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Selbstdarstellung, eine Sucht?

Leonie Meltzer

Ich präsentiere: Die Selbstdarstellung…
(oder: an das mir nicht bekannte Insta-Girl, das jeden Tag sein Leben mit mir teilt)

Sie kann einfach nicht anders – sie ist schön, schlank und liebenswürdig, immer auf dem neusten Stand und zeigt das auch in ihrer „Insta-Story“. Sie hat fast 1000000 Follower und auch auf Facebook und Twitter ist sie liebend gerne unterwegs: die Selbstdarstellung.

In ihrer Insta-Story wackelt sie seit neuestem mit ihrer Hasennase, um ihr „Insta-Face“ zu demonstrieren. Was würden wir nur ohne diese Verschönerungsmethoden tun?

Sie ist eine Sportskanone

Ach diese liebe Selbstdarstellung, eine süße Verführung, sie macht es mir so leicht. Ich habe sie das letzte Mal vor sechs Jahren auf dem Abiball gesehen. Trotzdem habe ich das Gefühl, ich würde sie in- und auswendig kennen. Sie hat abgenommen, macht viel Sport und im Moment schwört sie auf diverse Low-Carb-Diäten. Ihr Body besteht von oben bis unten aus Muskeln. Ihr Sixpack demonstriert sie deshalb in diversen Formen und Variationen und teilt es mit der Welt. Trotzdem konnte sie letztens nicht diesem einen köstlichen Gummibärchen widerstehen, was sie zum Glück gleich mit ihren Followern (ich folge ihr auch liebend gerne) geteilt hat.

…zeigt sich demonstrativ freizügig (sie weiß einfach, wie sie ihre Reichweite steigert)

Neulich klagte sie in ihrer „Insta-Story“ darüber, dass sie ihre Periode hat und wie schlecht es ihr damit geht. „Seid froh Männer, dass es euch nicht so ergeht“, fügte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht hinzu. Um ihre Aussage zu verstärken zoomte sie auf ihre Brüste?!

…riskiert für das schönste Selfie sogar ihr Leben

Mit vollem Eifer geht sie ans Werk – denn sie ist voll „YOLO“ unterwegs, lebt im hier und jetzt und möchte das mit der Welt teilen. Diese atemberaubenden Kulissen – man könnte meinen sie ist stetig auf der Suche nach den schönsten Motiven, lediglich um ihr eigenes Ansehen zu steigern.

…und hat Suchtpotenzial

Wie gut, dass es die sozialen Medien gibt, sonst hätte sie das vielleicht gar nicht mit uns teilen können. Sie macht süchtig, sie stalke ich gerne, denn sie hat einfach alles was das Herz begehrt: eine große Portion Selbstvertrauen, eine Prise Dramaqueen und auch optisch kann sie sich sehen lassen. Noch dazu ist sie eine Zauberin, denn sie beherrscht die Gabe der Illusion.

Gesteht, liebe Münchner!

Nach dieser Ode an die Selbstdarstellung und mit einem (sturmartigen) Hauch von Ironie möchte ich euch, liebe Münchner, fragen…WARUM???!!! Ich freue mich auf eure Geständnisse ;).

Eine monatliche Kolumne der großen Wörter.


Beitragsbild: © 3dman_eu

3 Comments
  • Anna-Katharina
    Posted at 20:25h, 03 November

    Das mit der selbstdarstellung ist so ne sache… ich finde sich selber darstellen ist ein urbedürfnis – in jedem von uns. Tatsächlich hab ich neulich einen komplett gegensätzlichen Artikel zu deinem geschrieben – liebe Leonie. Denn ich denke wir vergessen uns selbst eigentlich während wir versuchen zu gefallen. Zwingen uns in Posen in der Hoffnung nach ein bisschen selbstbestätigung – ein bisschen Liebe. Deshalb: fangen wir doch einfach mal an mit dem Satz: Ich liebe mich.

  • Jane
    Posted at 18:18h, 05 November

    Bei so einem Beitrag könnte man sich überlegen lieber doch über etwas anderes zu schreiben… Das ganze liest sich wie ein Blogpost einer 14 Jährigen 2007.

  • Kay
    Posted at 09:55h, 09 November

    Also ich musste beim Lesen deines Beitrages schmunzeln, jeder von uns begegnet früher oder später solchen Menschen, wenn er auf irgendeiner social media Plattform unterwegs ist.
    Ich denke manche Leute brauchen das, um Selbstbestätigung übers Internet zu finden, wenn sie aus ihrem Umfeld zu wenig erfahren oder selbst sehr unsicher sind.
    Meistens hat das aber einfach auch etwas mit dem Reifeprozess zu tun.
    Als Teenie neigt beinahe jeder von uns zur Selbstdarstellung, man muss halt erst seine eigene Identität finden.
    Irgendwann beginnt man über sich und sein Leben nachzudenken und dann ändern sich auch die Werte.
    Nichts desto trotz muss man sowas einfach mit ein bisschen Humor betrachten und darf sich nicht darüber ärgern. Es ist ja immerhin doch unterhaltsam 🙂
    Und so gesehen ist auch jeder Blogger ein Selbstdarsteller, schließlich geben wir ja unseren Senf zu Allem dazu 🙂 Und das ist gut so, denn wir können alle irgendetwas voneinander lernen… somit denke ich, dass das wohl meine Antwort auf das “warum” ist: Selbstdarstellung dient dem Zweck des Austauschs und der Unterhaltung. Und beides ist halt immer, (mal mehr und mal weniger) sinnvoll 😉

    Liebe Grüßße, Kay.
    http://www.twistheadcatssite.wordpress.com

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