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Kauft Boris Becker Obike? 10 Vorschläge, was jetzt mit den gelben Leihrädern passieren könnte

Das Drama mit den Obikes will kein Ende nehmen. Noch Anfang April hatte das Unternehmen angekündigt, 6000 seiner gelb-silbernen (Schrott-)Bikes aus dem Münchner Stadtgebiet zu entfernen. Passiert ist seitdem wenig, wie eine Recherche des Bayrischen Rundfunks ergab. Die Zahl der Fahrräder liegt nach wie vor bei über 3000 Stück. Nun hat der Anbieter der Leihräder in Singapur Insolvenz angemeldet. 

Die schätzungsweise drei bis vier Münchner, die sich für das Angebot tatsächlich angemeldet haben, sollten sich deshalb lieber beeilen und ihre Kaution zurückfordern. Zwar hat das Unternehmen in einer Pressemitteilung angekündigt, dass es keineswegs beabsichtigt, sich aus dem deutschen Markt zurückzuziehen. Die Erfahrungen, die man mit Obike in Singapur gemacht hat, verheißen allerdings nichts Gutes. Dort bleibt die Firma die Auszahlung von Kautionen in Millionenhöhe schuldig und auch mit dem Wegräumen der Fahrräder klappt es nicht so wirklich.

Was den Münchner Markt angeht, kann man die Idee jedenfalls als gründlich gescheitert bezeichnen. Überall liegen die Obikes herum, werden kaputtgemacht oder in die Isar geschmissen. Statt still und heimlich unterzutauchen und die Fahrräder der Verwahrlosung preiszugeben, hätten wir ein paar Vorschläge, wie man das Obike-Abenteuer doch noch würdig zu Ende bringen könnte:

1. Den Fahrrädern die Freiheit schenken

Als ein „unabhängiges Projekt von anonymen Urbanist*innen“ beschreibt sich LibreBike. Ihr Ziel: „freie und öffentliche Transportmöglichkeiten für urbane Bevölkerungen erzeugen.“ Mit dieser Motivation haben sie eine Anleitung ins Netz gestellt, wie man in „fünf einfachen Schritten“ ein Obike in ein LibreBike verwandelt, sprich die Fahrräder knackt und den Menschen zur freien Verfügung stellt. Das Problem ist allerdings, dass es sich bei diesem gut gemeinten „Hack“ dennoch um eine Straftat handelt. Um rechtliche Unannehmlichkeiten für alle Beteiligten zu vermeiden, möchten wir deshalb vorschlagen, dass Obike den Fahrrädern einfach von sich aus die Freiheit schenkt. Aus der „Gelben Gefahr“ würde dann das „Fahrrad für alle“. 

2. An Boris Becker verkaufen

Schlechte Gewinnaussichten, ein undurchsichtiges Geschäftsmodell, ein Faß ohne Boden? Hört sich an wie ein Fall für Boris Becker. Der ehemalige Tennisstar steht zur Zeit immer wieder in den Schlagzeilen, weil Gerichte und Insolvenzverwalter Geld von ihm haben wollen. Es ist nur schwer vorstellbar, wie Boris sein Vermögen in zweistelliger Millionenhöhe durchgebracht hat. Das eine oder andere schlechte Investment wird aber dabei gewesen sein. In die Reihe finanzieller Fehlentscheidungen würde der Kauf von Obike hervorragend reinpassen. 

3. An die Kunst spenden

Ai Weiwei hat es vorgemacht. Man nehme ein paar tausend Fahrräder und einen Schraubenschlüssel und fertig ist die Skulptur, die es in die größten und wichtigsten Museen dieser Welt schafft. Die Obikes sind zwar um einiges hässlicher als die von Ai Weiwei verwendeten Fahrräder. Eine Skulptur sollte trotzdem drin sein. Erste Versuche gab es ja bereits.

