Kultur, Live
„Erinner’ mich an die kleinen Momente“
- Goodbye New York: Gedanken zum Abschied - 27. Juli 2017
- Coney Island: Wo New York die Zeit anhält - 14. Juli 2017
- Happy Pride: New York tanzt unter dem Regenbogen - 28. Juni 2017
… singt Clueso in seinem Song „Augen zu“, den er auch am Montag Abend im Zenith zum Besten gab. Wenn wir ihn heute beim Wort nehmen und an die kleinen, schönen Momente des Konzertabends zurückdenken wollen, dann kann das schwer fallen. Nein, bestimmt nicht, weil es keine gab, sondern weil es fast unmöglich ist, alle aufzuzählen.
Wir versuchen es der Reihe nach: Pünktlich zur Primetime um exakt 20:15 setzt das Intro ein und Cluesn, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, hat das Publikum von der ersten Sekunde an im Griff. Clueso nur noch langweiliger Schnulzensänger? Die Stimmung im Zenith beweist das Gegenteil. Der erste schöne, kleine Moment ist da, als man bemerkt, dass der Erfurter seine Songs nicht einfach CD-getreu wiedergibt, sondern sie alle für die Liveperformance in neues, bühnentaugliches Gewand gesteckt hat.
Nach der Eröffnung mit dem Song „Pack Meine Sachen“ vom aktuellen Album, folgt schon der zweite schöne Moment: „Zu schnell vorbei“ von der Vorgängerplatte lässt die Hoffnung steigen, dass München an diesem Abend eine bunte Mischung aus alten und neuen Werken erwartet. Und sie wird erfüllt. Ganze zweieinhalb Stunden lässt Clueso seine dreizehnjährige Musikkarriere Revue passieren und greift zur Freude vieler Fans auch auf Hip Hop Tracks seiner Anfänge zurück. Und damit es auch ganz bestimmt nicht langweilig wird, bekommt das Zenith neben der Zeitreise auch noch einen bunten Genremix auf die Ohren: Reggae, Rap, Drum and Bass – Clueso beweist mal wieder, dass er sich nicht in eine Schublade stecken lassen will und man es auch gar nicht kann.
Aber neben dem gelernten Friseur, Cluesn, hat uns am Montag auch noch ein Koch eine Vielzahl dieser schönen kleinen Momente geliefert. Der hat nämlich, so erzählt Clueso seinem Publikum, seinen Job an den Nagel gehängt, sich der Fotografie verschrieben und ist heute für die Visuals der Tour zuständig. Zwar haben wir noch kein Gericht von ihm probiert, trotzdem darf man einfach einmal behaupten, dass das eine ziemlich gute Entscheidung war. Song für Song überrascht uns die bewegliche LED-Wand hinter Clueso aufs neue mit beeindruckenden Aufnahmen und kreativen Illustrationen.
Nicht zu vergessen: Dieser Moment, als sich die Decke über Cluesos Kopf plötzlich zu bewegen begann und fünf LED-Quadrate über die Bühne schwebten. Fazit: Seine aktuelle Single „Freidrehen“ könnte locker als Motto des Abends durchgehen. All unsere Sinne wurden nicht nur beansprucht, sondern zweieinhalb Stunden lang immer wieder überrascht und beeindruckt. Ja, an die kleinen Momente des Konzertes erinnert man sich gerne zurück. Allerdings gab es so viele davon, dass man letzten Endes einen einzigen, gigantisch großen Moment im Kopf behält. Ein sympathischer Clueso, der jegliche Erwartungen in den Boden gestampft, darüber seine Bühne gebaut und sein Konzert gespielt hat.