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Münchner*innen und ihre Hochhäuser: Es ist schwierig
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Hochhäuser in München. Das ist ein Thema, das immer dann hoch schwappt, wenn jemand versucht in München sehr hoch zu bauen. Wobei, „sehr hoch“, das ist subjektiv und vor allem als relativ zu betrachten, wenn man auf andere Weltstädte blickt – zu denen man München ja tendenziell zählen könnte. Gerade weil dieses Höhen-Thema wieder präsent und so polarisierend ist, wollen wir dazu in den kommenden Wochen thematisch in die Tiefe gehen. So ist die Idee zu einer Artikelserie entstanden.
Hochhäuser in Serie: unsere Artikelreihe
Wir werden verschiedene Perspektiven beleuchten und Expert*innen zu Wort kommen lassen, um ein Gesamtbild, ein allgemeines Stimmungsbild einzufangen. Dafür soll nach diesem einleitenden Artikel, der einen Blick auf die Geschichte in München und Deutschland wirft, Expert*innen aus Politik und Wissenschaft die Möglichkeit gegeben werden, ihre Standpunkte klarzumachen. Außerdem interessiert uns natürlich, was Ihr davon haltet, wie ihr zum Hochhausthema steht? Deshalb wollen wir Euch später auf unseren sozialen Plattformen die Möglichkeit geben, als Stadtbürger*innen abzustimmen, Erfahrungen, Meinungen und Bedenken zu teilen, vielleicht auch eurem Groll Luft zu machen. Auch externe Stadtliebhaber oder „Zuzogne“ finden natürlich Gehör und haben vielleicht einen ganz anderen Blick auf das Thema.
Angst vor der „Frankfurtisierung“
Woher kommt sie eigentlich, diese Angst vor der „Frankfurtisierung“, wie es manchmal in Kritikerkreisen heißt? Der Name lässt es schon vermuten: Hochhäuser- oder gar Wolkenkratzer-Skylines kennt man in Deutschland eigentlich nur aus dem Frankfurter Bankenviertel. Dort steht mit dem Commerzbank Tower, der 259 Metern und 56 Stockwerke misst, das aktuell höchste Gebäude Deutschlands – Fernsehtürme mal allgemein außen vor gelassen. Generell waren deutsche Architekt*innen historisch nie für besondere Höhenflüge bekannt. Von 1620 bis 1917 war das höchste Gebäude Deutschlands das 57 Meter hohe Augsburger Rathaus. Und danach wurde Bayern auf der Liste des höchsten Gebäudes nie wieder gesehen. Berlin, Köln und Frankfurt sind auf derartigen Rankings dagegen seit einiger Zeit am häufigsten aufzufinden.
Vor allem aufgrund historischer Stadtkerne und weil man Kirchtürmen nicht die Show stehlen möchte, ist der Bau von Hochhäusern im Zentrum deutscher Städte meist per se undenkbar. Lediglich im nach dem Krieg stark zerstörten Frankfurt, ermöglicht durch den so genannten „Hochhausrahmenplan“, entstand eine Skyline aus Wolkenkratzern, die man sonst eher aus Metropolen wie London, New York City oder Shanghai kennt. Natürlich in kleinerem Umfang. Dieser Rahmenplan besagt ganz genau, wo wie hoch gebaut werden darf und wo eben nicht.
In München kochte die Debatte zuletzt hoch, als die Büschel Unternehmensgruppe ihre Pläne für die beiden Türme auf dem Paketposthallenareal öffentlich machten (wir berichteten). Schon bald wurden (Gegen-)Stimmen laut von CSUlern, die das Alpenpanorama in Gefahr sahen, man hörte Grüne, die es tendenziell gut fanden, weil man so weniger Bodenversiegelung anderswo hätte und Nachbar*innen äußerten ihre Angst vor dunklen, verschatteten Wohnungen. Allgemein vernahm man den Wunsch nach mehr gut angebundenen oder sozialem Wohnraum.
Eine kleine Geschichte der Hochhäuser
Woher kommt aber die teils starke Abneigung vieler München gegen Hochhäuser? Während in den 1960er Jahren noch das Siemens Hochhaus in Obersendling mit 75 Metern das höchste Bürogebäude der Stadt war, wurden – im Zuge eines Modernisierungsrucks vor den olympischen Spielen – 1972 einige weitere Hochhäuser errichtet. In diesem Jahr wurde etwa der 101 Meter hohe Vierzylinder, der Firmensitz von BMW, neben den Olympiapark gebaut. Dieser steht der mittlerweile sogar unter Denkmalschutz.
Und weiter?
Nachdem der Münchner Hochhausbau dann erstmal stagnierte, entstanden 2004 gleich drei sehr hohe neue Gebäude. Und die brachten die Münchner*innen zum Teil regelrecht in Rage. Zum einen waren da die Highlight Towers mit 126 und 113 Metern in der Parkstadt, zum anderen mit 146 Metern der Uptown-Bürokomplex, besser bekannt als O2-Tower, in Moosach. Aktuell ist letzterer das höchste Gebäude der Stadt – neben dem 291 Meter hohen Olympiaturm, unserem Fernsehturm, der hier nicht zählen soll. Die Fertigstellung des O2-Towers im Jahr 2004 wurde dann sogar zum Auslöser für einen Bürgerentscheid. Eine knappe Mehrheit Münchens – insgesamt 50,8 Prozent – haben sich noch im selben Jahr für eine Höhenbegrenzung ausgesprochen. Und damit zukünftig erst mal weitere Hochhausprojekte über 100 Meter verhindert.
Diese Begrenzung orientiert sich an den 99 Meter hohen Türmen der Frauenkirche, die kein neues Gebäude überragen sollte. Rechtlich bindend war der Entscheid nur für ein Jahr. Allerdings wurden seither trotzdem keine weiteren Hochhäuser gebaut. Für Aufsehen sorgte zuletzt eine Luftballonaktion der Stadt München, die die Höhe des ersten Entwurfs für die Türme des Paketposthallenareals verdeutlichen sollte. Mittlerweile sammelt eine Bürgerinitiative namens “HochhausSTOP” fleißig Unterschriften für einen neuen Bürgerentscheid wie damals im Jahr 2004. Im Stadtrat stößt dies allerdings auf auf eine Verfahrens-Kritik, weil man der Meinung ist, dass eine solche Abstimmung nicht justiziabel wäre. In den kommenden Wochen soll deshalb darüber ein Rechtsgutachten erstellt werden. Womit wir wieder am Anfang wären – perfekt um nächste Woche die Stimmen anzuhören, die laut ‘Ja’ oder eben ‘Nein’ schreien.
Was denkt ihr zum Thema Hochhäuser in der Stadt? Chance oder Verschandelung? Schreibt es uns in die Kommentare oder als Mail an redaktion@mucbook.de!