Kultur, Nach(t)kritik

Wir können Blues!

Gloria Grünwald

Was treibt einen 21-jährigen Münchner dazu, sich mit Leib und Seele dem traditionellen Acoustic-Blues zu verschreiben? Das kann uns egal sein, wenn seine Musik so klingt wie bei Jesper Munk. Der Sohn von Rainer Germann (Cat Sun Flower) und der Münchner Dänin Helle Munk begeisterte gestern im ausverkauften Ampere mit drei Akkorden und einer tiefschwarzen Stimme.

Das Konzert in München war ein Heimspiel für die Band und der vorerst letzte Stopp der „For In My Way It Lies“-Tour (seinem Debut-Album). „Es war schon immer mein Traum das Ampere mal mit Leuten komplett zu füllen“, sagt der Sänger und grinst verschmitzt in die Runde, „vielen vielen Dank, dass ihr alle gekommen seid.“. Gerne bis zum nächsten Mal, Jesper!

Als Aufwärmprogramm gab das Acoustic-Folk Duo Ouzel Ι Finch ihr Programm zum Besten. Ebenso wie Jesper Munk in München verwurzelt, liegt die Stärke von Esther Adam und David Bhulapatna besonders in den leiseren Tönen. Mit zweistimmigem Gesang, Acoustic-Gitarre und Ukulele verwandelten sie das Ampere in ein gemütliches Wohnzimmer. Trotz des anfänglich noch etwas unruhigen Publikums setzten sich die beiden mit ihren sanften Melodien gegen den Lärmpegel durch und hatten spätestens bei den etwas fetzigeren Songs in der zweiten Hälfte ihres Auftritts die volle Aufmerksamkeit. Bemerkenswert eingängig das Stück „Liquid Embrace“, das bereits in anderer Version auf einer DJ-Platte erschienen war.

©Sarah Göbel

©Sarah Göbel

Nach einer kurzen Umbaupause dann endlich der Hauptact des Abends. So außergewöhnlich der Name – Jesper – so außergewöhnlich ist auch sein Träger. Schließt man nur kurz die Augen und lauscht, fühlt man sich in eine rauchige Spelunke irgendwo in den USA versetzt, wo ein vielleicht mittelalter Künstler mit einer von Whisky und Zigaretten gekennzeichneten Stimme seine herzzerreißenden Lieder singt. Obwohl aber erst unfassbare 21 Jahre alt, haut Jesper mit seiner Stimme Töne raus, dass es einem regelrecht die Sprache verschlägt. Besonders bei ruhigeren Stücken wie „Seventh Street“ oder „Drunk On You“ kommt diese besonders schön zur Geltung und es herrscht Gänsehautstimmung im Raum. Richtig Abtanzen zu rockiger E-Gitarre und viel Schlagzeug lässt Jesper uns auch – bei Songs wie „Hungry For Love“ erreicht die Stimmung ihren Höhepunkt.

©Gloria Grünwald

©Gloria Grünwald

Der Sound von Jesper Munk hat etwas Ursprüngliches, die Haupteinflüsse liegen im Blues, Rock, Soul und Folk. Und mit diesen wunderschönen Klängen bringt Jesper eben die Musik wieder auf die Tagesordnung, die für viele meiner Generation immer eher ein Fremdwort gewesen ist.

Website von Jesper Munk
Mehr von Ouzel I Finch