Clubs
Aktuell, Kultur

Ein Jahr ohne Clubs: “Wenn wir wieder dürfen, sind wir bereit!”

Yannik Gschnell


Seit einem Jahr ist Ruhe eingekehrt in unseren Lieblingsclubs und Konzerthäusern. Einzig Streamingveranstaltungen, wie beispielsweise aus dem Harry Klein geben uns eine Ahnung von dem was uns gerade fehlt. Doch auch diese kurzen Teaser sind nicht mehr als eine Erinnerung, an das gemeinsame Tanzen, die gemeinsame Ektase.

Wir haben die Gelegenheit genutzt und bei den Clubs nachgefragt, wie sie auf das Jahr 2020 zurückblicken – doch noch viel wichtiger, wie sie nach vorne blicken, denn es muss immer weiter gehen.

Anfang der Woche haben wir bereits mit einem Münchner Künstler über das Lockdown Jubiläum gesprochen, unser Interview mit HDSN findest du hier.

Muffatwerk

“Der Rückblick ist bis auf den letzten Sommer von viel Leere geprägt. Es ist natürlich bitter, das Muffatwerk solange in einem Pandemieschlaf erleben zu müssen. Der Ausblick ist für uns aktuell gleich schwierig und nervig, da die Politik es nicht schafft ein Konzept auf die Beine zu stellen und das Impfen konsequent auf den Weg zu bringen. Daher plant man viel, um es dann kurz vorher verschieben oder absagen zu müssen. Anstatt gutes Programm anzubieten, was unser eigentlicher Antrieb und Auftrag ist, ringen wir mit Anträgen und möglichen Nutzungen für die Bühnen, um überleben zu können.

“An Ideen für die Zukunft mangelt es uns nicht.”

Wir bemühen uns im Rahmen des Möglichen etwas Kunst und Kultur anzubieten, was aber schwierig ist, da keiner sagen kann was morgen oder kommenden Monat zugelassen wird. An Ideen für die Zukunft mangelt es uns nicht: die Musik entwickelt sich immer weiter und bringt neue Künstler*innen und Stile hervor und die großen Themen wie Natur, Umwelt, Urbanität, neue Technologien, sowie Multikulturalität und Diversität wollen nach dem ganzen Stillstand dringend durchleuchtet werden. Ob Performances oder Festivals, uns fehlen Veranstaltungen auf jeder Ebene, egal ob zur Freude oder Inspiration, eins ist aber absolut sicher, wenn wir wieder dürfen, sind wir bereit unseren Gästen viel Kultur anzubieten und den Künstler*innen ihre sehnlichst vermissten Bühnen zurück zu geben. Diesen Drang kann die Pandemie nicht auslöschen!”

Milla Club

Das letzte Jahr war zwischendrin recht cool in der Milla: Wir hatten den Kiosk, dann unseren kleinen Biergarten, und zuletzt die Telemilla Liveübertragungen. Es betrübt, wie wenig persönlichen internationalen Austausch es zurzeit gibt, und wie wenig Schichten es für die Techniker und Barleute gibt. Trotzdem schauen wir gerne in die Zukunft, denn wir haben einiges vor, auch dieses Jahr. Unter anderem schrauben wir gerade an der Umsetzung einer Draußen-Bühne im Sommer.”

Harry Klein

“In der Woche vor dem offiziellen Beschluss die Clubs zu schließen saßen wir – die Betreiber des Harry Klein – täglich zusammen und überlegten und diskutierten wie wir mit der damaligen Situation umgehen können. Die Nachrichten überschlugen sich und nachdem wir am Mittwoch, den 11.03.2020 noch geöffnet hatten, beschlossen wir den Club am 12. März nicht mehr zu öffnen. Wir konnten dies aus moralischen und gesellschaftlichen Gründen nicht mehr vertreten.

Gleichzeitig stellten wir uns die Frage, wie es denn für die Menschen–- die Clubgänger*innen, unsere Gäste – sein wird, nicht mehr ihren gewohnten Clubbesuch am Wochenende zu feiern. Uns war bewusst, dass hier ein Leere entsteht. Sofort kam die Idee auf Livestreams, die wir aus dem Club senden. Nach Absprache mit den lokalen DJ-Künstler*innen & VJ*s und der Klärung der technischen Umsetzung konnten wir bereits eine Woche später am 18. März mit dem ersten Livestream auf Sendung gehen.

“Wir bleiben voller Hoffnung.”

Wir erlebten sehr viel Solidarität. Techniker*innen und Künstler*innen und viele selbst geleistete Arbeitsstunden ermöglichten uns dem Publikum ein kontinuierliches Livestream-Programm anzubieten. Die ersten staatlichen Hilfen sicherten uns den Erhalt der Spielstätte und die Vermieterin zeigte sich nach einer zuerst zögerlichen Phase hilfsbereit und kam uns entgegen. Die Crowdfunding Kampagne „Harry Klein – Ich Mach Mit“ brachte uns und den mitmachenden Künstler*innen finanzielle Mittel. Dafür sind wir allen Unterstützer*innen sehr dankbar.

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Dieser Zustand hält an. Die finanzielle Absicherung für den Club ist durch das bayerische Spielstättenprogramm gewährleistet. Wir hoffen für uns, für die vielen Kulturschaffenden und unsere Gesellschaft, dass wir diese Pandemie gemeinsam in den Griff bekommen. Und wir planen weiter. Inzwischen entsteht aus dem Zusammenschluss mit den Künstler*innen-Kollektiven eine Genossenschaft die den Kollektivgarten im Weißenseepark plant. Die Zusage für ein weiteres Projekt ist eingetroffen. Wir bleiben also insgesamt voller Hoffnung.

Die ganze Pressemitteilung zum Lockdownjubiläum des Harry Klein findest du hier.

Rote Sonne

Konzerte, Theater, Kunst via Streaming – das funktioniert nur bedingt und ist nur ein Teaser fürs Echte (hat ja Boilerroom schon gezeigt). Das hautnahe, unmittelbare fehlt mir total, der Tanz, der Geist, der in der Luft liegt, der Zufall… Ich möchte wieder laut Musik hören, sie körperlich spüren, Freunde treffen, neue Gesichter sehen, mich auf der Tanzfläche fallenlassen, zusammen philosophieren und Spaß haben.”


Beitragsbild: ©Harry Klein

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