Harry Klein macht zu
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Das Harry Klein macht zu – Wer Clubs abreißt, baut dort Hotels

Yannik Gschnell

Jetzt ist es durch. Oft genug konnte man in den letzten Jahren lesen, dass es vorbei wäre. Nun ist die Entscheidung final. Das Harry Klein muss die Sonnenstraße nach über zehn Jahren verlassen. Der Mietvertrag wird nicht weiter verlängert. Am 31. Dezember diesen Jahres ist Schluss. Wenige Monate bleiben dem Harry Klein zwar noch, doch ob wir alle dort noch ein letztes Mal tanzen können, muss der Freistaat entscheiden.

Anstelle des Harry Kleins, planen die Projektentwickler und Investoren, auf dem Areal ein Hotel zu bauen. Kaufen, Abreißen, Bauantrag, Hotelbau. Die Frage ist nur: Für wen? Denn auch wenn die Münchner Innenstadt offenkundig nicht für uns, die Münchner*innen, ausgestaltet wird, kann man sich doch die Frage stellen, ob potentielle Besuchende nicht lieber ins Münchner Nachtleben eintauchen wollen würden, anstatt zwischen all den neuen Hotels nach dem Shoppingtrip das eigene nicht mehr zu finden.

“Es würde doch niemand auf die Idee kommen, ein Museum oder ein Opernhaus für ein Hotel abzureißen.”

Anfang des Jahres ging ein Ruck durch die Clubszene in Deutschland, der Bundestag hatte beschlossen, dass auch Clubs fortan, als Kulturstätten anerkannt werden sollen. Damit würden sie die selben Privilegien erhalten, wie beispielsweise Theaterhäuser. Allein die Bundesregierung hat das so noch immer nicht umgesetzt.

Uns hätte das auch nicht gerettet,” so Peter Fleming, der Geschäftsführer des Harry Klein. Doch es wäre ein Zeichen der Anerkennung gewesen, ein bewusster Schritt gegen das Clubsterben. “Niemand würde auf die Idee kommen ein Museum abzureißen für einen wirtschaftlichen Betrieb. Den Aufschrei würde ich gerne mal hören.” Natürlich folgt auch das Harry Klein einer wirtschaftlichen Logik, doch mit einer ganz klaren kulturellen Ausrichtung.

Auch die Stadt München muss sich die Frage gefallen lassen, warum sie so etwas zulässt. Sind es wirklich die Investoren, die sich an unserer Stadt bereichern, die uns allen hier den größten Mehrwert bringen, unsere Stadt lebenswerter machen. Oder sind es Orte wie das Harry Klein, seit 2003 in München, angefangen in den Optimolwerken, mittlerweile Instituition für subkulturelles, geschütztes und freies Miteinander für alle.

Doch die Nachfrage der Stadtgesellschaft nach genau solchen Orten bleibt. So müssen nun eben weiter, die Isar, die Türkenstraße oder der Gärtnerplatz herhalten als Substitut, während Clubs trotz vorhandenen Öffnungskonzepten weiter geschlossen bleiben müssen.

Die Kollektivgärten bleiben!

Über die letzten eineinhalb Jahre Pandemie kam es, gewachsen aus der Not, auch zu einer nie dagewesenen Vernetzung und Solidarität zwischen den Clubs in München. “Natürlich kannte man einander, doch über die vergangenen Monate haben wir uns alle noch so viel intensiver kennengelernt,” erklärt Peter Fleming. Livestreams wurden gesendet, man hörte einander zu, gründete eine Genossenschaft, setzte sich politisch ein, schloss sich zusammen und besetzte Räume in der Stadt.

Das Ergebnis dieser Arbeit zeigt sich in den Kollektivgärten, die das Münchner Stadtleben auch über diesen Sommer hinaus bereichern werden. Am Samstag kommt mit Haralds Kollektivgarten gleich noch einer mit dazu. Der Technogarten wird wie letzten Sommer im Weißenseepark residieren. Morgen am 24.07 um 14:00 gehts los. Mit dabei sind Lueasa, Podcaster, Kool & Kabul und Otto Under.

So schön die Kollektivgärten auch sind, natürlich lassen auch diese Orte nur erahnen was wir seit so langer Zeit vermissen. In den Worten von Peter Wacha (Rote Sonne): “Das hautnahe, unmittelbare fehlt total, der Tanz, der Geist, der in der Luft liegt, der Zufall…” Bis dahin bleibt uns nur zu hoffen, dass die Landesregierung ihr Versprechen, Cluböffnungen im Herbst, einhalten wird – für ein paar letzte große Nächte in der Sonnenstraße 8.


Beitragsbild: © Photo by Sam Moqadam on Unsplash

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