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Meine Halte – Folge 3: Rotkreuzplatz

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Die Haltestelle Rotkreuzplatz kennt irgendwie jeder, entweder von Hauspartys, Arztbesuchen oder als versehentliches Ziel einer Nachtbusfahrt. Der Knotenpunkt im Münchner Westen hat mit seinem Brunnen und Wochenmarkt einen Dorfcharme, der mit keinem anderen Viertel Münchens vergleichbar ist. Der Rotkreuzplatz wurde nach der Schwesternschaft und dem Krankenhaus des Roten Kreuzes benannt und hat seinen Namen seit 1903.

Wie in allen Teilen der Stadt trifft man hier zu allen denkbaren Tageszeiten seine „Local Freaks“. Am Rotkreuzplatz sind das ein charmantes Pärchen bestehend aus einer meist in pinkes Elasthan gequetschten Dame mit einer Perücke, die eher wie ein brauner medizinballgroßer Knäuel um das orangene Gesicht herum hängt und ihrem Partner, der seinen Vokuhila und seinen jahrelangen Jeans-Komplett-Look wahrscheinlich nie hergeben würde. Sie sind immer zusammen unterwegs, sitzen in der U- oder Straßenbahn aber mindestens einige Sitze entfernt voneinander.

Die Anbindung zum und vom Rotkreuzplatz ist super. Neben der U1 und U7, fährt hier die Tram 12 – im 10-Minutentakt zwar nur bis 22 Uhr, aber nicht vergessen: Dorfcharme! – und natürlich die beste Buslinie der Stadt: Der 53er Bus. Er bringt die Neuhauser in 15 Minuten zur Münchner Freiheit, und falls es mal später wird, bringt der Nachtbus N44 sie auf der selben Route wieder zurück.
An lauen Sommerabenden sitzen Eis schleckende (Sarcletti!) Menschen am Rotkreuzplatz und schauen Kindern beim Spielen am Brunnen zu.

Südstaatenflair in Neuhausen

Kulinarisch ist am Rotkreuzplatz jede Menge geboten. Wer keine Lust auf  McDonalds oder den mittelmäßigen U-Bahn-Kiosk hat und ein wenig sucht, findet ein paar kleine Geheimspots. Da wäre einmal das FUJI. Hier bekommt man in drei Gehminuten vom U-Bahnhof köstliches Sushi und Suppen ab fünf Euro. Die Nachspeise wartet nur fünf Minuten weiter im Muffins ‘n’ More, wo ein himmlischer Blueberry-Cheesecake auf Neugierige wartet, die sich von poppenden Barbies im Schaufenster und Puppenköpfen im Mixer nicht abschrecken lassen. Der für gewöhnlich grantige Besitzer legt an guten Tagen chilligen Blues auf und so wird man mitten in Neuhausen für einige Minuten in die Südstaaten der USA entführt. Ein kleines bisschen New York gibt es direkt gegenüber im Hide-Out, einer schummrigen Kellerbar, in der Bardame Gloria gerne mal Anekdoten über ihre Zeit als Polizistin in New York erzählt.

Der schönste Spaziergang führt jedoch vom Rotkreuzplatz über die Nymphenburgerstraße zur Gerner Brücke. Wer an sonnigen Abenden pünktlich kommt, trifft sie noch, die Neuhausener, die Anekdoten aus alten Zeiten erzählen und mit einem Bier in der Hand in ihrem Viertel am glücklichsten sind. Die minderjährigen Rich Kids muss man sich an dieser Stelle einfach wegdenken.

Egal wann und in welchem Zustand: Die Haltestelle Rotkreuzplatz hat für mich immer was von Heimkommen.

Text und Beitragsbild: Katerina den Toom, Foto: Muffins ‘n’ more

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