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Ein Hoch auf die Schnapsidee

Leonie Meltzer

Was haben der „Ziegenpeter Jodler“, die App für die nächste Jagd und ein Minime – im wahrsten Sinne des Wortes – gemeinsam? Genau, hier kommen die lustigsten Start-up-Ideen aus München:

Air Up: “Taste is in the Air“

80 Prozent unserer Geschmackserlebnisse erfolgen über den Duft. Dies haben sich Lena Jüngst, Tim Jäger, Jannis Koppitz und Fabian Schlang mit „air up“ zunutze gemacht. Die Trinkflasche ist eine echte Innovation. Wer sie mit purem Wasser füllt, schmeckt nicht nur Wasser. Durch Duft-Pods, die verschiedene Geschmacksrichtungen enthalten und einfach auf die Flasche gesteckt werden, wird das Wasser aromatisiert. Der Trick dabei: Der Geschmack wird nur über die beduftete Luft erzeugt. „Im Mund steigt diese Luft aus dem Wasser auf und wird am Riechzentrum als Geschmack wahrgenommen.“ Ein Duft-Pod kann dabei bis zu fünf Liter Wasser aromatisieren mit den unterschiedlichsten Duftmarken: Kirsche, Limette, Himbeer-Zitrone, Radler, Gurke, „es funktioniert prinzipiell alles“, erklärt Fabian. Der Hintergrund für diese genial-verrückte Idee: Die Ursache von Fettleibigkeit und den Krankheiten, die dazugehören, sind oft gezuckerte Getränke. Mit Wasser, das schmeckt, wollen die vier Gründer entgegenwirken.

www.air-up.com

Jodelduhiooo: Die Jodelcam

Martin Wurzer ist nicht nur Münchner Kindl, Mitglied im Migrationsbeirat und in der Werbebranche tätig, er ist auch noch Begründer der Jodelcam. Diese Kombination ist wohl genauso lustig wie seine App. Das Prinzip? Man sucht sich in der App einen Jodler aus, sei es der „Ziegenpeter Jodler“, das „Pipi Hendal“ oder der „Super Deep Sub Jodler“ und legt ihn über ein Selfie-Video oder -Foto. „Der Gag daran sind die Jodler und der Sound“, sagt Martin Wurzer. Diese wurden explizit gemeinsam mit Meisterjodlern aus Österreich und Bayern hierfür aufgenommen. Die meisten der Lieder basieren dabei auf alpenländischem Liedgut. Es habe eine Weile gedauert, die Jodelkünstler ausfindig zu machen, denn viele würden nur noch aus esoterischen Gründen jodeln, so Martin. Konzipiert sei die App für alle alpinen oder festliche Lebenslagen: fürs Skifahren, fürs Oktoberfest, für den Urlaub in den Bergen, für das Wandern oder für ein Waldfest. „Jodeln ist Schmäh und Sympathieträger“ und habe deshalb in den sozialen Medien gefehlt, erklärt Martin.

www.jodelcam.com/de im App-Store verfügbar

Für die Jäger und Sammler unter uns: Der Jagdgefährte

Ein Jagdtagebuch führen oder ein Fotoalbum der letzten Jagd anlegen mag für Nicht-Jäger erst mal ganz schön schräg klingen. Aber: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Fragen wir dazu Nicole Lewicki, sie ist Produkt-Managerin der App „Jagdgefährte“. Am Thema Jagen fasziniert sie vor allem, „dass es deutlich vielfältiger ist als das, was man als Nicht-Jäger im Kopf hat, außerdem der Nachhaltigkeitsaspekt und am meisten, mit wie viel Leidenschaft und Verantwortung die Jäger an die Sache gehen“. Ein richtiger Jäger achte auf Flora und Fauna, kümmere sich um verletzte Tiere und habe Auflagen, wie viele Tiere er erlegen darf.

Die App ist seit Dezember 2018 auf dem Markt und kommt bei den Jägern gut an, denn sie können hier ihr Revier verwalten oder sich in der Community zum Beispiel über ihre neueste Sichtung austauschen. Es geht folglich nicht allein um das Jagen, sondern vor allem auch um nachhaltige Aspekte: das Kennenlernen der Umwelt, Tierkunde, Naturkunde, den „Jägerknigge“ und den Austausch.

www.hunterco.de

Wasser Marsch mit Spyra

Gefrustet über die Zustände in der Wasserpistolen-Industrie bei der Vorbereitung auf eine Schlauchboot-Party, kündigte Sebastian Walter 2015 kurzerhand seinen Job als Produktdesigner bei BMW und beschloss, die beste Wasserpistole aller Zeiten zu bauen. So seine Vision. Mittlerweile steht ein Team aus zehn Wasserpistolen-Enthusiasten dahinter. „Spyra One“ wurde ins Leben gerufen, eine Wasserpistole, die statt eines Strahls einzelne Wasserkugeln verschießt. Das sorge für mehr Strategie bei der Schlacht. Im Vordergrund steht dabei Spaß. ​An Sommertagen trifft sich das Team natürlich, um die Prototypen zu testen. Mitbegründerin Rike Brand erzählt:

„Im Sommer 2017 haben wir mit unseren Prototypen den „Spyra World Cup“ veranstaltet. Dazu haben wir extra eine Wasserschlacht-Arena vor unserem Office aufgebaut und ca. 40 Leute eingeladen. Das war eine Riesengaudi!“

www.spyraone.com

Minime, miniyou 

Doch, du hast richtig gelesen. Bei Youlittle ist der Name Programm. Du wolltest dich selbst schon immer mal im Miniaturformat auf deinem Schreibtisch stehen haben?

Als Art Director und Grafikdesigner Oliver Frank einen TV-Beitrag über ein japanisches Unternehmen sah, welches mittels einer 3D-Technik Figuren produziert, fand er die Idee großartig und wurde deshalb selbst kreativ. 2013 wurde Youlittle ins Leben gerufen: Man nehme eine Person, stelle sie zwischen ein Photogrammetrie-System mit 60 Spiegelreflex-Kameras, mit denen fix 3D-Scans von Personen oder auch Haustieren gemacht werden können. Ein 3D-Drucker formt dann Schicht für Schicht das Mini-Objekt aus Gips. Et voilà – die Figur, lebensecht, sogar in verschiedenen Größen von 7,5 cm bis hin zu 35 cm. Alle waren sie schon da, meint Geschäftsführer Frank. Hochzeitspaare, Schwangere, Sportler, Feuerwehrmänner, Hunde oder Promis wie Schweinsteiger und Michael Bully Herbig, „aber auch hin und wieder mal der Narzisst, der sich selbst auf den eigenen Schreibtisch stellen möchte“. Die lustigsten Kunden?

„Wir hatten schon einige sehr spannende Aufträge, zum Beispiel mehrere Kunden, die gerne komplett nackt gescannt werden wollten, oder auch in ganz verrückter Verkleidung. Einen echten Falken hatten wir auch schon da. Und einen Taucher: Die Figur haben wir hinterher wasserfest lackiert, damit sie in einem Aquarium tauchen konnte. Ein Kind im Superman-Kostüm – die Figur wurde hinterher an eine Drohne gehängt und mit einer GoPro gefilmt, während sie durch die Wolken flog.“

www.youlittle.com


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Beitragsbild: © Air Up