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So wird dein Laden, dein Café, deine Bar zum Impfzentrum

Caroline Priwitzer

Aus Amerika kennt man es bereits: Impfen zur Pandemiebekämpfung wird mit einem Donut (oder ähnlichem) belohnt und gefühlt an jeder Ecke kann man sich die Spritze holen. Scheinbar kommt diese etwas aufgelockerte Behördenmentalität so langsam – natürlich in abgemildeter Form – auch bei uns in München an. Weil es eben aktuell verdammt schnell gehen muss. Erst vorletzten Montag hat es das Café Kosmos am Hauptbahnhof vorgemacht und seither in seinen Räumlichkeiten mittlerweile schon über 2000 Menschen geimpft. Auch durch das Popup-Impfzentrum in der Pinakothek der Moderne wurden am Montag über 500 Menschen versorgt.

Doch wie geht das, mal eben Impfzentrum auf die Beine stellen? Wir von Mucbook haben nachgeforscht, wer denn alles Impfzentrum werden kann und was man dafür tun muss. Auch, um Nachahmer*innen unter euch zu ermuntern.

Selbst die eisernen Schranken des bayerischen Baurechts scheinen zu erkennen, dass in diesen Zeiten eine erleichterte Prüfung stattfinden muss. In einer Antwort auf eine Anfrage des CSU-Stadtrats antwortet die Stadtbaurätin Elisabeth Merk: “Weitere Nutzungen, wie die Einrichtung von Corona-Teststationen oder Impfzentren in genehmigten Läden oder Gaststätten, werden von uns gemäß Art. 57 Abs. 1 Nr. 13c BayBO als verfahrensfrei eingestuft, da diese dem Katastrophenschutz dienen.” Also salopp gesagt: grundsätzlich entfällt die zeitaufwendige Baugenehmigung.

Eigentlich ganz easy

“Ärzt*innen steht es grundsätzlich frei, Corona-Schutzimpfungen durchzuführen. Eine Genehmigung des Gesundheitsreferats ist daher grundsätzlich nicht erforderlich. Gegebenenfalls sollte vorher mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) oder beim Gewerbeaufsichtsamt (das bei der Regierung von Oberbayern angesiedelt ist) Rücksprache gehalten werden, ob dort die Impftätigkeit angemeldet werden muss. Impftätigkeit muss nicht auf Praxisräume beschränkt werden. Solange die Hygieneregeln eingehalten werden, kann auch in Cafés, Restaurants, oder zum Beispiel Blumengeschäften geimpft werden, es können sogar mobile Impfaktionen angeboten werden. Sofern dabei öffentliche Flächen genutzt werden, muss diese Sondernutzung beim Kreisverwaltungsreferat angezeigt werden”. So äußert sich die Pressestelle vom Gesundheitsreferat diesbezüglich.

Das heißt kurz zusammengefasst: Ärzt*innen dürfen ziemlich überall impfen.

Aber warum dann nicht gleich in der Praxis bleiben, statt in den Blumenladen einziehen (unter Einhaltung der Hygieneregeln)? Die Praxen sind eben nicht unbedingt auf den pandemiebedingten Impfansturm und die daraus resultierenden Abstandsregeln ausgelegt. Da eignet sich beispielsweise die mehr als geräumige Pinakothek der Moderne hervorragend, um das zu entzerren, wie das obige Bild zeigt.

Außerdem ist der organisatorische Mehraufwand für die Praxen enorm. Und diese Orga müssen nicht zwangsläufig Medizinische Fachangestellte koordinieren, die sich gleichzeitig auch um den Betrieb ihrer der Praxis kümmern müssen. Und: das Café Kosmos mit seinem Standort in Hauptbahnhofnähe oder die Pinakothek der Moderne im innenstädtischen Kunstareal zum Beispiel sind sehr zentral gelegen. Dadurch kann man das Impfangebot möglichst niederschwellig gestalten und die Leute dort erreichen, wo sie eh schon sind.

Trotz all dieser offensichtlichen Vorteile gab es Komplikationen und Missverständnisse in der Kommunikation, wenn jemand aus der Zivilgesellschaft Initiative zeigt und etwas auf die Beine stellen will. Das haben wir gesehen zwischen Café Kosmos-Betreiber Florian Schönhofer und dem Gesundheitsamt, wie man im Interview mit der SZ und dem Folgeartikel herauslesen konnte. Schönhofer beklagt vor allem wie schwer es sei, an Informationen und Auskünfte vom Gesundheitsamt zu gelangen.

Impfaktion am 18. Dezember!

Dennoch lässt Schönhofer sich nicht unterkriegen und ist nun zusätzlich mit seinem Café Kosmos Teil des vom Verband für Münchener Kulturveranstalter e.V. (VDMK) geplanten großen Impftags. Der findet kommenden Samstag, am 18. Dezember von 10.00 bis 22.00 Uhr statt.

Außerdem sind mit von der Partie: das Münchner Volkstheater, das 8below, das Harry Klein und der Neuraum. In diesen Lokalitäten kann man sich kommenden Samstag mit oder ohne Termin impfen lassen, wobei ersteres natürlich die Organisation erleichtert. Ob Erst-, Zweit- oder Boosterimpfung: alle sind herzlich eingeladen! Dazu Schönhofer auf der Pressekonferenz des VDMK zur geplanten Aktion: “Ziel ist, an diesem Wochenende eine gute Zahl hinzulegen und zu zeigen, dass wir als München was können.”

Interessanterweise kommen die impfenden Ärzt*innen am Samstag gar nicht aus München, sondern reisen extra aus Stuttgart an. Dort arbeiten sie eigentlich im Impfzentrum und helfen jetzt an ihrem freien Tag beim Impfmarathon in München mit. Und auch das restliche Personal arbeitet größtenteils ehrenamtlich oder spendet sein Gehalt an die Impfinitiative COVAX.

Und warum jetzt Booster statt Bier?

In der Pressekonferenz heute Mittwoch betont VDMK-Vorsitzender (und Grünen-Stadtrat) David Süß erneut, wie bestürzt die Clubbeitreiber*innen darüber sind, dass die sorgfältig von ihnen erfassten Luca-App-Daten misinterpretiert wurden und wie sehr mit dem Finger auf sie gezeigt wurde, als die Fallzahlen so in die Höhe kletterten. Trotzdem wolle man jetzt helfen: Aus guter Gesinnung und weil man eben mit anpacken möchte. Geld jedenfalls gäbe es über den festgelegten Satz für die jeweils impfenden Ärzt*innen vorerst von Stadt und Freistaat nicht.

GET YOUR IMPFTERMIN!

Hier geht’s zu den regulären Impfterminen beim Café Kosmos. Und hier zu der Terminbuchung und den Unterlagen des Impfmarathons des VDMK am 18. Dezember. Kleiner Tipp noch von Florian Schönhofer: Morgens sei tendenziell immer sehr viel los. Abends wäre die Lage luftiger und Impfstoff sei aktuell bei ihm zur Genüge vorhanden, also keine Angst. Und am Sonntag, 19. Dezember wird im Backstage geimpft, für Termine und Informationen, hier entlang.


Beitragsbild: L A R A via Pexels

 

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