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Beck’s Woche – Teil 2

Sebastian Beck
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wocheWas diese Woche außerhalb Münchens so alles geschieht – aber trotzdem auch in München Gesprächsthema ist.

Früher ging es allen dreckig, heute geht es steil bergauf! Endlich ist Schluss mit diesem ganzen Krisengerede. Der Dow Jones kletterte mal wieder (kurzzeitig) über die 10-tausender Marke, führende Wirtschaftsforscher und auch der noch amtierende Wirtschaftsminister rechnen mit einem Aufschwung im kommenden Jahr und auch die arg gebeutelten Banker in den USA dürfen sich wieder über Bonuszahlungen freuen.

140 Milliarden Dollar überweisen Investmentbanken, Fonds und Vermögensverwalter in diesem Jahr an ihre Mitarbeiter. So viel wie noch nie zuvor. Ein wirklich gutes Zeichen, dass das mit der Krise doch gar nicht so wild war. Und das haben die Angestellten sich ja wirklich verdient. Gut, der ein oder andere Laden überlebt nur, weil der amerikanische Staat fleißig Dollars reinpumpt. Aber die in Washington geben ja ständig Geld für unnütze Dinge aus. So wie die Milliardenhilfe für Pakistan. Dass es dort Bevölkerungsteile gibt, die Hilfe brauchen, wollen wir gar nicht bestreiten. Aber es ist schon seltsam, wenn kurz danach die pakistanische Armee mit einer Offensive gegen die Taliban beginnt, die dort nur als die Mutter aller Schlachten bezeichnet wird.

Was passiert mit einer Arbeitnehmerin, der man ausdrücklich sagt, sie darf keine Essensreste aus dem Altenheim mitnehmen und man erwischt sie trotzdem dabei? Na klar: fristlose Kündigung natürlich. Das sieht auch ein Arbeitsgericht in Baden-Württemberg so, und dabei spielt es auch keine Rolle, dass die paar Maultaschen, die die 58-jährige Altenpflegerin mitgenommen hat, keine vier Euro wert sind. Und auch nicht, dass die Frau seit 17 Jahren dort gearbeitet hat. Dumm für die Frau: Hätte sie nachgegeben und den vorgeschlagenen Vergleich angenommen, dann hätte sie jetzt wenigstens noch einen fünfstelligen Betrag auf dem Konto gehabt.

Ja, ja, die Koalitionsverhandlungen. Am Wochenende musste sogar das Beichtstuhlverfahren angewendet werden, und trotzdem sind weite Teile von Union und FDP nicht katholisch geworden. Ob die Einzelgespräche zwischen Merkel, Seehofer und Westerwelle mit den jeweiligen Chefs der Verhandlungsgruppen vergleichbar waren mit den peinlichen Befragungen vor Hexenprozessen, wissen wir auch nicht. Ein bisschen Sorge macht uns lediglich, dass die erste Einigung zwischen Schwarz und Gelb sich um Dinge in Sachen Langzeitarbeitslosigkeit drehte, um Schonvermögen von Hartz-IV-Empfängern etwa. Irgendwie alles nicht sehr ermutigend.

Aber wenigstens dürfen wir uns demnächst über Steuersenkungen freuen! Weil ja versprochen. Um es noch einmal mit den unsterblichen Worten zu sagen: „Wir Liberale werden einen Koalitionsvertrag nur unterzeichnen, wenn darin ein niedrigeres, einfacheres und gerechteres Steuersystem aufgeschrieben worden ist, weil mit der Abkassiererei der ganz normalen Bürgerinnen und Bürger es ein Ende haben muss in Deutschland. Das ist unser Wort, das gilt.“ (G.W., 17. Mai 2009 in Hannover et. al.)

Wer im Kiosk am Münchner Hauptbahnhof nach der Intellektuellenzeitung „Lettre International“ suchte, bekam diese Woche nur ein sehr ausgeleiertes Exemplar. Gerade ab Seite 197 taten sich gewisse Abnutzungserscheinungen auf, denn viele wollten wohl das dicke teure Heft nicht kaufen, aber schon wissen, was dieser Bundesbanker namens Sarrazin da nun wirklich so alles über Ausländer in Berlin, deren Integrationsunwilligkeit und dem „Produzieren von Kopftuchmädchen“ erzählt hat. Unbestritten ist: Es gibt in Deutschland vielfältige Probleme mit der Integration, die in den kommenden Jahren nicht weniger werden. Außerdem stellt sich die Frage, ob die Bundesbank in einem Land, das die Meinungsfreiheit hoch hält, mit der öffentlichen Degradierung Sarrazins besonders souverän agiert hat. Aber: Herr Sarrazins Aussagen in den mehrseitigen Interview haben nicht nur Grenzen überschritten, er rechtfertigte seine Aussagen mit Statistiken (90 Prozent der Araber lehnen den deutschen Staat ab), die es so gar nicht gibt. Aber der Applaus von so vielen Seiten zeigt: Es gibt noch einiges zu tun in der Integrationspolitik. Und: Das Ganze wäre in der Öffentlichkeit wohl nicht so diskutiert worden, hätte sich Sarrazin nicht so krass ausgedrückt.

Zum Sport: Der FC Bayern beendet seine Torflaute, gewinnt und es gibt trotzdem Ärger: Weil der Müller derzeit zu gut ist und schon als A-Nationalspieler gehandelt wird. Das belebt die eigentlich schon eingestellte Abteilung Attacke. Uli Hoeneß will nicht, dass der junge Müller jetzt himmelhochjauchzend hochgejubelt wird, um dann bei eventuell eintretender Formschwäche zu Tode betrübt fallengelassen zu werden. Durchaus nachvollziehbar ist das schon, aber bei allen Problemdiskussionen der letzten Wochen gehört so was zur anderen Art. Endlich mal wieder einen Sieg hat der TSV 1860 eingefahren. Und dabei hat uns nicht nur der Cousin von Messi, sondern auch ein gewisser Mlapa gut gefallen.

Zum Schluss noch Glückwünsche an Jenson Button. Hätte vor der Formel-1-Saison auch keiner geglaubt, dass er Weltmeister wird. Aber wir haben uns ehrlich gesagt auch keine Formel 1 ohne Herrn Briatore vorstellen können.

Bis nächste Woche!

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