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Wenn’s um Geld geht: Komplizierte neue Gebühren bei der Stadtsparkasse

Die Stadtsparkasse München kündigt höhere Kontogebühren an und Kund*innen sowie Verbraucherschützer*innen sind empört. Überweisungen, Abhebungen und Lastschriften sollen im Basismodell zukünftig 49 Cent pro Transaktion kosten – zusätzlich zu einer Grundgebühr. Man fragt sich: Warum eigentlich? Und: Wird die städtische Bank damit ihrem öffentlichen Auftrag gerecht?

Gerade wer viele Transaktionen – und dazu gehören auch Lastschriften und Abhebungen – tätigt, könnte mit dem neuen Basismodell bald kräftig draufzahlen. Schnell ein paar Lebensmittel an der Supermarktkasse mit der Karte bezahlen kostet Sparkassenkunden künftig extra. Jeweils 49 Cent im Basismodell (bei 2,95 Euro Grundgebühr) und 35 Cent im Mittelmodell (bei 9,95 Euro Grundgebühr und nach 50 kostenlosen Kontobewegungen monatlich). Nur im Premium-Modell mit 11,95 Euro sind alle Kontobewegungen uneingeschränkt und kostenlos enthalten.

So zwingt man die Kund*innen quasi zum Wechsel in eine höhere Grundgebühr – oder man will diejenigen von Kontobewegungen abhalten, die schon bei der Grundgebühr auf den einzelnen Euro schauen müssen.

Zum Vergleich: Derzeit zahlen Stadtsparkassen-Kund*innen für’s Girokonto eine Grundgebühr von 2,25 Euro (bei einem monatlichen Geldeingang ab 1.750 Euro, andernfalls 5,24 Euro). Alle Kontobewegungen wie Lastschriften oder Kartenzahlungen sind darin kostenlos enthalten. Die Umstellung ist ab Oktober geplant.

Das neue Kontomodell werde damit nicht nur teurer, sondern auch komplizierter, sagt Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern gestern gegenüber dem BR24. Darum lohne es sich, genau zu rechnen, was die neuen Konditionen für einen persönlich bedeuten. Wer sich nicht sicher ist oder wem die Zeit dafür fehlt, für den ist ein Wechsel vielleicht vorsorglich sinnvoll. Schließlich gibt es auch Banken, bei denen die Kontoführung bei regelmäßigem Geldeingang nahezu kostenlos ist.

Nur Stadtsparkasse München ist betroffen – keine anderen Kreissparkassen

Das Gebührenmodell gilt so erst mal nur für die Stadtsparkasse München – nicht für die anderen der knapp 400 örtlichen Kreis- und Stadtsparkassen. Diese sind grundsätzlich selbstständig und dezentral organisiert und nur durch einen Verbund miteinander verknüpft. Das Münchner Modell könnte aber eine Art Blaupause für andere Regionen sein, wenn die Münchner*innen das alles mitmachten und nicht entsprechend reagierten, vermutet Straub.

Warum der Schritt? Die Frage bleibt etwas offen, obwohl er offiziell – und etwas vielsagend – mit veränderten „Verhaltensweisen und Gewohnheiten vieler Kundinnen und Kunden“ begründet wird. Heißt auf deutsch wohl: Es gibt höhere Verwaltungskosten durch mehr Kontobewegungen der Kund*innen, welche durch die neuen Modelle wieder auf die Kund*innen zurück umgelegt werden. Zugleich werden negative Anreize geschaffen – um Kontobewegungen zu vermeiden.

Der Schritt verwundert auch deshalb, weil die Bankenbranche momentan allgemein gute Gewinne einfährt – unter anderem aufgrund der guten Zinslage. Unter dem Aspekt sind Kostensteigerungen für die Kund*innen eigentlich schwer begründbar. Bei den angebotenen Zinssätzen für Sparer*innen hinke die Sparkasse außerdem im Marktvergleich momentan hinterher, so Strauß.

Filialsterben in der Stadt

Gleichzeitig schloss oder schließt die Sparkasse momentan viele ihrer Filialen im Stadtraum – etwa am Hirschgarten, am Isartor oder am Ostbahnhof. In vielen Fällen wurden diese zu SB-Standorten umgewandelt. Den persönlichen Service am Schalter lässt sich die Sparkasse in vielen Fällen schon länger etwas kosten – etwa Bargeldabhebungen.

Machen die Münchner*innen mit?

Man kann jetzt wohl schon von einem kleinen PR-Desaster sprechen. Kaum ein Medium verliert gestern und heute ein gutes Haar am komplizierten und potentiell teureren Kontomodell.

Gerade Personen, die öfters kleinere Bargeldbeträge abheben (müssen) oder auch mal an den Schalter gehen, da sie mit digitalem Banking nicht vertraut sind, werden durch das neue Basis-Modell besonders belastet. Auch wenn dieses durch den niedrigeren Grundpreis zunächst attraktiver erscheint.

„Die Sozialverträglichkeit muss überprüft werden“ – der öffentliche Auftrag der Sparkassen

Steht der öffentliche Auftrag, den die Sparkasse in der Form als einziges Kreditinstitut in Deutschland inne hat, im Widerspruch zu den jetzt angekündigten Plänen? So müssen die Sparkassen als Anstalten öffentlichen Rechts bei ihrem Handeln das Gemeinwohl im Blick behalten.

Laut eigener Aussage wollen sie „für alle Menschen finanzielle Teilhabe gewährleisten“. Sie biete deshalb „grundsätzlich allen Menschen – unabhängig von Vermögen und Einkommen – ein Girokonto an“. Die Sozialverträglichkeit der Pläne müsse deshalb überprüft werden, fordert Strauß: „Diese Kontomodelle sind da schwer in Einklang zu bringen“, sagt er.

Drei Jahre „Preisgarantie“

Drei Jahre sollen die Tarife der neuen Kontomodelle der Sparkasse gelten. Auffällig dabei: Entscheidet sich der Kunde am Ende der Laufzeit nicht aktiv für eine Verlängerung seines gewählten Modells, so fällt er automatisch in das Basis-Modell, bei dem jede Kontobewegung kostet. „Preisgarantie“ heißt das in der Sprache der Bank.

Ob jetzt eine große Kündigungswelle kommt, bleibt abzuwarten. Das sehr dichte Netz aus Filialen und Automaten ist doch ein großer Komfort als Münchner*in. OB Reiter – der selbst mit im Verwaltungsrat sitzt – forderte diese Woche, die Sparkasse solle ihre neuen Kontomodelle nochmal besser erklären. Überdenken wäre auch eine Idee.

Beitragsbild: ©Mucbook

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