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Einer, der gerne Lärm macht – Vorträge über Klimawandel und Politik

Hannes Kerber
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Hans-Werner Sinn erklärt die Welt. Schließlich ist er Prof. Dr. Dr. h.c. und, last but not least, Präsident des ifo Instituts. Ab dem 12. November kann man ihn sechs Mal in München hören. Es geht um “das grüne Paradoxon”  – um die Irrtümer des Klimaschutzes.

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“Wir alle sind bestrebt, den Klimawandel aufzuhalten, und strengen uns an, dieses Ziel zu erreichen. Viele Maßnahmen bringen aber nichts, und manche bewirken sogar das Gegenteil dessen, was intendiert wurde” – so beschreibt Sinn das grüne Paradoxon. Das er 2008 erstmals in seinem Buch “Das grüne Paradoxon – Plädoyer für eine illusionsfreie Klimapolitik” (Econ Verlag) umfassender dargestellt hat.

In sechs Vorträgen erklärt Hans-Werner Sinn nun ab dem 12. November sechs Thesen zum Klimawandel im Detail. Buch- wie Thesentitel sind populär, skandalisierend und aufmerksamkeitsheischend (“Die Europäische Klimapolitik hat den Klimawandel beschleunigt…”), erfahren aber, in Sinns weiteren Ausführungen die notwendigen Qualifizierungen (“…, weil sie den Ressourcenbesitzern Anlass gab, ihre fossilen Brennstoffe schneller abzubauen, um einer weiteren Beeinträchtigung der Verwertungsmöglichkeiten durch die Politik zuvor zu kommen.”) So verliert sich das “paradoxe” dann schnell und weil Sinn als “einer der führenden Ökonomen Deutschlands” (SZ) beziehungsweise als “Seher in einem Meer von Blinden” (Sinn über Sinn, laut spiegel.de) bekannt ist, wird es dann häufig auch interessant.

Sinn ist einer, der gerne Lärm macht (wie etwa mit dem Spruch: “1929 traf es die Juden – heute die Manager”). Sinn ist – nicht nach seiner eigenen Definition, aber im allgemeinen Sprachgebrauch – ein Neoliberaler. Er selbst würde sich vielleicht als Ordoliberaler bezeichnen. Er ist einer, der glaubt, der ifo-Index misst nicht nur das Geschäftsklima, sondern auch ein bisschen die Wahrheit über die Welt. Und Sinn glaubt, mit dieser Wahrheit ließe sich besser regieren und einer der Gründe, warum es den Deutschen und dem Rest der Menschheit nicht immer ganz so gut geht, ist, dass die Politik seinen Index und seine Vorschläge nicht beherzigt. “Politiker müssen keine Ökonomen sein”, schrieb Heribert Prantl einmal. “Die Vorstellung, von Hans-Werner Sinn vom Münchner ifo Institut regiert zu werden, ist mindestens so furchtbar wie die, dass aus Leitartikeln Gesetze gemacht werden.”

Diese Prantl-Sätze, die man an der Poschingerstraße 5, dem Sitz des ifo Instituts, wie an der Hultschiner Straße 8, dem Sitz der Süddeutschen Zeitung, in Stein meiseln sollte, können aber auch animieren, ihm zuzuhören. Denn Hans-Werner Sinn ist unorthodox, intelligent und mit Leib und Seele bei der Sache (ja, manchmal vielleicht ein bisschen zu sehr) – wer kritisch mitdenkt, kann genau deshalb viel Spaß bei seinen Vorträgen haben. Und über die Welt kann man auch etwas lernen, wenn man nicht alles für bare Münze nimmt, was er ex cathedra über sie predigt.

Der Bayerischer Rundfunk, BRalpha, das ifo Institut für Wirtschaftsforschung und die LMU veranstalten die Vortragsreihe “Das Grüne Paradoxon – Thesen zum Klimawandel”, die am 12. November beginnt, gemeinsam. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, ist eine Anmeldung erforderlich. Nähere Informationen finden sich hier.

PS: Wer Texte über Hans-Werner Sinn schreibt, muss tunlichst versuchen, keine Wortspiele mit dem Namen zu machen. Warum dem so ist, lernt man in der wunderbaren Polemik von Michael Jürgs.

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