Aktuell, Nachhaltigkeit

#NoMoreEmptyPromises – Fridays for Future streikt zum Leaders Summit on Climate

Laura Siegenführ

Es ist mal wieder Global Earth Day, Grund genug die Staatschefs und -chefinnen dieser Welt daran zu erinnern, dass neben der Corona-Pandemie noch eine weitere Krise am Brodeln ist. Das dachte sich vermutlich auch US-Präsident Joe Biden. Die USA sind dank des Regierungswechsels seit einigen Monaten wieder am Kampf gegen die Klimakrise beteiligt und um dessen Dringlichkeit zu verdeutlichen, lud Biden 40 Regierungs- und Staatsoberhäupter*innen zu seinem Leaders Summit on Climate ein.

Leaders Summit on Climate

Angela Merkel, Wladimir Putin, Xi Jinping, Emmanuel Macron – sind nur ein paar Namen der hochkarätigen Gästeliste. Insgesamt wollen Vertreter*innen aus 40 Ländern heute und morgen bei einem virtuellen Klimagipfel Strategien zur Bekämpfung des Klimawandels diskutieren.

Schon kurz vor Beginn des Gipfels verkündeten die EU und die USA ihre neuen Klimaziele. Die EU will bis zum Jahr 2030 mindestens 55% weniger Treibhausgase ausstoßen, als im Jahr 1990. Präsident Biden plant zudem den Treibhausgasausstoß der Vereinigten Staaten bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 2005 zu halbieren.

Grund zur Hoffnung, oder?

Wie immer, wenn führende Politiker*innen sich irgendwo über den Klimawandel austauschen, sind auch diesen Freitag Fridays for Future Demos in über 20 deutschen Städten angekündigt. Mit dem Hashtag #NoMoreEmptyPromises fordern die Aktivist*innen effektive Maßnahmen statt leerer Versprechen und wirkungsloser Reden. 

Sonja von Fridays for Future München erklärte uns, warum man nicht allzu viele Hoffnungen in Bidens Leaders Summit on Climate stecken sollte und Fridays for Future trotzdem weltweit zu Klimastreiks aufruft.

Heute am Global Earth Day findet der Leaders Summit on Climate statt, gibt es nicht schon genügend Klimakonferenzen?

Für das Klima zählt nicht die Anzahl an Klimakonferenzen, sondern das, was dabei beschlossen und dann auch tatsächlich umgesetzt wird. Was diese Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise angeht, ist bis jetzt noch viel zu wenig passiert. Es ist klar, dass internationale Klimapolitik ein sehr langwieriger Prozess ist, aber es gibt eben auch Momente wie die Weltklimakonferenz 2015, bei der das Pariser Abkommen beschlossen wurde. So ein Fenster könnte sich dieses Jahr wieder auftun, und Bidens Klimagipfel könnte einen Beitrag dazu leisten. Natürlich sehen wir es kritisch, wenn es bei solchen Treffen wie bisher nur bei leeren Worten bleibt, aber die Antwort darauf sollte es nicht sein, den Dialog einzustellen.

Geht es bei diesem Gipfel um Symbolik oder können wir effektive klimapolitische Maßnahmen erwarten?

Ich glaube die Dringlichkeit zu handeln war den Regierenden nie bewusster als heute. Die Regierungschef*innen wissen, was auf dem Spiel steht. Die Herausforderung ist nun, das in Taten zu übersetzen, die dieser Notsituation gerecht werden. Und da ist das Problem. Die Staaten bringen nicht den Mut und die Ehrlichkeit auf, sich den nötigen Veränderungen zu stellen. Biden möchte mit den USA nach 4 Jahren Abwesenheit auf der internationalen Klimabühne wieder eine Führungsrolle beim Klimaschutz übernehmen. Er hat den Kampf gegen die Klimakrise zum zentralen Thema seiner Präsidentschaft erklärt und im Voraus des Gipfels versucht, möglichst viele Staaten zur Verschärfung ihrer Klimaziele zu bringen. Ich glaube schon, dass er das Ziel hat, mit diesem Gipfel mehr als nur Symbolpolitik zu betreiben. Aber das reicht nicht. Die Ankündigungen einiger Staaten, die vorab durchgesickert sind, sind bei Weitem nicht mit dem 1,5-Grad-Ziel kompatibel. Insofern, ja, wir rechnen nicht mit viel mehr als marginalen Ambitionssteigerungen und Lippenbekenntnissen, man kann es auch Symbolpolitik nennen.

