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Liebeserklärung an den Königsplatz

„O Königsplatz, Königsplatz! Wherefore art thou Königsplatz?
Deny thy father and refuse thy name…“

Naja, es wird vielleicht nicht ganz so romantisch wie zwischen Romeo und Julia am Balkon in Verona, allerdings könnte man schon sagen, dass es ein bisschen Liebe ist. Hier kommt: Meine Liebeserklärung an den Königsplatz!

Königsplatz, amore mio

Die letzten Spätsommertage sind gezählt. Ich habe unzählige Abende mit dir verbracht, mein Liebster, und möchte nun noch einmal in Erinnerungen schwelgen… 

Ich spaziere die Luisenstraße entlang, beim Von&Zu hole ich mir noch einen Sauvignon to go. Am Königsplatz angekommen, klettere ich die Steinstufen der Antikensammlung empor, auf der schon einige andere Liebhaber*innen sitzen. Jetzt, nach Sonnenuntergang, wenn sich der Himmel von Apricot zu einem tiefen blau färbt und die Propyläen in goldenes Licht getaucht werden, schmeckt der Weißwein besonders gut. Wenn dann noch „Los Muchachos de París“ von Juan Carlos Caceres aus den Lautsprechern tönt, füllt sich langsam die freie Fläche zwischen den Säulen der Antikensammlung mit leidenschaftlichen Tangotänzer*innen. An eine Säule gelehnt, lasse ich meinen Blick über die Stufen schweifen. Hier sitzen Bekannte, Freunde, Verliebte mit einem Glas Wein oder einem Bier in der Hand – alle mit einem Lächeln auf den Lippen. 

Wo Antike auf modernes Lebensgefühl trifft

Kaum ein Platz in München schreibt so viel Geschichte wie der Königsplatz. Der Platz wurde nach dem Vorbild der Akropolis in Athen erbaut von König Ludwig I. und von Fischer und Leo von Klenze konzipiert. Später diente er für die Nationalsozialisten als Ort für Selbstdarstellung, Kundgebungen und die Bücherverbrennung 1933. Jüngst war der Königsplatz Schauplatz einiger Ereignisse, die München heute so schön bunt machen: Im Juni fand hier beispielsweise die Black Lives Matter Demo statt, bei der über 25.000 Menschen gegen Rassismus demonstriert haben. Mit Veranstaltungen wie Kinovorführungen, Kunstinstallationen, Konzerten und Open Air-Programmen, wie die diesjährige Aktion „Sommer in der Stadt“ mausert er sich nun als Ort, an dem man gern Zeit verbringt.

Adios, muchachos

Jetzt, wo der Regen den Herbst einleitet, ist der Abschied vom Königsplatz beinahe so schmerzhaft, wie in Shakespeares Tragödie. Ich freue mich schon auf jede weitere Veranstaltung, auf jeden weiteren Abend, an dem ich meinen Wein mit ein paar Freunden auf den Stufen genieße und auf die unvergleichliche Atmosphäre, die von dem Platz ausgeht. Ich werde mich die nächsten Wochen wohl noch oft nach diesen letzten Tagen sehnen – und dabei die Melodie von „Los Muchachos de París“ summen.


Beitragsbild: Leila Herrmann

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