
Kultur, Leben
Lvstprinzip: "Ein guter Porno kann die Welt verändern!"
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Wie Porno, wo Porno? Wir haben nachgefragt: Theresa Lachner ist 28 Jahre jung und schreibt schon seit Jahren über das Thema Sex. Aus dem Rucksack heraus lebt die freie Journalistin ortsunabhängig: überall und nirgendwo, sozusagen, und frei nach dem Motto: Mach die Welt zu deiner Spielwiese! In wenigen Tagen geht ihr Blog Lvstprinzip online und wir wollten mal wissen, was Deutschland nun erwartet.
MUCBOOK: Sag mal Theresa, willst du mit deinem Blog auf den Shades-Of-Grey-Zug aufspringen oder wie kamst du auf die Idee?
Theresa Lachner: Ich wollte vor etwa sechs Jahren irgendein Praktikum in Berlin machen und bin dann zum Feigenblatt, einem erotischen Kulturmagazin, gekommen. Ich dachte mir, Sex ist doch immer interessant. Daraus gingen dann auch viele meiner anderen Jobs bei Cosmopolitan, Jolie etc. hervor. Dieses Thema kommt einfach immer wieder zu mir zurück. Beim Feigenblatt war alles ganz classy und auch mein Blog soll nicht schmuddelig werden. Und nein: Ich hasse 50 Shades of Grey. Ich schreibe schon wesentlich länger über Sex, als dieses Buch existiert und habe es damals auch ziemlich verrissen. Das ist für mich keine korrekte Darstellung von SM – oder überhaupt von zwischenmenschlichen Beziehungen.
Was genau können wir uns unter deinem Blog vorstellen? Gibst du Sex-Tipps oder wird man eher erotische Literatur finden?
Es wird kein Erlebnis-Erzählungs-Blog. Ich schreibe nicht heute auf, was gestern Abend passiert ist. Es wird sachlich, aber auch persönlich sein. Schließlich ist es nicht nur ein reiner Sexblog, sondern vor allem mein Blog, wo auch andere Themen miteinfließen. Lifestyledesign wird zu Lovestyledesign nach dem Motto: „Mach dir dein (Sex-)Leben, wie es dir gefällt“. Außerdem werden die Bereiche Reisen und Kunst zu lesen sein, zum Beispiel Aktfotografie, aber natürlich werden auch mal Toys vorgestellt.
Ist es schwer, über das Thema zu schreiben, ohne dass es gleich platt wirkt?
Es ist ‘ne ziemliche Gratwanderung. Ich finde, man kann das Thema nur mit einem gewissen Sinn für Ironie bearbeiten und muss halt auch mal doofe Wortspiele einbringen. Wenn man nicht drüber lachen kann, ist alles umsonst. Ich glaube nicht, dass es platt wird, weil ich mir schon sehr lange beruflich und privat darüber Gedanken mache und darüber blogge.
Du hast gesagt, dass es in Deutschland kaum gute Sexblogs gibt. Hast du denn ein paar englische Beispiele für uns?
Klar, bitteschön: Slutever, THE DEBRIEF, Nerve.
Wie finanziert sich der Blog?
Bis jetzt ist alles Luft und Liebe. Mir war erstmal wichtig, dass es ihn überhaupt gibt und jetzt sammle ich fleißig Fans. Dann wird es sicherlich bald Kooperationen geben, aber ich finde es schwer, jetzt schon Prognosen rauszuhauen.
Wer ist die Ziel- und Altersgruppe? Gibt es eine Ü18-Landingpage?
Es wird keine expliziten Inhalte geben, gerade auch, weil der Blog auf Facebook vertreten ist. Fotos, die nackte Haut zeigen, wird man sehen können, aber nicht in einem expliziten Kontext. Inhaltlich habe ich es bisher immer ganz gut geschafft, dass es ohne Altersbeschränkung funktioniert hat. Ich hoffe, das wird wieder genauso laufen. Ansonsten habe ich die Erfahrung gemacht, dass vor allem junge Frauen und Typen ab Mitte/Ende 30 klicken.
