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#Datingstories aus München – Part 1

Kennt ihr das, wenn ihr nach zwei Minuten eines Dates schon wisst, dass das nichts wird? Tja, davon gibt es leider so Einige. Wir haben unsere Community nach ihren schönsten, schlimmsten und skurrilsten Dating-Erfahrungen in München gefragt. Im ersten Teil unserer #Datingstories erzählen euch drei Leserinnen von ihren, sagen wir mal sehr besonderen, Dates.

Das 50-Minuten-Date

Wir treffen uns an einem Samstagabend am Rosenheimer Platz in Haidhausen. Ich sehe ihn aus der Entfernung und denke mir noch “Bitte nicht er, er sah doch auf seinen Tinder-Fotos viel besser aus”. Nach einem kurzen Hoffnungsschimmer und einer 360-Grad-Wendung, um zu checken, ob da nicht noch mein richtiges Date, eine Art Young Johnny Depp, an der nächsten Ecke lauert, begrüßt er mich nett und schüchtern. “Hallo Catfish” erwidere ich in Gedanken. “Shit, ich hab’ meine Kippen vergessen” sagt er mir kurz nach der Begrüßung. Er sei aber Barkeeper in einer Bar um die Ecke. Ist das Glück? Zufall? Masche? Egal, vielleicht nimmt das Date doch noch eine ganz coole Wendung. Auf dem Weg dorthin schiebe ich schon Filme, wie wir gleich alleine in einer Bar sind, er mir einen Cocktail mixt, entspannte Musik anmacht, wir vielleicht Billard spielen und zusammen tanzen – und er doch noch zu McDreamy wird. Dann schließt er plötzlich die Tür der “Bar” auf. Über dieser leuchtet ein rot schwarzes Schild. Ich muss ein paar mal blinzeln, weil ich hoffe, dass sich die Buchstaben zu einem anderen Wort formen. Aber nein, da steht groß und deutlich “tipwin”. Eine Sportwettenbar. An einem Samstagabend. Mit einem Typen, den ich semi-attraktiv finde. Ich glaube, er hatte eine ähnliche Vorstellung von uns beiden hier alleine, wie ich in meiner Utopie vor fünf Minuten, denn er fragt mich mit einem Grinsen: “Na, hast du Lust hier zu bleiben?”

Flash-Forward: So schnell wie wir in der Bar waren, waren wir auch wieder draußen. Das Date ging ganze 50 Minuten. Wir haben uns nie wieder (zusammen bei Tipwin) getroffen.

-weiblich, 25

Only yes means yes!

Nach einer langjährigen Beziehung hat mich die Neugier auf Dating in München dazu gebracht einer spontanen Kaffee Einladung in der Bibliothek von einem mir bisher Fremden einzuwilligen. Aus Kaffee in der Maxvorstadt wurden auf seinen Vorschlag hin dann doch Drinks in der Fox Bar (na klar).

Ich habe generell noch nie viel gedated und die Do’s und Don’ts sind mir nicht so geläufig. Aber nachdem ich schon bei der Begrüßung gerade so einem Kuss ausgewichen war und noch während der Einstiegsfrage nach der Heimat eine Hand auf meinem Bein lag, beschlichen mich doch Zweifel. War ich einfach nach über drei Jahren Beziehung zu empfindlich und spießig geworden oder war das der richtige Moment um klare Grenzen zu kommunizieren? Ich beschloss die zu dem oberflächlichen Gespräch völlig unpassenden Berührungen erstmal über mich ergehen zu lassen (ohne Reziprozität würde wohl hoffentlich für ihn irgendwann der Groschen fallen) und dem ganzen eine Chance zu geben.

Nach einem Ortswechsel auf ein Eis bei Ballabeni und dann zu den Pinakotheken hatte ich allerdings genug und entfernte höflich meine Beine aus seinem Griff. Der Blick, den ich erhielt machte mir ein für alle mal klar: Das war auch unser letztes Date.

weiblich, 22

Ein Abend, zwei Gschichtn aus’m Tindergarten

Ich kam von einem wundervollen spontan Date mit einem Mann in der Blüte seines Lebens. Ende 30. Um das nebenbei anzumerken: Ende 30 ist wie Ende 20 nur mit mehr Geld, ergo nur halb so beschissen. Ich kam also von diesem Date. Wir waren im Bayerischen Hof. Ihr wisst schon Weißwein neben dem Tisch im Kühler, Risotto im Hummersud und jede menge Unterhaltung durch das Schauspiel der silikonbehangenen Damen und deren Begleitungen. Er setzte mich in seinem Porsche 911 vor meiner Haustür ab. Ich kam also von einem illustrem Date, wollte die Haustür aufsperren, als eine Nachricht von einer noch nicht getroffenen Tindebekanntschaft auf meinem Handy aufleuchtete: “Lust auf Abendessen?”. Natürlich hatte ich Lust auf Abendessen. Sind wir ehrlich diese Kinderportionen in Münchens Schickeria-Gastronomien, machen doch keinen satt.

