Fotobook, Kolumnen

#ELF – ein Streifzug durch das Kreative-Anarchische

Sharon Brehm

„Mehr Wildwuchs.“ Mit diesen Worten endet die interaktive Performance #ELF. Das Wort zum Sonntag wurde  gesprochen – ein Wunsch für die Kunstszene fern von Münchens Institutionen – Amen.

Michael Bischoff bezieht sich mit dieser Aussage vor allem auf das Kreativlabor. Und genau dieser Wildwuchs, diese freien, düsteren, anarchischen Seiten des Geländes, wurde von SpaziergängerInnen in dem kurzen Zeitfenster zwischen Hell und Dunkel am vergangenen Wochenende erkundet.

Konzipiert als performatives Flanieren, entwickelte sich #ELF zu einer Kunst in Bewegung (des Artisten und des Publikums) und ist gleichzeitig als Plädoyer für kreative Zwischenräume zu verstehen. Denn die Inszenierung des Raumes durch Stefan Drehers Körperdarstellungen wurde mit futuristisch-abstrakten Sounds und Phrasen Watzlawicks untermalt:

Was oder wo wären wir ohne unsere Unglücklichkeit?

Ob der Streifzug eine paradoxe Intervention war, ein Weg um sich über sein eigenes, bereits gefundenes Glück bewusst zu werden? Oder ob es darum ging, wilde Pfade neu zu trampeln, ein wenig Werbung für die Rohheit des Geländes?

Denjenigen, die den Sonntagabend gemütlich mit einer Tasse Tee ausklingen lassen und ihren Zugang zu Kunst bisweilen googeln, würde ich #ELF nicht als heißen Tipp verkaufen – dafür ist es vielleicht zu artsy und definitv zu eisig. Aber all diejenigen, die Flanieren und stimmungsintensive Bilder lieben, kamen beim Sinnieren über das Glücklich- und Unglücklichsein voll auf ihre Kosten.

Der kritische Leser wird jetzt bemerken, dass die Intention war, einmal durch den öffentlichen Raum zu streifen, Wildwuchs zu sehen, Neues zu erleben. Trotzdem folgt nun die Einladung, seinen Gedanken bei den eingefangenen Impressionen freien Lauf zu lassen. Wie auch der Spaziergang beginnt die Fotoschau mit den Worten:

Komm, steig ein

#ELF ist das neuste Forschungsexperiment, aber schon von #EINS bis #ZEHN transformierte das Institut für Glücksfindung Theaterräume und Sehgewohnheiten.  Seit 2010 versucht sich das Künstler-Kollektiv daran, glücklich zu werden, oder vielmehr sich vom Glück auf unterschiedliche Arten finden zu lassen. Und auch auf die Gefahr hin, den Produktionsgedanken unserer Konsumgesellschaft zu gefährden, ist die Idee doch ziemlich reizend, man könnte Fortuna einfach seine aktuelle Adresse schicken.

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