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“Ohne uns wird’s trocken” – Münchner Gastronom*innen wollen offene Außenschankflächen

Laura Siegenführ

Sechzehn Grad, blauer Himmel, strahlender Sonnenschein: im Englischen Garten wurde letzte Woche die Badesaison eröffnet und an der Isar tummelten sich Sonnenanbeter*innen und Aperol-Spritz-Genießer*innen. Leer blieb es aber weiterhin in allen Bier- und Schanigärten. 

Wie geht es für die Gastronomie weiter?

Warum es noch keine Perspektive für die Öffnung der Außengastronomie gibt, ist für viele Wirt*innen in München unverständlich. Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, luden Maximilian Heisler von der Geyerwally und Tilman Ludwig-Munzig aus der Bar Frisches Bier gestern Münchner Gastronom*innen ein, auf den Stufen der Bavaria ein Zeichen zu setzen, nämlich: “Ohne uns wird’s trocken!”. 

“Öffnet die Schanigärten!”

Es war keine Wut oder gar Corona-Leugnung, die die 40 Gastronom*innen gestern zur Theresienwiese lockte, sondern Frust und Verständnislosigkeit. „Ich möchte mich hier nicht über die Politik beschweren“, versicherte Philipp Jüngling aus dem Restaurant Usagi, „ich möchte einfach nur wissen, wie es weitergeht, denn so langsam fehlt die Motivation“.

Während die meisten versuchen, mit unrentablen To-Go-Geschäften nicht in Vergessenheit der Kundschaft zu geraten, sind sich alle der teilnehmenden Wirt*innen einig: Eine schnellstmögliche Öffnung der Außengastronomie mit Hygienekonzept oder Teststrategien ist möglich und nötig um den Sommer zu überstehen.

„Wir haben seit letztem Jahr funktionierende Hygienekonzepte, die es am Isarufer oder im Englischen Garten nicht gibt“ erklärt Xenya Jäger vom sehrwohl Café & Bar. „Wir können Besuche regulieren und Zusammenkünfte in der Stadt entzerren.“

Gregor Einar Fransson von der Kneipe HopDog wünscht sich, dass sinnvolle Maßnahmen aus wissenschaftlichen Erkenntnissen abgeleitet werden: „Die frische Luft an der Isar ist die gleiche wie auf meiner Terrasse. Der einzige Unterschied ist, dass an der Isar keine Mindestabstände garantiert werden können, auf meiner Terrasse aber schon.“

Fabian Satmmberger (San Paolo), Xenya Jäger (sehrwohl Café&Bar), Gianluca Massa (Ambar Bistro) und Gregor Einar Fransson (HopDog)

Mehr Empathie, bitte!

Einen gemeinsamen Forderungskatalog der Gastronom*innen gibt es nicht, denn die Situationen der einzelnen Gastronomien und die Erfahrungen der Wirt*innen der letzten Monate sind sehr unterschiedlich. Alle sind sie aber geprägt von Enttäuschung über fehlende Flexibilität und Empathie.

Frisch eröffnet, bald geschlossen

Laura und Alexa Steinke haben erst letzten Juli ihr Café Steinchen in Laim eröffnet und jetzt seit Dezember wieder geschlossen. Markus Ciletti von der Schall & Rauch Bar erzählt von Bußgeldern für verschobene Tische und wartende Gäste. Fabian Stammberger aus der Bar San Paolo macht sich Sorgen über Strafen, wenn ihm die Missachtung von Regeln bei Kund*innen entgeht.

Joe und Sandra Sorrento von der Ideal Espressobar berichten von dem Antrag, ihren Schanigarten um 20 m² über einen ungenutzten Parkplatz zu vergrößern, um mehr Abstand zwischen den Tischen zu ermöglichen. Eine vielversprechende Idee, die sich schnell wieder in Luft auflöste, da sie eine Stellplatzablöse 12.000 € kosten würde. Mit dem derzeitigen To-Go-Geschäft können sie das nicht decken.

Die Liste an Versuchen, die Geschäfte am Laufen zu halten und die darauf folgende Ernüchterung könnten wir hier ewig lang weiter erzählen.

“Bitte macht die Biergärten auf!” Matt Devereux (Kooks Bar)

Die Hoffnung liegt auf den nächsten Wochen

Das ist nicht die erste Veranstaltung, die Aufmerksamkeit auf die Situation der Gastronomie lenken soll, erzählt Markus Ciletti. Schon letztes Jahr wurde mit leeren Stühlen auf dem Odeonsplatz demonstriert. Zweifel an dem Einfluss einer solchen Veranstaltung machten sich schnell breit und trotzdem konnte man etwas Hoffnung heraushören, während über die kommenden Wochen, das schöne Wetter und funktionierende Hygienekonzepte gesprochen wurde.

“Es ist einfach nicht das gleiche. Wir vermissen die Kundschaft an unserer Bar und ich bin mir sicher, sie auch uns.” meint Philipp Jüngling. Und weil er damit ziemlich recht hat, sagen wir: Servus, und hoffentlich bis bald.


Fotos: © Laura Siegenführ

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