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Überm Parkplatz oder doch lieber im Tiny House – München, wie willst du wohnen?
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Utopisch hohe Mieten, knapper Wohnraum, lange Schlangen bei Wohnungsbesichtigungen: genau darauf dürfen sich all jene einstellen, die in München eine Wohnung suchen. Es wird Zeit zu fragen: Wo soll das hinführen und wie kann man selbst etwas tun?
Die Geldigen wohnen in München, um München und um München herum – und die weniger gut situierten?
Was schnell her muss, ist bezahlbarer Wohnraum, aber mit Sicherheit auch neue Wohnformen, um das Leben in der Stadt sozialer, lebenswerter und solidarischer zu machen.
Zwei unterschiedliche Modelle stellten am 4. Juli die Architektin und Hochschulprofessorin Denise Dih und der Architekt Tobias Pretscher von Nagler Architekten bei der Vortragsreihe WOHN|UTOPIA – München, wie wohnst du morgen? der Friedrich-Ebert-Stiftung vor.
Wohnen auf 35 Kubik Heimat
Ein Tiny House, also ein kleines Haus auf einem Hänger, entwarfen die ArchitekturstudentInnen von Denise Dih an der Hochschule Rosenheim – und das innerhalb von nur 13 Wochen. 2,55 Meter breit und 4 Meter hoch darf dieses kleine Haus sein, damit es auf deutschen Straßen noch bewegt werden darf.
Diese Vorgaben waren also gesetzt. Außerdem sollte es offen und hell werden. Ein Raum, in dem man sich auch gern mit Freunden trifft, Heimat auf 35 Kubik eben.
Schnell war auch klar: „Klassische Möbel kann es auf so kleinem Raum nicht geben. Alles muss extra entworfen werden und muss smart entwickelt sein“, erzählt die Professorin im Rückblick. Dass das tiny House energieautark ist, war ebenso ein Anspruch der Studierenden. Auf dem Dach gibt es also eine Solaranlage und eine Grauwasseraufbereitung mit der Hilfe eines Sumpfpflanzenbeckens.
Jetzt nach dem Projekt ist es allerdings nicht so ganz klar, wie es mit dem Tiny House weiter geht. „Wir müssen es wohl verkaufen,“ meint Denise Dih.
Flexibel & günstig
Die Studentin Feli und ihr Freund Jonas sind noch nicht ganz so weit. Sie bauen gerade bei Garmisch ihr eigenes kleines Häuschen auf Rädern. Wo das irgendwann mal stehen wird, wissen sie nicht. Und genau das ist Fluch und Segen zu gleich: noch gibt es keine politischen Vorgaben, wo solche Tiny Houses stehen dürfen. Ausgewiesene Stellplätze von Gemeinden: (noch) Fehlanzeige.
Was das Tiny House für das junge Paar allerdings jetzt schon ist: ein bezahlbarer, selbstbestimmter Platz Wohnraum (Preise variierten von 20.000 bis 60.000 Euro). Tausendmal erstrebenswerter als eine überteuerte, gemietete Sardinenwohnung in der Münchner Innenstadt, die einem am Ende doch nicht gehört.
Wohnen überm Parkplatz
Tobias Pretscher berichtet uns an diesem Abend von einem weiteren Pilotprojekt – dieses Mal eins der Stadt München. Im Rahmen des Sofortprogramms „Wohnen für alle“ entstanden 100 neue Wohnungen im Hauruckverfahren auf dem Parkplatz vor dem Dantebad. Allerdings so, dass jetzt auch nach der Fertigstellung wieder unter dem Haus geparkt werden kann.
Ein Holzhaus – keine temporäre Lösung
Das besondere ist jedoch nicht nur die kurze Bauphase von einem Jahr, sondern auch dass das Haus aus Holz gebaut wurde. Der nachhaltige Baustoff liegt im Trend: In Wien zum Beispiel plant man gerade ein 100 Meter hohes Holzhaus.
Doch wie kann es in München weitergehen?
Sollten mehr öffentliche Parkplätze in dieser Art überbaut werden? Das Projekt zeigt schließlich auch eins: in brisanten politischen Zeiten – viele Flüchtlinge kamen damals am Münchner Hauptbahnhof an – war der politische Wille da den sozialen Wohnungsbau extrem zu forcieren. Immerhin lag die Baugenehmigung innerhalb von drei Wochen vor. Eine echte Ausnahme, versichert Pretscher.
Für beide Architekten ist deshalb klar: es müsste leichter, unbürokratischer und billiger gemacht werden zu bauen. Erst dann werde es einfacher, soziale Lösungen mit neuen, unkonventionellen Bauformen wie Baumhäusern, Tiny Houses, Wagenburgen oder Häuserbau über Parkflächen zu realisieren.
In aller Kürze:
Die Friedrich Ebert Stiftung fungiert als politische Bildungsplattform, die Gespräche, Austausch und gesellschaftliche und politische Teilhabe der BürgerInnen fördern möchte, und diese dazu auffordert, ihre Möglichkeiten zu nutzen und für sich aufzustehen. Im Zuge des Projektes WOHN|UTOPIA beschäftigt sie sich den ganzen Juli mit dem Großthema Wohnen und München, und wie dies in der Zukunft aussehen könnte.
Weitere Veranstaltungen aus der Reihe:
Nachverdichtung in Au-Haidhausen – Luxuswohnung vs. bezahlbarer Wohnraum
Sonntag, 08.07.18
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Copenhagenize Munich! Mehr Fahrräder = bessere Stadt?
Donnerstag, 12.07.18
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Sozial, nachhaltig, ökologisch: Urbane Lebensqualität im Quartier
Freitag, 13.07.18
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Umkämpftes Grün. Flächennutzung zwischen wachsender und essbarer Stadt
Dienstag, 17.07.18
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Montag, 23.07.18
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Gemeinsam bauen in München: Das Wagnis4 – Projekt
Freitag, 27.07.18
Petra-Kelly-Str. 29
Mehr Informationen gibt es hier.
Fotos: BayernForum, Beitragsbild: 35 KubikHeimat, Florian Nagler Architekten
Text: Ronja Lotz