Aktuell, Kultur, Kunst

Was vom Online-Semester bleibt – Relikte eines Neustarts

Yannik Gschnell

Mit dem Start des abgelaufenen Semesters wirkte der Unialltag unwirklich und fern. Das studentische Leben ging weiter, doch der Unicampus war tot. Statt dem regen Treiben auf dem Weg von und zu Hörsälen, saßen wir beim Vorlesungs-Binge-Watching auf eineinhalbfacher Geschwindigkeit vor dem Laptop. Statt den Diskussionen in Seminaren oder Gruppenprojekten fiel man sich nach zu langen Redepausen auf Zoom gegenseitig ins Wort.

Doch ein digitales Uniangebot bietet auch neue Möglichkeiten der Lehre, die erst dann eine tragende Rolle im Uni-Neustart spielen können, wenn in ihnen mehr gesehen wird als ein bloßes Provisorium auf dem Weg zurück zum „Normalen“.

Näher am Alltag als jede Galerie

Manche Studiengänge sind weniger auf eine Präsenzform angewiesen als andere. Gerade im Kunst- und Designstudium braucht es Räume zum Experimentieren, als Arbeitsfläche und als Zugang für den Betrachter. Ohne Ausstellungsflächen bleibt die Kunst unter Künstler*Innen nur ein sachlicher Austausch. Erst durch die Betrachter kann die Diskussion darüber vom rein kunstinternen Bereich in eine breitere gesellschaftsoffenere Form der Auseinandersetzung mit Kunst übergehen.

Nun musste eine Alternative her, die mit der neuen Form der Lehre bereits mitschwang und auch schon vor der Schließung öffentlicher Ausstellungsflächen näher an unserem Alltagsleben mitläuft und zudem auch noch freier und zugänglicher daherkommt als jede Galerie. Studierende der Akademie der bildenden Künste und Kunst- Designstudenten der Hochschule oder an der LMU präsentierten dieses Semester ihre Arbeiten hauptsächlich auf Websites. Damit bieten sie uns Kunstkonsumenten einen dynamischen und direkten Weg vom Künstler zum Betrachter, ohne räumlich oder zeitlich gebunden zu sein.

Das gibt uns die Möglichkeit, statt maskiert durch die einschlägigen Museen und Galerien zu spazieren, mit dem Weißweinglas vor dem Laptop unsere eigene kleine Tour durch die künstlerischen Auseinandersetzungen mit der Quarantäne an den Universitäten und Hochschulen zu starten.

ADBK | Jahresausstellung 2020 | PANDEMIC EDITION

Das volle Ausmaß dieser Jahresausstellung lässt sich für die punktuellen Beobachter gar nicht nachvollziehen. So haben die Studierenden der Akademie für bildende Künste eine dynamische Präsentationsfläche gewählt, um ihr Schaffen und das Semesterende gebührend zu feiern.

Die raum- und zeitliche Freiheit des Internets wird voll ausgeschöpft. Sie lässt uns Soundexperimente hören, Videos, Gemälde und Installationen sehen, Plakate bemerken, Prozessionen und Performances beobachten.

Hier geht’s zur Ausstellung!

LMU | virtual exhibition of art & multimedia 2020 | Bachelorarbeiten

Eine Bachelorarbeit in Quarantäne schreiben klingt doch eigentlich schon wieder relativ nach der angsehnten “Normalität”. Doch gerade für diejenigen, die nun nach langer Arbeit endlich mit einem Uniabschluss in den Sommer starten, schwingt vielleicht auch ein bisschen Enttäuschung über das getrübte Ende dieses Lebensabschnitts mit in das neue Unbekannte.

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Betrachtet man die Abschlussarbeiten der 24 Absolvent*innen der LMU im Studiengang Kunst und Multimedia wirkt nichts getrübt. Vielmehr präsentieren sie ihre verschiedenen Interessen und Talente “ranging from coding, gaming, print, design, to video, performance and much more” und zelebrieren die Offenheit und Freiheit des Internets als Präsentationsplattform.

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HM Fakultät für Desgin | Dok12 | Fotodesign

Die Studierenden der Fakultät für Design an der Hochschule München mit einem Auge für den richtigen Moment präsentieren hier, ihre Arbeiten zum Schwerpunkt Fotojournalismus und Dokumentarfotografie.

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Alle Projekte findest du hier!

HM Fakultät für Design | X Projekte | Plakatgestaltung

Plakate und Poster sollen den Blick des Betrachters in gewollte Bahnen lenken. In wenigen Sekunden ist die Aufmerksamkeitsspanne des Vorbeilaufenden abgelaufen. Bis dahin muss alles gesagt sein, was gesagt werden soll. Besucht man nun dieses Kollektiv an Aufmerksamkeitsködern und diese Flut der Information, kann man sich entweder zurücklehnen und staunen, oder den eigenen Blick frei den vorgeplanten Wegen der Künstler*innen überlassen.

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TUM | AJA – Architektur Jahresausstellung der Technischen Universität München 2020

Für die Jahresausstellung der Fakultät für Architektut an der TUM sind wir noch zu früh. Doch bis es am 11. August dann soweit ist lädt uns der Countdown auf der Website Tag für Tag schon einmal mit Vorfreude auf.

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Beitragsbild: Yannik Gschnell

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