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Mando Diao: Ihre German-Lovestory begann in München

Sandra Langmann

Was machen die schwedischen Indie-Urgesteine als erstes, wenn sie nach München kommen? Sie gehen joggen (gesehen in der Insta-Story der Band). Später treffen sich Bassist Carl-Johan Fogelklou und Schlagzeuger Patrik Heikinpieti zum Interview mit MUCBOOK und geben dann mit ihren Kollegen ein Konzert in der Tonhalle, das München dringend mal wieder nötig hatte – die kleine Aufwärmrunde hat ihnen offenbar nicht geschadet. Mando Diao über ihre “Mando-German-Lovestory”, Hofbräuhaus und wie in München alles begann.

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Irgendwann weiß man gar nicht mehr, wo man eigentlich hinschauen soll. Auf die Bühne, wo Björn Dixgård sich vom Publikum zu “Dance with Somebody” richtig feiern lässt, oder doch nach hinten zur Meute. Um aufzupassen, dass man nicht im Moshpit landet. Davon gibt es mittlerweile drei, vier, von allen Seiten. Es ist eine Show, wie sie sich ein Musiker eigentlich nur wünschen kann. Und der Beweis, wie Münchner Konzerte feiern können.

Zu verdanken ist das Mando Diao. Carl-Johan und Patrik haben sich auch für ein Interview kurz vor der Show Zeit genommen. Wenn sie nach Deutschland, in ihre zweite Heimat kommen, haben sie nicht sofort Berlin im Kopf, sondern München. Denn hier hat ihr Deutschland-Erfolg angefangen – im “Atomic Café”:

Carl-Johan: The whole Mando Diao-German-lovestory started in Atomic Café, for real. Because the DJ, Henning Furbach, was djing at the Atomic Café and he is also writing for piranha Magazin. He started playing Mando music in Atomic. And he was also in Sweden for an award thing he went to and we also has been there. He saw us and asked for an interview. And then he might picked it up. But that’s why it started here in Munich. It is the Mando home.

Von P1 bis Gitarren-Riffs

Auf Empfehlung landeten Mando Diao vor kurzem im P1. Haben aber betont: “It was fun”. Ansonsten joggen sie schon mal morgens in der Nähe der Tonhalle und schauen mal beim Hofbräuhaus vorbei. “It is genuine. It’s a tourist trap, but a genuine tourist trap. And I’m so impressed by the ladies, carring around like 15 beers in two hands. And one between the tits.” Aufs Oktoberfest haben sie es noch nicht geschafft. Klang aber auch nicht so, als ob sie es wirklich vor hätten.

Eins, zwei, drei vier, zählt Björn rauf. Es folgen “Down in the Past” und der nächste Moshpit. Und nicht nur der Song kommt bei den Fans an – auch bei den Songs aus dem erst kürzlich veröffentlichten Album “Bang” wie “One last Fire” ist das Publikum überraschend textsicher und kommt aus dem Feiern nicht mehr raus.

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Das aktuelle und mittlerweile neunte Album “Bang” erinnert an die vergangen geglaubten Tage von Mando Diao. Mehr Gitarren-Riffs, mehr Rock’n’Roll. Dafür weniger Disco und Radio-Charts-Hits. Das Publikum ist dankbar. Es klingt so echt. Sind das “The original Mando Diao?”

Patrik: “I think all the records are Mando Diao originals. We always have been a rock band from beginning and we always had rock in our backpacks. We have tried some different things, also some swedish stuff. And now we are back to the rock for the moment.”

Jetzt sei der beste Zeitpunkt, um Musik zu machen. Die Band fühlt sich gut und mit ihrem Sound richtig wohl. Aber orientiert man sich nicht doch etwas zurück? Sehnen sich Mando Diao zurück zu ihren Anfängen?

“It feels totally fresh. It doesn’t feel like doing anything from the past. It feels like doing something really unique right now. Because for us it is very different from our previous music. It’s not built on two singers, to start with. It’s more built on properly written guitar riffs. It is very different. I think this one is much more Rock’n’Roll than the records like Hurricane Bar. That was more pop/rock record. This one is straight forward Rock’n’Roll.”

Die Fans sehen das anscheinend genauso. Denn während die Münchner schon seit Tagen keine Sonne mehr gesehen haben, es draußen nieselt und der November sich von seiner grauslichsten Seite zeigt, bebt die Tonhalle. Es wird euphorischst mitgeklatscht und gesprungen, bis Shirt und Jeans am verschwitzten Körper kleben. Fast schade, dass das Bier des Vordermannes schon warm ist, als es auf Gesicht und Haaren landet. Aber es ist egal, ein spießiges München gibt es heute nicht. Und so sehen es auch Mando Diao, die immer wieder gerne nach München kommen:

Patrik: “We love the audience. I mean you people here are a litte bit more free then the swedish audience, that’s nice. And also the beer is better.”

Weder Snobbies noch Grantler

Wie es sich wohl anfühlt, oben auf der Bühne zu stehen? Schließlich sind auch nach zwanzig Jahren Bandgeschichte die Leute noch immer vom skandinavischen Sound begeistert. Doch die Frage erübrigt sich, wenn Björn die Arme ausbreitet und sich besingen lässt. “Are you sweaty enough?”, schreit er. Sein weißes Rüschenhemd hat er längst ausgezogen. Die Haare sind zurück geklatscht und mittlerweile mehr in Schweiß getränkt als in Haargel. Und ja, am Schluss schauen alle so aus, als ob sie aus einer sweaty Dusche kommen. Verschmiert, vom Bier verklebt und mit rot-glühenden Gesichtern. Bevor dann alle wieder zurück in ihre Stadtviertel pilgern, holt man den Puls bei einer Runde Anstehen-für-Jacke-holen runter. Nicht mal da wird heute gegrantelt. Schön.


Beitragsbilder: GUSTAF ELIAS

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