Kultur
Von Elefanten und dem Aussterben der Münchner Rockszene
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Die Münchner Alternativ-Rock-Pop Band „Line Walking Elephant“ hat im Sommer ihr neues Album „Overload“ rausgebracht. Nach einem langen Schaffensprozess, begleitet von Arbeit, Spaß und jeder Menge Schweiß, war es dann so weit – am Wochenende durften wir uns das Ergebnis im Cord beim SoundAround-Festival präsentieren lassen. Die Gruppe besteht aus Sänger Ferdinand, Bassist Felix und Jonas, der Schlagzeug spielt. Im Interview erzählen sie, wo sie in München am liebsten feiern und wie sie zu ihren Songs inspiriert werden.
mucbook: Hat der Name Eurer Band eigentlich eine tiefere Bedeutung?
Ferdinand Nee, er hat eigentlich keine Bedeutung und ist nur ein Arbeitstitel. Wir sind alle mal nach Indien gefahren und haben Elefanten gesehen, die in einer Linie gelaufen sind.
mucbook: Was sind Eure Pläne fürs kommende Jahr?
Ferdinand: Neue Songs aufnehmen, neue Konzerte spielen und rumkommen. Am liebsten deutschlandweit. In größeren Städten wie Berlin und Hamburg gibt es einfach eine größere Rock-Szene. Hier in München werden die Bands eher gefeiert, wenn sie elektronischer sind.
mucbook: Wie beurteilt ihr die Musikszene in München?
Ferdinand: Ich habe mich lange darüber beklagt, dass Musik ausstirbt, da keiner mehr CDs kauft. Aber irgendwann muss man einfach akzeptieren, dass es so ist.
Felix: Früher war ich fast ein Musiknazi. Ich hab gewisse Musikrichtungen richtig verabscheut. Aber es ist eigentlich sehr engstirnig zu sagen, dass man etwas überhaupt nicht mag.
mucbook: Was habt ihr für Einflüsse und Vorbilder?
Felix Jeder von uns hat andere Einflüsse. Jeder hat seine Lieblingsbands wie Red Hot Chilli Peppers oder Queen. Auch gerne mal Härteres, aber schon alles in der Rockschiene angesiedelt.
mucbook: Wo tretet Ihr hier in München denn am Liebsten auf?
Felix: Das ist dort, wo man auch am liebsten weg geht. Da wo coole Leute sind oder die Kumpels mit dabei sind, ist es am Besten. Die Location ist dann eher unwichtig.
mucbook: Legendärster Auftritt?
Felix: Im Atomiccafe natürlich, weil das Publikum an uns interessiert ist und auf die Art von Musik steht. Und in der Massmannbar, das ist ein Keller im Studentenwohnheim, weil die Leute dort einfach gefeiert haben, statt nur rumzustehen. Obwohl die Spanne vom tollen, legendären Atomic Café zum abgefuckten Keller so groß ist, war beides toll.
mucbook: Ihr spielt heute für einen guten Zweck und steckt die Kohle nicht in die eigene Tasche. Wie wichtig ist es Euch wohltätige Projekte zu unterstützen?
Ferdinand: Es ist toll Musik machen zu dürfen. Umso besser, wenn es Bedürftigen zur Hilfe kommt.
mucbook: Habt Ihr Groupies?
Felix: Ja, aber meistens nur männliche.
mucbook: Im Sommer erschien Euer neues Album „Overload“. Wie ist es an einem Album zu Arbeiten?
Ferdinand: Wir sind sehr kritisch mit uns und natürlich gibt es hier und dann auch Momente, in denen man zweifelt. Wenn man zufrieden wäre, bevor das Album fertig ist, dann wird es nicht besonders gut. Man muss auch einen gewissen Ehrgeiz haben, denn auf dem Weg gibt es auch viele Durststrecken.
mucbook: Und wenn das Album fertig ist, welche Meinung ist Euch dann am wichtigsten?
Ferdinand: Natürlich hört man lieber positive statt negative Kritik, obwohl diese natürlich sehr wichtig ist. Ich finde es zwar schön, wenn meine Mama es auch mag, aber letztendlich ist für uns die Meinung von anderen Musikern mit Fachwissen am wichtigsten. Wir sind offen für eine fundierte Kritik, denn ohne sie, wird man ja auch nicht besser.
mucbook: Habt Ihr zwei Persönlichkeiten? Eine, die auf der Bühne durchkommt und eine andere im privaten Leben?
Felix: Nein, weil man ja seine eigene Musik spielt. Auf der Bühne kann man nur eine Rolle spielen, wenn man auch in seinen Songs eine Rolle spielt. Von daher sind wir im Privaten die gleichen, die wir auf der Bühne sind – außer vielleicht etwas lauter.
mucbook: Wie schreibt Ihr Eure Songs und was inspiriert Euch?
Ferdinand: Im Prinzip alles. Jedes Gespräch kann inspirieren. Man muss mit offenen Augen durchs Leben laufen und kann sich nicht nur von großen Ereignissen beeinflussen lassen. Das kann dann wirklich alles sein: ein gutes Gespräch, schlechter Sex oder ein Abend mit den Jungs, komplett besoffen und am nächsten Morgen wacht man dann plötzlich mit einer guten Melodie im Kopf auf.
Bilder: Fiona Schweizer