Kultur, Nach(t)kritik

München legendär

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Markus Michalek

Markus ist Literaturagent und schrieb mal unter dem Namen "Kapinski". Zusammen mit Freunden gibt er seit 2010 ""das prinzip der sparsamsten erklärung" heraus: Ein Literaturmagazin, das keiner Prügelei aus dem Weg gehen würde, aber noch nie eine erlebte und deswegen auch noch nie verlor. Im Herzen ein pazifistischer Bergfex, schätzt Markus lange Tafeleien mit Freunden, Reziprozität und Alltagshedonismus.

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Soulwax und Simian Mobile Disco im Puerto – wer da war, wird sagen dürfen, ich war dabei. Wer davon hört, wird sagen können, ich habe davon gehört, raunend, einen Mythos weitertragend. Wer es nicht geschafft hat, darf sich zu Recht ein wenig ärgern:

Legendär. Ein Wort, das den kompletten Abend beschreiben könnte,  ihm aber trotz seiner schlichten Aussagekraft nicht gerecht würde.

Soulwax (oben) und Simian Mobile Disco (unten) live in Puerto Giesing, dem kulturellen Schmelztiegel der Stadt München. Die Elektroveteranen meistern die Nacht souverän. Sie schaffen es, mit wenigen Beats jedes Herz für sich einzunehmen, wer vielleicht noch ungläubig gezweifelt hat, wird schnell bekehrt, denn der Puls passt sich unverweigerlich dem Takt an. Hunderte ravende Glückskinder, salzige Schweißtropfen, die durch die tanzende Menge weitergegeben werden, Arme, nach oben zur Decke gestreckt, Stampfen, Springen, sanftes Wiegen, Ekstase und Entspannung. Läheln, überall strahlende Haut, Gesichter der Nacht – der hitzige Kern der eigenen Existenz berührt.

Derb guter Sound, gepaart mit einer Stimmung, die den weltbesten Clubs Ehre machen würde. Eingebettet in endlose Tracks, die das (leider unvermeidliche) Ende einer solchen Nacht immer wieder hinauszögern. Dass es irgendwann vorbei ist, vorbei sein muss: gespürt, gewusst und ohne Bedauern gelebt. Nicht umsonst heißt es die Gegenwart ist die einzige Zeit, die uns wirklich gehört. Und zeigt die Gegenwart ihr Antlitz auf diese Art, erlaubt sie einen Blick auf ihr schönes Gesicht, der unvergesslich bleibt.

Und nicht unerwähnt bleiben soll: In der Kantine des Hafens fand an diesem Abend noch ein anderes Konzert statt. RazzleDazzle presents Glasnost, Heavy Metal/Hardcore vom Feinsten, zur Zugabe der geschätzt max. zwei Minuten langen Songs wird auf der Bühne auch mal die Hose runtergelassen – man spielt eben nackt weiter.

Zwei extreme musikalische Pole einer extremen Nacht, eine Kombination, die unterschiedlicher nicht sein könnte, die pars pro toto für alles steht, was Puerto Giesing repräsentiert. Wenn ein ganzes Haus derart von Leben erfüllt ist, dann hat man zu danken – es fühlt sich eben echt an.

Und am nächsten Morgen bleibt die Erkenntnis: München (wieder einmal) legendär – a part of the weekend never dies!