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Deutschlands erstes Magazin für afrodeutsche Frauen: Ciani-Sophia Hoeder vom RosaMag im Interview

Rosalie Röhr

RosaMag ist das einzige Magazin für schwarze Frauen in Deutschland. Die Gründerin Ciani-Sophia Hoeder wurde in München gefördert und hat das RosaMag hier weiter entwickelt. Wir haben mit ihr über den Enstehungsprozess des Online-Magazins gesprochen und darüber, wie die Berlinerin ihre Zeit in München erlebt hat.

“Als schwarze Person bist du gezwungen, dich mit Rassismus auseinanderzusetzen, weil du davon betroffen bist, während viele weiße Menschen garnicht wissen, dass sie von Privilegien profitieren, dadurch dass sie weiß sind” , erklärt die RosaMag Gründerin Ciani-Sophia Hoeder. Das verdeutlicht auch, warum das erste und einzige Magazin für schwarze Frauen im deutschsprachigen Raum kein reines Lifestyle-Magazin ist, sondern auch viel antirassistische Arbeit leistet. Im RosaMag geht es um die richtige Pflege von Afro-Haaren, aber auch darum, ob es rassistisch ist, einen bestimmten Datingtyp zu haben oder was kulturelle Aneignung eigentlich ist.

Wie ist die Idee für RosaMag enststanden?

Während des Studiums bin ich nach London gezogen und habe in einer ganz anderen Gesellschaft gelebt. Hier habe ich gemerkt, wie interessant es ist an einem Ort zu leben, wo meine Hautfarbe nicht so präsent ist und nicht so stark meine Identität beeinflusst. In London war ich eine ganz normale Studentin. Während dieser Zeit habe ich gemerkt, dass mein Leben in einer diverseren Gesellschaft auch so aussehen könnte. Dann kam ich zurück nach Berlin und habe realisiert, dass es viele Themen gibt, die in Deutschland nicht öffentlich besprochen werden. Schwarze Frauen in den USA und Großbritannien haben beispielsweise eine deutlich höhere Brustkrebsrate, als weiße Frauen. Das kommt auch durch chemische Produkte, die oft benutzt werden, um das Aussehen zu verändern. Durch Mittel die man sich auf die Haare macht um sie zu glätten, um sich so weißen Schönheitsnormen anzupassen.

“In Deutschland gab es kaum Informationen, auch die Lebenswelten von People of Colour sind so wenig sichtbar. Da kam dann die Idee: Ich will dieses Magazin machen.”

Wenn man sich nie in seinem Umfeld wiederfindet, denkt man, dass man falsch oder anders ist oder sich ändern muss. Trotzdem sind wir nicht das allgemeingültige Magazin für afro-deutsche Frauen, natürlich fühlt sich nicht jede schwarze Frau durch uns repräsentiert. Trotzdem versuchen wir, diese Lücke zu füllen. Die ursprüngliche Intention bei RosaMag ist, schwarze Frauen zu inspirieren, zu informieren und zu empowern.

Was sind Herausforerungen auf die ihr gestoßen seid?

Für uns war es am Anfang schwierig, da es keine definitiven Zahlen darüber gibt, wie viele schwarze Menschen in Deutschland leben. Solche Zählungen sind seit dem Holocaust hier verboten. Man kann zwar einen Migrationshintergrund erfragen, aber nicht Ethnitizäten. Eigentlich macht man einen Business Plan, wenn man ein Magazin startet und berechnet die Zielgruppe. Bei uns war das nicht möglich. Deshalb war es schwer, jemanden für die Idee zu begeistern, nicht ideell, aber eben aus einer Business-Perspektive. […]
Es ist auch ein Problem, dass es in Deutschland keine richtigen Zahlen über Rassismus gibt, es gibt keine Forschungseinheit über das Thema. Es gibt zwar einzelne Menschen, die sich damit beschäftigen, aber es gibt keine Institution. Es gibt Antisemitismus-Forschung, aber keine Rassismus-Forschung.

Es sagt unfassbar viel über die Aufarbeitung und über Rassismus in Deutschland aus, dass es kaum Forschung und Zahlen über Rassismus gibt.”

Am Anfang hat Ciani den Blog gestartet, ohne damit Geld zu verdienen. Nach drei Monaten hat sie sich beim MediaLab Bayern für einem Programm beworben, das Innovationen im Medienbereich fördert. Als sie angenommen wurde, ist die Berlinerin für mehrere Monate nach München gezogen und wurde hier bei ihrem Projekt unterstützt.

Wie hast du deine Zeit in München erlebt?

Es war die kleinste Stadt in der ich jemals gelebt habe, aber es hat mir total gut gefallen. Ich hatte mich davor nicht viel mit München beschäftigt, das ist irgendwie so ein Berlin-Ding (Ciani lacht). München habe ich als total warme Stadt wahrgenommen, ich wurde unfassbar gut willkommen geheißen. Ich hab sehr viele gute Freund*innen kennengelernt, die ich jetzt so vermisse. Aufgrund meines Berufes hatte ich das Privileg, unfassbar viel Zugang zu verschiedenen Communities und Menschen zu bekommen. Antirassistische Events, Projekte, Spaces und Communities sind in Berlin zwar auf jeden Fall progressiver, aber es gibt in Berlin ja auch einfach mehr schwarze Menschen als in München, das ist ja eine ganz andere Skalierung. Aber gleichzeitig ist es so, dass die schwarzen Menschen, die es gibt, unglaublich aktiv sind und extrem viel Willpower und Energie haben. Manchmal stand ich einfach nur da und dachte krass, das ist eine ganz andere Intensität. Mir fehlt München auf jeden Fall.

Inzwischen finanziert sich RosaMag durch Crowdfunding, Vorträge und Workshops. RosaMag ist ein reines Online-Magazin. Das heißt die Inhalte sind auf Social Media, YouTube und dem Blog sichtbar. Eine Paywall gibt es auf der Seite nicht. Circa 14 Leuten arbeiten unregelmäßig für die Plattform.

Was ist deine Vision für das RosaMag für die Zukunft?

Eigentlich sag ich ja immer, dass wir uns selbst obsolet, also irrelevant machen wollen. Im Sinne davon, dass die Themen, die wir diskutieren, auch in anderen Medien genauso stattfinden, sodass wir uns einen Cocktail schnappen können und am Strand liegen können. Davor wollen wir ganz viele tolle Menschen inspirieren, berühren, motivieren, zum nachdenken anregen und unterhalten.


Beitragsbild: ©Ciani-Sophia Hoeder

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