Mucbook Buchvorstellung The Bread Exchange Malin Elmlid
Aktuell, Essen, Leben

Das Brotbuch: „In Schweden gibt es Sauerteighotels“

Sabine Sikorski
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Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr in eine neue Stadt zieht. Bei mir hat immer eine Sache oberste Priorität: Noch vor neuen Freunden und Bekannten steht die Suche nach gutem Brot – was nicht immer einfach ist.

Ähnlich ging es Malin, als sie im Jahr 2007 nach Berlin zog. Sie fand einfach kein gutes Weizensauerteigbrot. Denn in Deutschland wird vorrangig mit Roggensauerteig gebacken, und sehr zum Leidwesen aller Brotliebhaber gibt es zu viel billig und industriell hergestelltes Brot ohne Geschmack. Also fing die gebürtige Schwedin 2008 an, ihr eigenes Brot zu backen und wurde mit der Zeit so gut, dass sie das Brot verschenkte.

Zwei von ihren Broten hat Malin heute mit in die Goldene Bar gebracht, ein weißes und ein schwarzes. Sie sehen wunderschön aus, und ich möchte mir am liebsten gleich ein Stück abbrechen. Die Kruste zieren Salbeiblätter, Malins Markenzeichen. Daneben ein Stück Butter, ein großes Stück Käse, und ein Stapel Bücher. „The Bread Exchange“ steht auf dem Cover. Zu sehen ist Malin, ein Fahrrad und ein Korb voller Brot.

Mucbook: Buchvorstellung The Bread Exchange von Malin Elmlid

 

Es war einer ihrer Nachbarn, der sich als Erster mit einer Gegenleistung für das Brot bedankte. Er schenkte Malin als Dankeschön eine CD mit einer Sammlung von Fotos aus der ehemaligen DDR. Von einer Frau bekam sie eine Zitronentarte. Es folgten Karten für die Berliner Philharmonie, Marmelade, Yogastunden. Nie angefragt, freiwillig im Austausch für das Brot gegeben. The Bread Exchange war geboren.

Ich habe Malin das erste Mal 2015 auf der re:publica in Berlin erlebt. Schon damals hat sie mich beeindruckt. Heute kommt sie auf mich zu, begrüßt mich, wie sie alle begrüßt – herzlich, freundlich, offen. Ich erzähle ihr, dass ich auch selber Brot backe, und frage, welches Brot sie uns mitgebracht hat. Ein Weizensauerteigbrot und eines, das mit Kohle gebacken ist.

„Brot ist ein Türöffner“

Malin reist. Immer dabei: Ihr Sauerteig. Egal wo sie ist, sie backt. Ob Antwerpen, Warschau oder New York – überall lernt sie über ihre Leidenschaft Brot Menschen kennen, erfährt ihre Geschichten, erlebt, was sie sonst nie erlebt hätte. Auch in Afghanistan ist Brot ein Türöffner. Dort gibt es Bäckereien, in die Frauen ihre Brotlaibe bringen und backen, die Zeit zum Austausch mit den anderen Frauen nutzen und eine gute Zeit haben.

Von ihren Reisen mit ihrem Sauerteig, dem Brotbacken, den Menschen, die sie dabei trifft und ihren Geschichten. Davon erzählt Malin in ihrem Buch „The Bread Exchange“, das sie uns heute vorstellt. Bayern hat sie ebenfalls ein Kapitel gewidmet. München findet seine Würdigung mit „dem unglaublichen Viktualienmarkt“, Malin erzählt, wie sie hier mit Schmalznudeln bekannt gemacht wurde, die sie so gut fand, dass sie im Buch gleich ein Rezept dafür mitliefert. Denn „The Bread Exchange“ ist kein reines Brotbackbuch. Es ist auch kein reines Kochbuch. Vielmehr enthält es pro Kapitel Geschichten und Fotografien der Länder, Städte und Orte, die Malin bereist hat. Hinzu kommen Rezepte, die sie von dort mitgebracht hat.

„Die Berliner haben manchmal Probleme mit der Kruste, die Bayern lieben sie.“

Wenn’s um Kruste geht, bin ich Bayer! Deshalb schnappe ich mir auch eines der Randstücke, als es endlich ans Probieren geht. Das schwarze Brot ist mit Kohle gebacken. Geschmacklich ist es unglaublich gut. Die Porung ist genau richtig, die Krume wunderbar weich, die Kruste resch. Dazu gibt es Salzbutter und Käse, von dem ich mir im zweiten Nachgang etwas nehme. Das helle Weizensauerteigbrot ist ebenfalls fantastisch. Der mit der Kruste verbackene Salbei kommt geschmacklich sehr gut raus, und ich nehme mir vor, das auch mal auszuprobieren.

Mucbook Buchvorstellung The Bread Exchange von Malin Elmlid, Holzbrett mit Käseresten nach dem Verkosten des Brotes

Satt, zufrieden und den Kopf voll von inspirierenden Geschichten gehe ich nach Hause. Eine Geschäftsidee hat mir Malin mit ihren Erzählungen auch noch eingepflanzt: In Schweden gibt es Sauerteighotels für Leute, die in den Urlaub fahren. Während man weg ist, wird der Sauerteig dort bei den richtigen Temperaturen gelagert und gepflegt. Was meint ihr: Braucht München das auch?

 


In aller Kürze:

Malin Elmid “The Bread Exchange”
Erschienen im Prestel Verlag
Ab sofort erhältlich

1Comment
  • Nicole Klauß
    Posted at 15:03h, 15 März

    Hallo Sabine,

    ich habe mit Malin vor 2 Jahren eins ihrer großartigen Brote gegen ein Glas Marmelade getauscht – da hat sie mir auch etwas über die Sauerteighotels erzählt – und mich hat es auch gleich gepackt! Wie sollte so ein Hotel aussehen – klein und fein / nicht zu warm / Eames oder Ikea / vielleicht mit einer netten Bäckerei und angeschlossenem Café? Habe mir darüber in meinem Foodblog auch schon Gedanken gemacht. Mein Sauerteig reist meistens mit mir – aber wenn es in Berlin so ein Sauerteighotel geben würde – möglicherweise würde ich da ein Zimmer …äh… Regalplatz buchen. An der Rezeption würde man dann mit den anderen Sauerteigliebhabern ins Gespräch kommen, Starterrezepte austauschen. Ich finde, das klingt nach einer Idee, die man verfolgen sollte. 😉

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