Den Amerikanern wird nachgesagt, sie seien prüde, dabei herrscht die größte Pornoindustrie in Hollywood. Kann man den Deutschen und ihrem Sexleben ebenfalls so einen Stempel aufdrücken? Klischeehaft werden die Deutschen im Ausland als sehr bemüht gesehen und den Frauen wird nachgesagt, sie würden sich nicht genug rasieren. “Pragmatisch und nicht richtig schön gemacht” könnte man sagen, im Gegensatz zu Italienerinnen beispielsweise. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es eben Vorurteile sind, man spricht ja auch oft von “oversexed and underfucked”, also alles nicht zu ernst nehmen.
Zu guter Letzt: Porno – ja oder nein?
PORYES – Ich sage ja zum Porno! Ein guter Porno kann die Welt verändern. Es ist wichtig, dass es eine Gegendarstellung zum Mainstream gibt – man unterscheidet bei Musik ja auch zwischen Helene Fischer und Alt-J. Zum Glück gibt es auch im Porno Menschen mit gutem Geschmack und den werde ich mit meinem Blog fördern. Keywords wären beispielsweise indie-porn, fair-trade-porn oder slow-porn.
Was ist denn bitte ein fair-trade-porn…?
Na, googelt doch mal! (lacht).
Danke, Theresa. Wir wissen nun Bescheid.
Und das ist das Gesicht dahinter.
www.lvstprinzip.de
Das Interview haben Anika Landsteiner und Alissa Münch geführt. Fotocredit: (c) Aron Tsuru
Gabi
Posted at 17:23h, 01 AprilIch bin schon sehr gespannt!
erosa
Posted at 19:22h, 01 AprilSchön, dass Theresa sich wieder im Netz dem schönsten und schwierigstem Thema Erotik widmet. Wir freuen uns schon auf interessante Artikel, die wir natürlich auch gern teilen werden. Aber nach dem Trommeln muss jetzt aber auch was Tolles kommen! Sind gespannt.
Henning
Posted at 09:04h, 14 MärzInteresssant, zu sehen, was jetzt aus Theresa und ihrem Baby geworden ist! Hut ab, sag ich da nur. 🙂
Lvstprinzip ist neben Florentine Winter und Strap on it eine der wenigen deutschen Sex-Blogs, die wirklich authentisch sind und ehrlich zu ihren Lesern, was man von ganz vielen Seiten, die mit “Sex sells” das schnelle Geld machen wollen leider nicht behaupten kann!
Danke für den kleinen Einblick in die Vergangenheit. 🙂
Henning
Thorsten
Posted at 13:36h, 06 JuniSie hat auf jeden Fall recht: „Sex ist immer interessant“ und es wird sicherlich noch viele Generationen geben, die sich entsprechend über dieses Thema informieren wollen. Ich finde es dabei wirklich wichtig, dass hochwertige Angaben zu der schönsten Nebensache der Welt geboten werden und nicht nur sexy Geschichten, um möglichst viele Klicks abzustauben. Nach dem Bericht hier auf der Seite, auch wenn dieser schon etwas älter ist, werde ich mit auf jeden Fall mal den Blog anschauen. Es gibt immer was zu lernen und ich bin auf jeden Fall willig dies zu tun.
Sarah
Posted at 19:56h, 16 JuliIch habe es sehr genossen den Text zu lesen. Gute Pornos gibt es ehrlicherweise nicht so oft. Vor allem, wenn man aus Sicht der Frau bewertet.
Leider ist die Branche nicht auf Qualität aus. Da meist männlichen Konsumenten sind auf immer neue Pornos aus und darunter leidet die Qualität enorm.
Barbara Langer
Posted at 00:35h, 22 AprilHallo Zusammen,
Vielen Dank für den Text. Wirklich interessant und wie schon Sarah geschrieben hat, gibt es wirklich sehr wenige gute Pornos. Viele sind leider wirklich schon fast eklig oder einfach nur ätzend.
Ich finde auch, das hier gar nicht auf die Qualität geachtet wird. Denn ich finde jede Arbeit, jeder Beruf bzw. jedes Hobby hat auch eine “First Class” Kategorie.
LG
Barbara
Tania Nowak
Posted at 11:07h, 12 AugustWahnsinn. Der Beitrag spricht mir aus der Seele. Bitte noch mehr davon =).
Markus
Posted at 20:48h, 30 MärzIch kann mich noch genau an den ersten Porno, den ich gesehen habe, erinnern. In diesem Moment wusste ich, dass ich schwul bin. Er hat meine Welt also wortwörtlich verändert!