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+++Update+++ Drunt in da greana Au steht das Maxwerk mit einer wunderschönen Dachterrasse

Update Mittwoch, 25.4.: Augustiner nimmt “von dem Vorhaben eines Gastbetriebes im Maxwerk Abstand”. 

Die volle Begründung im Wortlaut:

“Zwar hat die Brauerei die Ausschreibung der Stadtwerke München für eine geplante gastronomische Nutzung des ältesten Münchner Wasserkraftwerks gewonnen, das in den Maximiliansanlagen unterhalb des Bayerischen Landtags (Maximilianeum) direkt an der Isar liegt. Aber der Bezirksausschuss Au/Haidhausen, auf dessen Gemarkung sich das Gebäude befindet, hat sich mit einer großen Mehrheit gegen eine gastronomische Nutzung des Maxwerks ausgesprochen. Zudem hat es erhebliche Proteste gegen das Vorhaben gegeben.

Die Brauerei wird nicht gegen den artikulierten Willen der betroffenen Bevölkerung ein umstrittenes Projekt durchdrücken, das im Übrigen in dieser verkleinerten Variante ohnedies kaum mehr wirtschaftlich zu betreiben wäre. Denn in langen Diskussionen und bei mehreren Gremiensitzungen über Monate hinweg wurde gefordert, die gastronomischen Möglichkeiten immer weiter zu verringern. Aus all diesen Gründen nimmt Augustiner von dem Vorhaben eines Gastbetriebes im Maxwerk Abstand.”

 

“Immer des Gschiss mit dem Maxwerk”, werden sich wohl manche Beteiligte schon denken, wenn es um die Zukunft des Wasserkraftwerks in den Isarauen geht. Seit 2014 beschäftigen sich die Stadtwerke München (SWM) nun schon damit, das schmucke Kraftwerkchen für eine weitere Nutzung (sprich: für Gastronomie) zu öffnen, doch wirklich fix ist bis heute immer noch nichts.

Konkrete Pläne gibt zwar seit langem – nur Protest dagegen auch. Das Maximilianswerk ist eines der ältesten noch betriebenen Wasserkraftwerke in Bayern und eines der schönsten seiner Art. Denn damit es nicht komplett aus der royalen Optik unterhalb des Maximilianeums fällt, wurde das Kraftwerk im Stil eines barocken Lustschlösschens nach den Plänen von Carl Hocheder gebaut, inklusive einer sehr geräumigen Dachterrasse.

“Wettbewerb mit beschränkter Teilnahme”

Dass sich die schöne Dachterrasse mit dem repräsentativen Bau an der Isar recht gut für eine gastronomische Nutzung eignen würde, hatte bereits der 2014 verstorbene Augustiner-Chef Jannik Inselkammer erkannt und gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Stadtwerke Florian Bieberbach Überlegungen angestellt, wie man das Kraftwerk zusätzlich als Gastronomie betreiben könnte, wie die SZ 2014 berichtete.

Auf den Bericht hin hätten sich neben der Augustiner Brauerei weitere acht Interessenten bei den Stadtwerken gemeldet, wie Michael Solić (SWM) berichtet. Daraufhin habe man diese gebeten, ein Angebot abzugeben und 2015 einen “Wettbewerb mit beschränkter Teilnahme” durchgeführt. “Die Augustiner Brauerei hatte das stimmigste Angebot abgegeben”, erklärt Solić die Auswahl und kann deswegen auch den Vorwurf der Vetternwirtschaft nicht verstehen, der von Gegnern des Vorhabens kürzlich geäußert wurde. Unter den Bewertungskriterien sei die Erfahrung mit dem Denkmalschutz ein wesentlicher Baustein gewesen. Auch habe man darauf geachtet, ob das Konzept in dem Umfeld stimmig ist und ob ein Bewerber das Projekt überhaupt finanziell stemmen kann.

“Kein Ballermann am Maxwerk”

Seit die Pläne allerdings konkreter werden, verhärtet sich auch die Front der Gastrogegner. Vor allem der örtliche Bezirksausschuss (BA) Au/Haidhausen hat sich mehrfach gegen das Gastronomiekonzept ausgesprochen und möchte das Projekt verhindern – auch nachdem die Brauerei ihre Pläne abgeändert hatte und die geplanten 430 auf 230 Plätze reduziert hatte. Man sehe vor allem die Ruhe im Landschaftsschutzgebiet in Gefahr und fürchtet, dass mit den Freischankflächen “die Hölle los sein” werde, wie es die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD) auf einer außerordentlichen Sitzung 2017 formulierte. Bei einer Ortsbegehung Anfang April wurde die Rethorik der Gegner noch einmal drastischer: “Kein Ballermann am Maxwerk” war mitunter auf den Schildern zu lesen (siehe Video).

Michael Solić kann sich darüber nur wundern. Augustiner stehe doch eher für Bodenständigkeit als für Ballermann und sei seit jeher mit der Stadt verwurzelt. Man wolle eine “nette kleine Wirtschaft und kein Etepetete”. Das Ziel der Stadtwerke sei vor allem, “das Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich zu machen”.

Vor kurzem kam schließlich noch ein Kaufvertrag von 1894 ins Spiel, der den Stadtwerken eine andere Nutzung außer der Wasserkraft nicht gestatte. Den Vertrag sieht man bei den Stadtwerken allerdings gelassen. Das Verbot der Umnutzung sollte verhindern, dass ein Dampfkraftwerk errichtet werde und an der Wasserkraftnutzung werde sich auch mit einer Gatronomie nichts ändern.

Und jetzt?

Bei den Stadtwerken München wartet man eigentlich nur auf den Bauantrag der Augustiner Brauerei. Die allerdings möchte nicht “gegen den artikulierten Bürgerwillen agieren”. Zwar hätten der Stadtrat und die Stadtverwaltung dem Projekt bereits zugestimmt und Online-Umfragen wie von sueddeutsche.de (69 Prozent für “super Idee, das würde die Gegend aufwerten” bei 3.341 Abstimmungen/Stand 17.04.2018) nehme man natürlich zur Kenntnis, aber der Bezirksausschuss sei ein wesentlicher Teil des artikulierten Bürgerwillens. Augustiner bleibt weiterhin interessiert und würde gerne aktiv werden, “aber dafür müssen sich die politischen Gremien in München einigen”.

Angesichts des innerstädtischen Patts sieht nach jetzigem Stand danach aus, als würde mindestens bis zu den nächsten Kommunalwahlen 2020 das Maxwerk gastrofrei bleiben. Vielleicht setzen sich die Stadtwerke ja noch einmal mit dem Bezirksausschuss zusammen. Oder sie suchen sich derweil einen Partner für eine Zwischennutzungskonzept.


Beitragsbild: © Bárbara Ferreira