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Regenschirme statt Protestplakate – So sah der etwas andere Klimastreik in München aus

Schilder mit der Aufschrift „Die Uhr tickt“, „There is no planet B“ oder „The world is getting hotter than Leonardo DiCaprio“? Nicht in München. Hier halten die Demonstrant*innen einen bunten Regenschirm anstelle eines Plakats in den Händen. Und dieses Jahr stehen hier nicht Tausende von Menschen wie im Vergleich zu den Fridays for Future Protesten im Vorjahr oder im Vergleich zu anderen Großstädten, sondern 500. Denn während gestern in anderen Städten mit Maske und Abstand auf der Straße demonstriert wurde, hat München die Demo aufgrund der steigenden Anzahl an Neuinfektionen abgesagt. Das Alternativprogramm: Eine Menschenkette, die den Hashtag #keingradweiter formt.

#keingradweiter

Es ist 14 Uhr am Freitagmittag und es regnet in Strömen. Nach und nach kommen Demonstranten in Regenjacken und mit bunten Schirmen über die Theresienwiese bis zur Bavariastatue. Da, wo um diese Jahreszeit normalerweise die Käfer-Schänke und das Schützenzelt stehen und Menschen im Vollrausch „Ein Prosit“ singen und auf Bierbänken tanzen, stehen nun 500 Klimaaktivist*innen. Die auf dem Boden gekennzeichneten Buchstaben von „Kein Grad weiter“ stehen schnell voll. Wir fordern eine Politik, die das 1,5-Grad-Ziel und Klimaneutralität bis 2035 verspricht. Die restlichen Demonstranten formen einen Rahmen um die Buchstaben, um die Hygienevorschriften einhalten zu. können. Jede*r trägt eine Maske und achtet verantwortungsbewusst auf den Abstand zu seinen Mitmenschen. Die üblichen Parolen, wie „What do we want? Climate Justice! When do we want it? Now!“, werden kurz angestimmt. Das Foto wird gemacht. Und dann ist es auch schon vorbei.

Zwei Krisen gleichzeitig 

Die Corona-Regelungen in München, die erst am Donnerstag in Kraft getreten sind, haben den Demonstrant*innen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Fridays for Future hat aber schnell auf die neuen Regelungen der Stadt reagiert, sodass München dennoch Teil des globalen Klimastreiks sein konnte – wenn auch in ungewohnter Form. Am Donnerstag wurde der Streik abgesagt und gleich darauf verkündet, dass 500 Leute, mit Einhaltung der Hygieneauflagen, auf der Theresienwiese demonstrieren können. Dafür musste man sich online mit Name und Telefonnummer registrieren, um die begrenzte Anzahl an Teilnehmer*innen noch überschauen zu können und diese, wenn nötig, über Corona-Infizierte, benachrichtigen zu können.

So sehr wir das verstehen können und die Gesundheit Vorrang hat, so traurig ist es aber auch, dass das Thema immer mehr in den Hintergrund gerückt ist und Corona monatelang jegliche klimapolitische Berichterstattung überschattet hat. Die Tatsache, dass der Klimawandel dramatische Folgen für zukünftige Generationen auf diesem Planeten haben wird, wurde zur Nebensache, welcher sich nun endlich wieder angenommen wird. Auch wenn es nur eine kleine Version der anfangs geplanten Demo war, es war ein Schritt in die richtige Richtung. Denn: die Klimaerwärmung macht keine Pause – Und deshalb sollten wir auch keine machen.

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