Leben, Warum tust du das?, Wohnen trotz München

Leerstand089: Ein Instrument für Bürgerbeteiligung

Philipp Steiger

Überteuert und wenig Wohnraum: München platzt aus allen Nähten. Insgesamt stehen rund 17.000 Wohnungen in München leer! Vor allem Studenten und Geringverdiener leiden unter der momentanen Situation. Der sogenannte Leerstandsmelder, ein Projekt an dem auch ihr euch beteiligen könnt, soll nun Abhilfe schaffen.

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Leerstand089 ist ein Instrument für Bürgerbeteiligung, ein Projekt bei dem leerstehende Wohnungen und Häuser erfasst werden sollen, um Druck auf alle aufzubauen, die den Leerstand dulden oder Geld daran verdienen. MünchnerInnen können auf der zusammen mit Bündnis „Bezahlbares Wohnen“ ehrenamtlich gestalteten Homepage die gesichteten, leerstehenden Objekte melden. Diese werden dann von einem Rechercheteam geprüft, das versucht so viele Informationen wie möglich über diese Objekte zu bekommen. Schließlich soll es eine neutrale Stellungnahme mit den Gründen, warum das jeweilige Objekt leer steht, geben. Im besten Fall führt das dann zur Behebung des Leerstands.

Zentraler Mittelpunkt der Homepage ist der Leerstand089-Marker, eine Karte, die mit fünf unterschiedlich farbigen Markern bespickt ist.

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So sieht die Karte auf der Website aus. Quelle: Leerstand089

GRAU: Ungeprüfte Meldung

BLAU: Leerstand vermutet

GELB: Leerstand in Recherche

ROT: Leerstand bestätigt

GRÜN: Leerstand behoben

Das Leerstand089 Team besteht unter anderem aus den Gründern, der freien Journalistin, Autorin Lisa Rüffer, dem Vorsitzenden des »Bündnis Bezahlbares Wohnen«, Wirt der Geyerwally Max Heisler, dem Designer und Projektplaner Max Brandl, sowie dem Entwickler und Projektmanager Magnus Hartl. Neben ihnen besteht das Team noch aus ca. 10 Leuten, die für die Leerstands-Recherche im Hintergrund zuständig sind. Sie arbeiten teilweise journalistisch, freiberuflich oder studieren noch.

Mucbook sprach mit den 4 Gründern und fragte unter anderem nach Beweggründen für ihr Projekt und ihrer Liebe zu München:

1. Woher kommt der Name eures Projekts? Und was bedeutet er?

Leerstand089 ist Münchens persönlicher Leerstandsmelder. Wir hatten bei der Namensfindung drei Zielvorgaben: knapp, prägnant, seriös. Und nach langen Brainstorming-Sitzungen, bei denen auch das Münchner Kindl auftauchte und Münchleer, haben wir uns glücklich auf Leerstand089 geeinigt.

2. Was ist neu, anders und einzigartig an eurem Projekt?

Gemeinnützigen lokalen Journalismus, der dazu über Bürgerbeteiligung funktioniert, das gibt es bisher so einfach noch nicht in Deutschland.

3. Wie viel Zeit habt ihr in euer Projekt investiert/ werdet ihr investieren?

Wir arbeiten seit gut einem Jahr an Leerstand089. Alles in Allem wohl um die 1000 Arbeitsstunden. In Zukunft werden wir Konzept und Webseite weiter verbessern, Gespräche mit Kooperationspartnern und Politikern führen und alles was nötig ist, um das Tool weiter zu verbessern. Dann kommt natürlich noch die ebenso ehrenamtliche Arbeit des Recherche-Teams hinzu, das den Meldungen nachgeht. Die Arbeit geht uns also so schnell nicht aus.

4. Wo findet man euch?

Ein “Leerstand089-Büro” haben wir nicht. Deswegen trifft man uns in netten Münchner Cafés und Kneipen, bei den Kollegen im ZAMMAT beim Max Brandl und in der Geyerwally beim Max Heisler oder auch gerne mal zu Hause an – sofern wir nicht unterwegs sind auf Recherche in den Straßen dieser Stadt.

5. Wer unterstützt euch?

Finanziell? Bisher noch niemand. Mit Zustimmung? Viele Münchner per Mail oder in Gesprächen. Und dann haben wir natürlich das Bündnis Bezahlbares Wohnen sowie rechtliche Beratung im Rücken.

redaktioneller Prüfung veröffentlichen.

6. Warum tut ihr das?

Wir wollten nicht nur an der Stadtpolitik rummäkeln, sondern zeigen, wie Bürgerbeteiligung machbar ist. Es ist ja immer von der Politikverdrossenheit der Bürger die Rede, aber vielleicht gibt es auch so eine Art Bürgerverdrossenheit der Politik und man muss nur die richtigen Tools zur Beteiligung anbieten.

7. Woran könnte es scheitern?

Wir haben in den letzten vier Tagen an die hundert Meldungen bekommen. Da wir alle ehrenamtlich arbeiten, müssen wir sehen, wie schnell wir denen nachgehen können. Langfristig müssen wir das Projekt wohl unabhängig finanzieren. Daran könnte es tatsächlich scheitern. Wir betrachten das eher als neue Herausforderung. J

8.Warum sollte man sich bei eurem Projekt beteiligen?

Weil es auf demokratische Weise ermöglicht, ein reales Problem in Deinem unmittelbaren Lebensumfeld und Alltag zu beheben – statt es nur zu kritisieren. Wir haben Leerstand089 gebaut, damit die Beteiligung an demokratischen Prozessen leichter wird. Ein kleines bisschen ist das aber auch ein Appell an die Münchner, selbst aktiv zu werden. Das ist gut fürs Karma und für die Gesellschaft.

9. Was macht ihr, wenn ihr nicht an eurem Projekt arbeitet?

Wir arbeiten festangestellt und freiberuflich, wir programmieren, wir sind Wirt, wir schreiben, wir entwickeln und realisieren weitere Ideen. Manchmal twittern wir darüber als @vanRufer, @maxbrandl, @bezahlbarWohnen und @magnushartl .

10. Was liebt ihr an München besonders?

Dass die Brezn hier außen knusprig und innen weich sind wie die Menschen.

11. Wenn euer Projekt eine Person wäre, wie wäre diese Person?

Neugierig und sehr kommunikativ. Ein Netzwerker vor dem Herren mit Turnschuhen und Laptop, weil immer in den Straßen unterwegs.

12. Eure Infos im Netz?

Findet man alle hier: leerstand089.de Und natürlich hier: facebook.com/leerstand089 und hier: twitter.com/leerstand089

13. Ein Song, der mit eurem Projekt zu tun hat?

So muss es ja nicht enden mit dieser Stadt:

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