Also setzte ich mich in den Bus Richtung Giesing. Es gab einen kleinen Zwiespalt in mir, da der Herr Mitte 55, George Clooney Verschnitt, nicht den Eindruck machte sich in Giesing niedergelassen zu haben. Bei Giesing fällt mir nur eines ein – Einmal Löwe immer Löwe – aber weiter im Text. Ich fuhr also mit dem Bus an der schönen Tegernseerlandstraße vorbei, bis hinter zum guten alten Schinken Peter. Im nachhinein hätte ich einfach aussteigen sollen um dort Schinkennudeln mit Ketchup zu essen, anstatt wie jetzt an der Stelle unserer Geschichte in den Aufzug des Neubaus zu steigen um in das dortige Penthouse zu fahren.

Ich stieg aus dem Aufzug aus und da stand er in seiner vollen Pracht. Ich war einfach zu höflich um auf dem Absatz kehrt zu machen, als ich sah, dass die Bilder eine absolute Lüge waren. Mir machte im Prinzip ein Matthias aus Germering die Tür auf. Gekleidet in einen Trachtenjanker, einer unter seinem Bauch hängenden Hose und ausgelatschten Lederslippern. Und rein gings in die gute Stube. In der 200 Quadratmeter Wohnung brannte genau eine Lavalampe. Ab diesem Zeitpunkt hätte ich meine Höflichkeit über Bord werfen und einfach nur noch laufen sollen. Ich ließ mir jedoch lieber die Wohnung zeigen in der überall irgendetwas auf dem Boden lag. Von Socken bis getragenen Boxershorts, die einem 16-Jährigen gehört hätten können. Es ging an das sich Setzen und da es nur eine Couch und ein Bett gab, quetschte ich mich an einen art Barhochtisch, auf dem etliche Sachen gestapelt waren. Ich war ja der Annahme wir würden etwas kochen oder er hätte gekocht. War beides nicht der Fall, also bestellten wir Pizza. Ich dachte, super das dauert circa 20 Minuten, 10 Minuten essen und noch 10 Höflichkeitsminuten – das halt ich aus. Wir warteten eins komma fünf Stunden auf die Pizza, die er nutzte um mir von seiner Arbeit zu erzählen. Kennt ihr die, die Staubsauger an Türen verkaufen? Er machte sowas ähnliches, nur mit Spritzen, Frauenarztstühlen etc. Während seine Augäpfel sich beim Reden absolut furchteinflößend nach oben drehten, erläuterte er mir ganz nebenbei auch seine Marketingstrategien, auf die ich nun nicht genau eingehen werde, weil sie genau so lächerlich sind, wie der Trüffel auf der Trüffelpizza im Hugos.

Die Pizza kam endlich und das Ende war fast in Sicht. Zum Schluss müsst ihr euch nochmal Folgendes vor Augen führen: Ich bin 26 Jahre alt, er 50 plus, wir sitzen zum Abendessen verabredet in einer unaufgeräumten Wohnung, in der eine Lavalampe brennt und essen 7 Euro Pizza von Dominos und als ich den typischen Schenkelklopfer mache um das ganze höflich zu beenden, steht er von seinem Stuhl auf, kommt zu mir rüber, legt seine Hand auf meinen Oberschenkel und sagt: “Was ist jetzt mit Schnackseln?” Meine eine Gehirnhälfte dachte in diesem Moment – wer zur Hölle hat dir in dein Gehirnkastl gschissn – die andere Gehirnhälfte rief sich jede gesehene True Crime Serie vor Augen. Und so wand ich mich gekonnt aus dem Szenario und fuhr mit dem Bus Richtung Isar.

-weiblich, 26 (hier könnt ihr sie um ein Date bitten)

Habt IHR auch eine gute Story? Dann schreibt eine Mail mit 1000-2000 Zeichen an leila@mucbook.de und seid bei den nächsten #Datingstories mit dabei!

2 Comments
  • Robert
    Posted at 08:11h, 16 August

    Also der letzten gönne ich es, gemäß dem Prinzip Karma, ja schon ein bisschen. Warum nicht dem ersten noch etwas Zeit geben oder das – so klingt es zumindest – schöne Date alleinstehen lassen und die Pizza selbst bestellen?
    Warum geht man zum ersten Date direkt in die Wohnung eines Fremden?
    Naja, Lernen durch Schmerzen. Ist ja nichts passiert.
    Ansonsten freue ich mich auf Teil zwei.

  • Sarah Hammerschmid
    Posted at 12:22h, 21 September

    Ich finde es extrem zweifelhaft und fahrlässig, zu einem Unbekannten in die Wohnung zu kommen. Aber man merkt dem Schreibstil schon an, dass da jemand nur auf den Status älterer Männer schaut und sich möglichst viel spendieren lassen möchte. Ist dann wohl das „Berufsrisiko“.

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