Was fordert Fridays for Future von diesem Gipfel?

Unser Streik steht unter den Hashtags #NoMoreEmptyPromises und #NoMoreEmptySummits. Wir wollen keine leeren Versprechen mehr. Solche Gipfeltreffen dürfen sich nicht länger mit Selbstlob und ambitionslosen Kompromissen aufhalten. Wir befinden uns in einer planetaren Notsituation, die Staatengemeinschaft muss jetzt die Notbremse ziehen und nicht erst in 20 oder 30 Jahren. Wir fordern ein klares Commitment zum 1,5-Grad-Ziel, dementsprechend sofortiges Handeln und ein Anerkennen der globalen Ungerechtigkeiten in der Klimakrise. Das ist die Messlatte für alle weiteren Verhandlungen und auch den Leaders Summit on Climate.

Wie wird euer Klimastreik morgen aussehen?

In München streiken wir um 12 Uhr auf dem Olympiaberg unter dem Motto ‘The Real Summit’. Am Hang werden wir ein 60 Meter langes Banner mit dem Schriftzug #NoMoreEmptyPromises auslegen. Darum herum werden 100 Menschen unter Berücksichtigung aktueller Coronaschutzmaßnahmen demonstrieren. Währenddessen kommen am Gipfel symbolisch Staatsoberhäupter nach erfolgreichen Verhandlungen zusammen, um ihre Ergebnisse zu präsentieren. Darüber schließen wir uns dem internationalen Netzstreik an. Morgen den ganzen Tag über werden dafür Streikbilder auf Social Media gepostet.

Wie kann man teilnehmen? 

Wer vor Ort mitstreiken möchte, muss sich vorab über ein Anmeldeformular anmelden, da die Teilnehmendenzahl auf 100 begrenzt ist. Beim Netzstreik kann jede*r mitmachen: Einfach ein Foto mit einem Streikschild, am besten mit einem Megaphon und einer brennenden Erde drauf, machen. Dann das Bild posten, dabei die Hashtags #NoMoreEmptyPromises & #NoMoreEmptySummits benutzen und Fridays for Future, Joe Biden, und Angela Merkel verlinken.

Die Corona-Pandemie hat die Organisation von Klimastreiks um einiges schwerer gemacht. Habt ihr das Gefühl, dass eure Aktionen derzeit zwischen Ministerpräsidentenkonferenzen, neuen Kanzlerkandidat*innen und Corona-Maßnahmen untergehen?

Natürlich hat insbesondere die Coronakrise sehr viel mediale Aufmerksamkeit bekommen – auch zu Lasten der Berichterstattung über Klima-Themen. Jedoch gewinnen meiner Meinung nach momentan die Klimakrise und unser Aktivismus in den Medien wieder an Bedeutung. Schließlich wird den Menschen auch im Hinblick auf die Bundestagswahl klar, dass diese Krise nie weg war und immer noch mindestens genauso wichtig und dringend wie vor Corona ist. Die Coronapandemie stellt uns als eine Bewegung, die durch Massendemonstrationen groß geworden ist, vor die Herausforderung, neue Aktionsformate zu finden, um weiterhin Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch das haben wir geschafft, online und mit kreativen Präsenzaktionen. Und vor der Bundestagswahl hoffen wir, wieder wöchentlich in Massen auf die Straße gehen zu können – dann können wir wirklich nicht mehr überhört werden.

Wie schafft ihr es euch trotz der erschwerten Situation weiterhin zu organisieren? 

Wir organisieren uns im Moment ausschließlich digital. Das klappt eigentlich ziemlich gut. Trotzdem freuen wir uns natürlich darauf, uns wieder regelmäßig in Präsenz treffen zu können. Die bevorstehende Bundestagswahl motiviert uns dafür zusätzlich.

Wer steht hinter Fridays for Future München?

Fridays for Future ist eine Graswurzelbewegung und kein Verein. Jede und jeder kann mitmachen. Das gilt auch für München. Wir sind eine Ortsgruppe aus circa. 50 jungen Aktiven, die sich regelmäßig – momentan online – treffen und Aktionen, Kampagnen und Streiks organisieren.

Wie kann man sich zurzeit bei Fridays for Future München engagieren? 

Es gibt regelmäßig Onboardings, bei denen neue Menschen in die Orga eingeführt werden. Infos dazu gibt es in den Infogruppen auf WhatsApp und Telegram oder gerne auch auf Nachfrage über Social Media. Wir freuen uns immer über neue Gesichter!


Beitragsbild: © Claudia Köhl

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