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Das war 2020: Ein Jahresrückblick in Bildern
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Bald ist es vorbei, dieses längste Jahr seit wir denken können. Dieses Coronajahr, das unser aller Leben so dermaßen durcheinander gebracht hat, dass wir wohl auch nach dem Abklingen der Pandemie (Hallo Impfstoff, hier ist mein Arm!) noch ein Weilchen brauchen, um uns zu sortieren.
Was da manchmal hilft ist ein Blick zurück, und da entdeckt man dann hier und da doch wieder Altbekanntes und so etwas wie, ähm, Normalität?
Januar: Auf einen Drink im Goldenen Reiter
Ja genau, so war das damals, vor Ewigkeiten: Wir saßen zusammen, dicht gedrängt in muffigen Clubs und Bars und haben gefeiert, ohne auch nur einen Gedanken an so verrückte Dinge wie Aerosole und Abstandsgebote zu verschwenden. Weird.
Februar: Freitags fürs Klima auf die Straße
Wir gingen auf die Straße fürs Klima und das mit dem Bedecken der Gesichter hatte in dem Kontext noch eine ganz andere Bedeutung. Immerhin so etwas wie eine positive Erkenntnis der Pandemie: CO2-Emissionen können auch sinken.
März: Das Ende der Normalität
Spätestens im März war das, was als seltsame Lungenerkrankung irgendwo in China um den Jahreswechsel begonnen hatte, auch in München angekommen und hat auf einen Schlag alles verändert. Wir hörten plötzlich Podcasts mit Virologen-Expertise, diskutierten über Masken, Händewaschen und Abstandsgebote. Gleichzeitig war auch eine erste Welle der zwischenmenschlichen Solidarität spürbar.
April: Die Entdeckung der Langsamkeit
Wir brauchen ein Weilchen, bis wir uns an diese neuen Regeln gewöhnen. Darf man jetzt raus und Spazieren gehen, Sport treiben und Freunde treffen? Oder darf man auf einer Parkbank sitzen und ein Buch lesen? Für die, die es sich leisten können, bedeuten die neuen Regeln eine Gelegenheit zur Entspannung, zur Entdeckung neuer Hobbys (Hallo Sauerteig-Freaks) und Introspektion. Für alle anderen: aufgezwungenes Nichtstun und Existenzangst. Das Virus lässt die Unterschiede in unserer Gesellschaft umso krasser zu Tage treten.
Mai: Wir arrangieren uns mit Corona
Spätestens jetzt wird langsam allen klar, dass dieses Virus unseren Alltag so schnell nicht verlassen wird. Diese Not macht erfinderisch und kreativ. Die wärmeren Temperaturen und zunehmenden Sonnenstunden helfen etwas bei diesem Arrangement.
Juni: Weltweite Solidarität
Auch wenn es zugegebenermaßen heute etwas schmerzt, Bilder von solchen dicht gedrängten Menschenmassen zu sehen (trotz Maske): die globale Solidarität mit den Opfern tödlicher rassistischer Polizeigewalt lässt in München Tausende, vor allem junge Menschen auf die Straße gehen und demonstrieren. Ein Bild das zeigt: es muss was passieren. Und auch: München ist diverser als Schicki-Bussi-Lederhosen und es tut sehr gut, das hin und wieder zu sehen.
Juli: So etwas wie Sommer in der Stadt
Die Stadt bemüht sich redlich, so etwas wie Kulturleben in diesem verrückten Sommer möglich zu machen. Konzerte im Olympiastadion und auf der Theresienwiese, Fahrgeschäfte und Budenzauber auf Plätzen überall in der Stadt. Da liegt die Frage nahe: Warum eigentlich nicht jedes Jahr?
August: Hotspots und Partylaune
Ja wo soll man denn auch hin, wenn man sich drinnen nicht treffen und feiern darf? In dieser Stadt, wo sowieso viel zu wenig Platz ist für jugendlichen Übermut? Was zu normalen Zeiten schon allwochenendlich für rote Köpfe bei den reichen “Ruhe-jetzt-oder-ich-rufe-die-Polizei”-Anwohner*innen des Gärtnerplatzes sorgt, ist in einer Hochdrucksituation wie Corona natürlich umso heikler, wie sich im August zeigte.
September: Denn sie wissen nicht, was sie tun
Was sich schon zu Beginn hier und da abzeichnete, wird im Spätsommer endgültig zum Phänomen, dem medial viel (natürlich viel zu viel) Beachtung geschenkt wird: Die selbsternannten “Querdenker”, Gegner*innen aller Corona-Maßnahmen, die sich im Brustton der Empörung von einer Diktatur gegängelt sehen. Und sich nicht zu doof sind, sich mit Verfolgten der NS-Zeit zu vergleichen und öffentlich rumzujammern. Ganz ehrlich: Kein Fußbreit dieser ekligen Eso-Reichsbürger-Impfverweigerer-Nazi-Suppe.
Oktober: Ohne Kunst ist’s still
Diese Demonstrant*innen hingegen, die sich allergrößte Mühe geben und die Abstands- und Sicherheitsgebote einhalten, kann man verstehen: Für Kulturschaffende bedeuten die Corona-Maßnahmen nämlich seit März de facto ein Arbeitsverbot. Was man ja akzeptieren könnte, wenn denn die Staatsregierung auch verstehen wollte, wie die Situation von freischaffenden Künstler*innen wirklich ist und ihre Hilfen entsprechend ausgestalten würde.
November: Nochmal Abtauchen
Der Winter steht vor der Tür und oh, Überraschung: Ist das ein Anstieg in deiner Infektionskurve oder freust du dich einfach, mich zu sehen? Die zweite Welle ist da. Und sie wird heftiger als die erste im Frühjahr. Was Experten schon im März vorausgesagt haben, trifft für viele Politiker jetzt “überraschend” ein und lässt uns die kleinen Freiheiten des Sommers schnell vergessen. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont: Die rasante Entwicklung mehrerer Impfstoffe und deren baldige Zulassung.
Dezember: Schnee und Shutdown
Der “Lockdown light” war für die Pandemiebekämpfung etwas so effizient wie Cola Light zur Bekämpfung von Übergewicht. Jetzt kommt halt der harte Shutdown, bis ins neue Jahr hinein. Da kämpfen wir uns durch, treffen möglichst wenig Leute und nur den engsten Kreis zu Weihnachten und sehen uns dann alle im neuen Jahr wieder, ok?
Danke: SZ Photo Bildagentur
Dieser Artikel, mit diesen sehenswerten Bildern aus dem vergangenen Jahr hier in München, wurde uns ermöglicht durch die Bildagentur der Süddeutschen Zeitung, die uns auf diese Weise in unserer Suche nach finanzieller Unterstützung für unser Printmagazin helfen wollte. Wir sagen: Dankeschön euch und all den fantastischen Fotograf*innen, die diese Bilder gemacht haben.
Beitragsbild: © Alessandra Schellnegger, SZ Photo.