Porno-empörte Keramiken 2012-2014
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