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Fasching vs. Karneval: Ein Exilkölner hat Sehnsucht

Moritz Müllender
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Fasching ist ein schlechter Witz. Karneval dagegen ersntzunehmender Spaß, findet unser Autor. Als Exilkölner überkommt ihn zuverlässig im Februar die Sehnsucht.

Ein Drama in zwei Sätzen: Fasching ist nicht Karneval. Ich lebe als Exil-Kölner in München. Das bringt ein paar Schwierigkeiten mit sich. Besonders im Februar schlägt die Sehnsucht zu – nach Köllefornia, wie manche es liebevoll nennen.

Ich hoffe, ich mache mit diesem Text nicht allzu viele Münchner*innen wütend. Falls doch, bitte ich um Nachsicht. Es ist ja meine Aufgabe als Stadtjournalist, der Münchner Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. In diesem Fall, in dem ich auf die Vorzüge Kölns in der Karnevals-, äh Verzeihung Faschingszeit, hinweise. Du siehst das anders, dann schrieb mir und überzeug mich – es würde mich freuen. Vielleicht kompensiere ich mit diesem Text auch nur die Minderwertigkeitskomplexe, unter der ich als Kölner leide, weil ich eine im Vergleich zu München zwar freundlichere aber auch kleinere, schmuddelige und oft belächelte Stadt liebe.

Aber zurück zum Thema: Die großen Feste in München sind komisch. Die Wiesn ist mir fremd: Es sind viel zu viele Menschen auf zu engem Raum und alle sehen gleich aus. Das Tollwood ist eine schlimme Eso-Messe. Und Fasching? Naja Fasching ist ein schlechter Witz. Wenige finden es wirklich witzig – wenn, dann Kinder. Die meisten gucken betreten und schauen daran vorbei oder darauf herab.

Karneval ist ein ernster Spaß

In Köln dagegen ist Karneval kein Witz. Es ist todernster Spaß. Karneval in Köln ist wie groß eine angelegte Teambuilding-Maßnahme. Manche finden es schrecklich und kommen deswegen gar nicht erst. Andere haben zwar keinen Bock, machen aber mit und entdecken mit der Zeit ihren Ehrgeiz und Spaß. Und eine dritte Gruppe freut sich schon das ganze Jahr auf das Event. Im Optimalfall sind danach alle vertrauter miteinander und können über das gemeinsam Erlebte lachen.

An Karneval ist man nicht eingepfercht in die Zäune vom Wiesngelände und nicht beschränkt auf die wenigen jecken Flecken Münchens an Fasching. Die ganze Stadt ist ein Spielplatz. Mehr Menschen, als die Stadt Einwohner*innen hat, feiern gemeinsam. Und wenn es einen nicht gerade in die No-Go Areas verschägt, wo Erstis sich die Kante geben oder Aggressivität und Gewalt drohen, dann findet man auf den Plätzen in den Veedeln (Kölsch für Viertel) eine bunte Mischung von jung bis alt mit den verschiedensten Kostümen – manche kreativer manche weniger.

München ich mag dich, ich lerne dich zu lieben. Aber die erste Liebe ist eine besondere. Die Sehnsucht befällt uns Exilkölner eben einfach im Februar – so sehr, dass ich das Schreiben dieses Textes jetzt unterbrechen muss, um eine verzweifelte Textnachricht an eine Gruppe von alten Freund*innen zu senden, dass ich doch überlege spontan vorbeizukommen und ob jemand mich hosten könnte und noch ein Kostüm parat hat. Eine der schönen Seiten an München ist eben (nicht nur!) auch die ICE-Verbindung nach Köln. Wir sehen uns dann in einer Woche wieder.

Beitragsbild: KI-generiert

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1Comment
  • Martin Bpunkt
    Posted at 12:28h, 11 Februar

    Wiesn viel zu viele Menschen, aber Karneval in Kölle is okay…ja nee, is klar nä….

    Jedem Jeck sing Pappnas, aber das riecht nach “Nostalgieverklärtheit” 😉

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