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Warum tust du das? Mit Autorin Manu Theobald über ihr Buch “Stille ist.”

Esra Yüceyurt

Das Handy klingelt, im Hintergrund sind Nebengeräusche des laufenden Fernsehers wahrzunehmen oder der Lieblingspodcast läuft beim Kochen – unser heutiges Leben ist regelrecht geprägt von Lärm und diversen Geräuschen. Wir scheinen aber auch gar nicht mehr ohne zu können.

Was bedeutet da “Stille” überhaupt? Damit befasst sich die Münchner Autorin (und Fotografin) Manu Theobald in ihrem Buch “Stille ist.” Uns erzählt sie, worum es in ihrem Buch geht und welche Bedeutung Stille für sie hat.

Wie entstand die Idee zu “Stille ist.” ?

Manu Theobald: Nachdem ich 25 Jahre von Zeitschriften in die Welt geschickt wurde, um Geschichten und Portraits zu fotografieren und diese Formate wenig Raum ließen, vertieft in Themen einzusteigen, wollte ich mich intensiv mit einem mir wichtigen Thema befassen.

Warum tust du das?

Das Buch ist eine Sammlung an Antworten auf Fragen die sich mir, wie vielen anderen, seit meiner späten Jugend stellten. Fragen wie: Wie kann ich das Leben mit seinen Wogen aus einer unabhängigen Stabilität gestalten, nicht wissen könnend, was als nächstes passiert? Wie kann ich mit so vielen Vorgaben ein aus mir heraus Möglichkeiten entdeckendes Leben führen? Wie halte ich meine Sinne befeuert und schütze sie angesichts der endlosen Konsummöglichkeiten vor dem Verkümmern? In der Stille fand ich viele wichtige Wegweiser.

Buchcover, Foto: Manu Theobald

Worum geht es in deinem Buch? 

Der Astronaut Ulrich Walter nimmt uns zu Beginn mit ins All auf einen außergewöhnlichen Blick, auf den weit und breit einzigen belebten Planeten Erde und seine Entstehungsgeschichte. Ergänzt werden die Ausführungen von der Höhlenforscherin und Mikrobiologin Hazel Barton, die uns den langwierigen Prozess vom Ein- zum komplexen Mehrzeller im Zeitraffer vergegenwärtigt. Die Hebamme Susanne Roth erzählt über das, was alle Lebewesen eint, die Geburt in diese Welt. Dann teilen 22 Personen aus den unterschiedlichsten Bereichen ihren sehr verschiedenen Zugang zum Leben und warum Stille darin eine große Rolle spielt. Bevor uns zum Schluß der Sterbebegleiter Frank Ostaseski mit in seine Erfahrungen über das Sterben nimmt. 26 Gesprächsessenzen und Portraitaufnahmen, die eine Hommage an das Innehalten und Lauschen sind und einladen, sich mit allen Sinnen für das Wunder Leben zu öffnen.

Gesprächspartnerin: Nina Kravitz, Foto: Manu Theobald

Wieso das Thema Stille? Was bedeutet Stille für dich?

Wir haben uns über die Möglichkeiten unserer technischen Erfindungen eine 24-Std.-Gesellschaft geschaffen, mit ständiger Verfügbarkeit von Konsum- und Unterhaltungsmöglichkeiten mit entsprechenden Identitätsangeboten, einer nonstop Erreichbarkeit und unendlichen Informationsfluten. Um eine Orientierung darin zu finden, brauchen wir mehr denn je Stille, in der wir zunächst überhaupt mitbekommen, was gerade ist, was ich oder andere mache/n, denke/n, wahrnehme/n, was Angebote und Meldungen mit mir und anderen machen, was ich oder andere gerade eigentlich benötigte/n und entsprechend als Nächstes, Unterscheidungen vorgenommen werden können, zwischen eigenen und übergestülpten Bedürfnissen, die dann wiederum zu sinnvolleren Entscheidungen führen.

Was möchtest du den Leuten mitteilen?

Über die Stille können wir uns mit den bestehenden Zusammenhängen allen Lebens, von denen sich besonders unsere westliche Gesellschaft entkoppelte, wieder verbinden. Wir können überall wo wir sind kurz inne halten, der Stille Raum geben, sich zu entfalten und dabei die Möglichkeit wahrnehmen, unser Leben mitzugestalten und nicht gelebt zu werden.

Beschreibe dein Buch in drei Worten:

Brauche nur zwei : STILLE IST.

Gesprächspartnerin: Sabera Machat, Foto: Manu Theobald

Wenn dein Buch eine Person wäre, wie wäre sie?

Keine spezifische Person, mehr der Körper einer Person, mit all seinen unglaublichen, komplexen Vorgängen, die uns aufgerichtet, in unterschiedlichsten Dynamiken durchs leben bewegen lassen, die Welt aufnehmend und abgebend, sie transformierend im Atmen, Denken, Fühlen und Verbrennen, durch uns Fließen lassend zu erleben und sie in Schöpfungsformen unterschiedlichster Art weiter zu erzählen – dabei Person zu werden. 

Was gefällt dir besonders gut an München?

Am besten gefallen mir die vielen, wunderbaren Menschen hier, die mit ihren tollen Projekten das Leben (definitiv meines) bereichern. Offener, anregender Austausch, unterstützendes Miteinander und gute Feste erlebe ich hier so zuverlässig wie das Rauschen der großartigen, wilden Isar!

Wo findet man dich und dein Buch?

Das Buch kann in jedem Buchladen oder hier online bestellt werden.


Beitragsbild: Manu Theobald

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