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Willkommen im Yoniversum – so geht Yonimassage in München

Es wird getanzt, getastet, gestöhnt – so meine schnelle Zusammenfassung einer Yonimassage. Ich habe einen Kurs in München besucht und auf einer Skala von Scham bis Lust alles empfunden.

I want sexual healing, oh baby

Komplett uninformiert melde ich mich zu einer Yonimassage von Shakti Alchemy an. Als ich danach ein bisschen recherchiere, lese ich unter einem Instagram-Posting “Dieser Tempel bringt dir die Kraft des Ungezähmten. Ungezähmt zu sein bedeutet, dir selbst treu zu sein und zu einem Zustand zurück zu finden, der frei ist von Glaubenssätzen, Bedingungen und Konditionierungen. Du hast die Freiheit diese Limitierungen zu erforschen und loszulassen.“ Hört sich erstmal schön an. Und gleichzeitig habe ich keine Ahnung, was damit eigentlich gemeint ist. Später rufe ich eine der beiden Kursleiterinnen an, um zu erfahren, auf was ich mich eigentlich einlasse. Als sie mir sagt, dass es sicher ungewohnt sein wird, andere Frauen nackt und stöhnend zu sehen, unterdrücke ich ein hysterisches Lachen. Okay.

Ich erzähle meinen Freund*innen davon und die meisten müssen schmunzeln. „Willst du das wirklich machen?“, „Ich könnte das nicht“ oder „Irgendwie passt das zu dir“ sind die häufigsten Reaktionen. Hier sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich für alles Esoterische sehr empfänglich bin. Laut meinen Freund*innen tanze ich sexy-eso (ich würde das mal in viel Arme und viel Hüfte übersetzen), vor kurzem habe ich mir auf der Straße meine Aura lesen lassen, Co-Star checke ich täglich und letzte Woche habe ich mir Tarot-Karten bestellt. Immer so halb ernst, halb humorvoll.

Gefühlt ist das Auseinandersetzen mit der eigenen Yoni, die Selbstmassage zusammen mit anderen Frauen und dann auch noch Verbalisieren dieser Erfahrungen, gerade in München, eher noch ein Tabuthema. Man wird sofort als esoterisch slash wahnsinnig abgestempelt. Selbst ich befinde mich vor dem Kurs in einem Zustand zwischen Neugierde und Vorurteilen und gleichzeitig dem Willen, diese ein bisschen abzubauen. 

Lets get physical, physical

Ich betrete einen Raum mit Matten und Kerzenschein. Auf den ersten Blick könnte es auch ein Yoga-Retreat sein. Als eine der Teilnehmerinnen sich auszieht und sich nur einen Sarong umbindet, weiß ich: Nein, ganz sicher kein Yogakurs. Ich setze mich auf eine der Matten, stelle mein Kokosnussöl neben mir ab und warte, bis der Kurs beginnt. Die meisten Teilnehmerinnen sind zwischen 30 und 50 Jahre alt und tragen Yogapants. Noch. Ich bin fast schon ein bisschen erstaunt, dass eine Teilnehmerin genauso alt ist wie ich. Die beiden Kursleiterinnen begrüßen uns und sagen, dass sie sich auf die kommenden vier(!) Stunden freuen, auf die Om-Gesänge, das wilde Tanzen und die Selbstmassage. Die ersten zehn Minuten fühle ich mich fremd und bin die wohl unangenehmste Person im ganzen Raum. Schiebe ich einen Trip oder bin ich gerade wirklich hier? 

Wir bekommen Rosenwasser ins Gesicht gesprüht und fangen an, auf Eso-Elektro-Beats zu tanzen. Ich muss grinsen, als mir auffällt, dass sich hier alle genau so bewegen wie ich. Und plötzlich fühlt sich alles ganz natürlich an. Ich bemerke zwei Sachen: Erstens, das Wichtigste ist, dass man sich komplett darauf einlässt. Zweitens, in diesem Raum wird man weder beobachtet, noch verurteilt. Willkommen im Yoniversum.

What a feeling!

Wir legen uns auf die Matte und ziehen uns aus und ich habe wirklich keine Sekunde ein Problem damit. Die Massage wird von den beiden Kursleiterinnen angeleitet. Man berührt sich mit Kokosöl vom Oberkörper bis hin zum Schoßbereich. Ich verliere jegliches Zeitgefühl, es müssen aber sicher ein bis zwei Stunden gewesen sein. Weder Dr. Sommer, noch mein letztes Tinder-Date hat mich meine Yoni jemals so kennenlernen lassen, wie ich mich selbst hier. Ich war lange nicht mehr so entspannt und so empowered. Danke, Shaktis!


Beitragsbild: Unsplash/ Deon Black

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