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Beck’s Woche Teil 1

Sebastian Beck
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Beck's Woche

Wochenkolumne

Was diese Woche außerhalb Münchens so alles geschah – aber trotzdem auch in München Gesprächsthema ist.

Diese Woche ist so voller Wechselhaftigkeiten, dass man gar nicht weiß, ob man jetzt in Stockholm respektive Oslo in Sachen Nobelpreisen, in Rom in Sachen italienische Rechtssprechung, in diversen bundesdeutschen Koalitionsrunden oder doch im Moskauer Luschniki-Park beginnen soll.

Welcome to Jamaica! Dieser zusätzliche Hinweis soll in den kommenden Wochen an die Landesgrenzenschilder des Saarlands geschraubt werden, wenn dort wirklich zum ersten Mal in der Geschichte dieses unseres Landes eine Landesregierung aus CDU, FDP und den Grünen zustande kommen sollte. Natürlich beeilen sich alle Beteiligten und vor allem die Nicht-Beteiligten zu betonen, dass das Ganze rein überhaupt gar nichts mit der Bundespolitik zu tun hat. Sicher stimmt: Vor allem Peter Müller und Oskar Lafontaine sind verantwortlich. Der geschlagene CDU-Ministerpräsident setzt konsequent auf seine letzte Chance und kommt den Grünen entgegen wie es nicht einmal der mit den Grünen regierende Bürgermeister von Hamburg machen muss. Letztendlich ausschlaggebend war aber Oskar Lafontaine, der in dieser Woche den Fraktionsvorsitz der Linken im Bundestag abgab, und ankündigte, sich mehr um das Saarland zu kümmern. Das sahen die Grünen als deutliche Drohung. Ohne Oskar geht im Saarland halt nichts.

Auch auf Bundesebene gehen die Verhandlungen zwischen Union und FDP zwecks neuer Regierung weiter. Wir möchten dabei der FDP mit auf den Weg geben, was der Vorsitzende Westerwelle bei der Verabschiedung des Wahlprogramms am 17. Mai 2009 in Hannover sagte. „Wir Liberale werden einen Koalitionsvertrag nur unterzeichnen, wenn darin ein niedrigeres, einfacheres und gerechteres Steuersystem aufgeschrieben worden ist, weil mit der Abkassiererei der ganz normalen Bürgerinnen und Bürger es ein Ende haben muss in Deutschland. Das ist unser Wort, das gilt.“

Wir sind Nobelpreisträger! Kurzzeitig jubelten da selbst die enttäuschten Berliner Fußballfans, dass ihre Hertha doch mal wieder was gewonnen hat. Doch die Freude währte nicht lange, als sie feststellen mussten, dass es sich bei der Gewinnerin des Literaturnobelpreises viel mehr um eine gewisse Herta Müller handelt. Über sie war kurz nach der Preisbekanntgabe auf Wikipedia angeblich zu lesen: „Herta Müller ist eine deutsche Schriftstellerin. 2009 gewann sie den Literatur-Nobelpreis.“ Ende. Armer Philip Roth. Das wird wohl nichts mehr.

Aber es haben ja genug US-Amerikaner einen der noblen Preise eingefahren. Elinor Ostrom und Oliver Williamson im Fach Wirtschaft für ihre Erkenntnisse in Sachen Gemeinschaftseigentum. Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak für ihre Erbgut-Forschung, ja und der Friedens-Nobelpreis geht an einen gewissen Barack Obama. Und was gab das für Diskussionen, weltweit, vor allem aber in seinem eigenen Land. Natürlich hat Obama diesen Preis nicht für Geleistetes verdient. Sagt er ja auch selbst. Doch ist es Obama in den letzten Monaten gelungen, friedensförderliche Themen wieder mehr ins Gespräch zu bringen (also ganz im Sinne Alfred Nobels). Was im Kontrast zu seinem Vorgänger natürlich einfach war und es noch die Frage sein wird, was die Reden, Vorschläge und Angebote Obamas tatsächlich bringen werden. Außerdem gilt es ja noch, den ein oder anderen war on terror zu beenden und das ein oder andere Gefangenenlager aufzulösen. Was wir jetzt schon aber lernen können: Bis auf wenige Ausnahmen (John McCain) sind die Republikaner in den USA ganz schöne Stinkstiefel.

Mit innenpolitischen Problemen hat auch unser Freund Silvio Berlusconi zu tun. Nein, diesmal sind es keine Affären mit 17-Jährigen, die dem Mitsiebziger angedichtet (?!) werden. Da hat sich doch tatsächlich ein italienisches Gericht erdreistet, ein Gesetz zu kippen, das den vier höchsten Politikern Italiens Immunität gegen Strafverfolgung zugesichert hat. Wie kann man denn bitte regieren, wenn man sich ständig in Prozessen wegen Steuerhinterziehung und Bestechung und so weiter verantworten muss?

Thielemann wechselt von München nach Dresden! Aber Moment: Ist das Transferfenster überhaupt schon offen? Und bei welchem Verein spielte dieser Thielemann gleich noch mal? Nein, nein: Um den Fußball geht es weiter unten, hier noch mal ein bisschen Hochkultur: Bisher schwenkte Christian Thielemann den Taktstock bei den Münchner Philharmonikern, doch nach langem Streit um seinen neuen Vertrag zieht Thielemann es vor, nach Dresden zur dortigen Staatskapelle zu gehen. Und damit verliert München definitiv eine Attraktion.

Zum Sport: Wenn selbst Chefkritiker wie Günther Netzer ausschließlich lobende Worte für die deutsche Nationalelf finden, muss schon was Tolles passiert sein: In der Tat reichte gegen Russland eine konzentrierte Leistung und das ein oder andere Wegsehen des Schiedsrichters für die vorzeitige Qualifikation für die WM in Südafrika. Glückwunsch Burschen! Wobei, wir finden immer was zu meckern: Was ist nur mit Miro Klose los? Wann hat der bitte zum letzten Mal nach einem Torerfolg seinen Jubelsalto mal richtig gestanden? Das ist doch sicher schon mehr als 1000 Minuten her! Noch mehr Ärger also für Louis van Gaal.

Bis nächste Woche!

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