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4. An Lars Weisbrod verschenken

Nach einem kontroversen Artikel wurde dem Fußgänger, Autofahrer und Fahrradhasser Lars Weisbrod tausendfach vorgeworfen, dass ihm schlicht die Empathie für das harte Schicksal urbaner Radler fehle. Würde man ihn zum Herr über die Obikes ernennen, bestünde zumindest die Hoffnung, dass er seine Meinung ändert und eine neue Verantwortung für die Belange der „Radfahr-Evangelisten“ verspürt. Wahrscheinlicher ist, dass er sie allesamt verschrotten lässt und das recycelte Aluminium an die Kotflügel-Produktion von BMW spendet. Auch in Ordnung.

5. An Festivals verleihen

„Ein Königreich für ein Fahrrad!“ Wer schonmal auf einem größeren Festival war, der kennt diesen Gedanken sicher. Spätestens wenn man zum dritten Mal zum Zeltplatz zurückläuft, weil es an Pullover, Rausch oder Essen fehlt, wünscht man sich nichts sehnlicher, als die öde Strecke mit einem Fahrrad zurücklegen zu können. Im Stadtverkehr sind die Obikes eher unbrauchbare Klappergestelle. Auf einem Festival würde man damit sehr viele Menschen sehr glücklich machen.

6. Beim Horst abladen

Wenn Seehofers Äußerungen zur „Flüchtlingskrise“ irgendetwas gezeigt haben, dann folgendes: Der Horst braucht dringend Urlaub von der Politik. Und die Politik braucht dringend Urlaub vom Horst. Wie wäre es also, wenn Obike eine neue Sammelstelle für seine Fahrräder einrichten würde? Sagen wir, direkt vor der Haustüre von Seehofer?

7. Einen neuen Hügel spendieren

München ist zwar Großstadt, man tut sich aber trotzdem schwer, die Skyline und das Alpenpanorama gebührend in Szene zu setzen. Ein Ort, der auf der Liste der wenigen guten Aussichtspunkte nicht wegzudenken ist, ist der Olympiaberg. Und aus was ist der Olympiaberg? Aus dem Schrott, der nach dem Krieg übrig blieb. Und die Obikes? Die sind auch aus Schrott. Wir schlagen also einen neuen Schrottberg vor. Aus Obike mach Oberg. 

8. In Spinning-Bikes verwandeln

Mit ein paar talentierten Bastlern sollte das Kunststück möglich sein: Man verwandelt die Obikes in Spinning-Trainer und veranstaltet ab sofort sportliche Großveranstaltungen unter freiem Himmel. Ein paar LEDs in die Speichen geklemmt, ein bisschen laute Musik und ein übermotivierter Trainer mit Funkmikrofon, fertig ist die Gelddruckmaschine. Die Stunde pro Person zu zwanzig Euro. Mit den Einnahmen können dann neue Radwege finanziert werden.

9. Upcyceln

In die Herstellung eines Obikes sind wertvolle Ressourcen geflossen, die viel zu schade dafür sind, um am Grund der Isar zu verrotten. Es wäre also sinnvoll, die Obikes zu recyceln. Aus dem Metall könnte man beispielsweise eine riesige Wasserrutsche bauen. Tu es für die Kinder, Obike!

10. Der Polizei spenden

In keiner anderen deutschen Großstadt fühlt man die Präsenz der Polizei so stark wie in München. Während die Polizei in Berlin die meiste Zeit mit tatsächlichen Verbrechen beschäftigt ist, haben die Kollegen in München auch mal Zeit und Muße, sich in den Büschen an der Leopoldstraße zu verstecken und Radfahrer mit Bußgeldern zu belegen, die auf der falschen Straßenseite fahren.

Damit die Münchner Polizei weiterhin so tolle Arbeit leisten kann, sollte sie gut ausgestattet sein. Zum Beispiel mit den Fahrrädern von Obike, die knappe 20 Kilogramm wiegen, mit ihren Vollgummireifen eher langsam sind und außerdem keine Gangschaltung haben. Radl-Rowdy, sieh dich vor.


Beitragsbild: © Sophia Hösi

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