Aktuell, Stadt

Vier in München spielende Bücher – von Kindheitsnostalgie bis brutaler Krimi

Emma Weber

Fans auf der ganzen Welt reisen in weit entfernte Länder, um den Spielort ihrer Lieblingsbücher in „Reallife“ zu begutachten, Bilder zu machen und die Umgebung mit fantastischen Vorstellungen zu füllen. Diese langen Wege sind aber nicht immer unbedingt notwendig, um das Fan-Herz zu befriedigen. In dieser Liste findet ihr vier tolle Bücher in denen München der Ort des Geschehens ist. Das Lesen von Geschichten, die in der eigenen Stadt spielen, lässt diese gleich in einem anderen Licht wirken und rückt davor unbeachtete Ecken neu in den Fokus.

1. „Den Mund voll ungesagter Dinge“ – Anne Freytag

 
 
 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein Beitrag geteilt von Buchhandlung Heymann Hamburg (@buchhandlungheymann)

Während der Corona-Jahre habe ich mich zugegebenermaßen in einen ziemlichen Buchmuffel entwickelt und, abgesehen von einschläfernden Schullektüren, wie die “Nibelungensage” oder “Parzival”, so gut wie kein Buch in der Hand gehabt. Als ich im letzten Jahr wieder begonnen habe, mich ans Lesen zu wagen, war „Den Mund voll ungesagter Dinge“ von Anne Freytag, einer begnadeten Jugend- und Coming of Age – Autorin, eines der ersten Exemplare, dessen Geschichte mich nach langer Zeit wieder in ihren Bann zog.

Das Buch erzählt von der 17-jährigen Sophie, die mit ihrem Vater aus Hamburg zu dessen Partnerin nach München zieht. Ihr neues Leben mit der neuen Stiefmutter, der daraus resultierenden neuen Familie und der neuen Nachbarschaft scheint sie vorerst komplett abzulehnen, bis sie die gleichaltrige Alex kennenlernt. Aus dieser Freundschaft beginnt sich bald mehr zu entwickeln und Anne Freytag gelingt es beeindruckend dem Wirrwarr der eigenen Gefühle und das häufige Missverstehen derer der Anderen Ausdruck zu verleihen. Sie schreibt lebendig unverblümt von jugendlicher Selbstfindung, der wir uns alle einmal hingeben mussten oder noch müssen und schildert einfühlsam die erste Liebe an den Ufern der Isar.

Eine große Empfehlung meinerseits – an alle Altersstufen – um nostalgisch zu werden oder die eigenen Gefühle und Ängste in Worten ausgedrückt auf Papier zu lesen und zu reflektieren.

2. „Der Wachsmann“ – Richard Rötzer 

Nach diesem Jugendroman im München der heutigen Zeit, möchte ich nun unbedingt auf einen haarsträubenden Krimi eingehen, der in eine fremde, dunklere Welt – nämlich die des düsteren 14. Jahrhunderts – einlädt. „Der Wachsmann“ ist ein penibel recherchierter, spannender Historienroman des gebürtigen Münchners Richard Rötzer, der mittelalterliche Geschichte studierte bevor er begann sich als freier Autor zu betätigen. 

Das erste Buch des Zweiteilers (Fortsetzung: “Das Labor des Alchemisten”) über die beiden Freunde Peter und Paul, die versuchen eine mysteriöse Mordserie aufzuklären, während sie dabei auf zunehmend mehr Intrigen stoßen, ist sehr atmosphärisch und lebendig erzählt. So werdet ihr eure künftigen Spaziergänge durch Münchens Süden garantiert mit einem veränderten Blickwinkel wahrnehmen; mit viel mehr Wissen der vergangenen Ereignisse und etwas mehr Fantasie für das mittelalterliche Leben gewappnet.

Was viele Leser*innen besonders an diesem Buch beeindruckt, ist, wie anspruchsvoll und logisch der Autor über die frühere Epoche schreibt – im Gegensatz zu anderen historisch-romantischen Romanen, die schon fast zu naiv von der Vergangenheit erzählen. 

Auf jeden Fall eine Pflichtlektüre für alle Mittelalternerds und die, die es noch werden wollen!

3. „Die Bücherdiebin“ – Markus Zusak

 
 
 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein Beitrag geteilt von Kathi 🦦 (@buecherwild)

Obwohl die Handlung dieses Buches sich nicht ganz in, sondern im fiktiven Ort Molching bei München ereignet, hat es seinen Platz in diesem Ranking voll und ganz verdient. 

Markus Zusak erzählt in seinem rund 600 Seiten langem Roman von der kleinen Liesel, die die unvorstellbare Zeit des zweiten Weltkrieges erlebt. Eine Zeit, die von Tod und Schrecken geprägt ist und in der sich die Menschen an alles klammern, was ihnen Halt gibt. Für Liesel sind das Bücher, die sie in den Kriegsjahren oft nur durch Diebstahl oder Ausleihen in ihren Besitz bringen kann. Ihre Geschichte wird aus der Perspektive des Todes erzählt, der Liesel in ihrem Leben begleitet und sie aus Mitleid in gefährlichen Momenten, denen sie oft ausgeliefert ist, verschont. Das Buch lässt zum einen den düsteren Alltag im Nationalsozialismus erleben, zeichnet zum anderen aber auch ein Bild der Menschlichkeit und des Zusammenhaltes in aussichtslosen Zeiten.

Alleine schon wegen des ausgefallenen Erzählers und dem leider immer relevanten Thema ist dieser Roman es wert gelesen zu werden. Auch wenn er an manchen Stellen sicherlich harte Kost sein mag, keine Frage. 
In jedem Fall begeistert “Die Bücherdiebin” mit seinen liebevoll ausgearbeiteten Charakteren und den paradoxerweise sympathischen Ansichten des Todes viele Menschen weltweit und wird einigen unter euch bestimmt auch die ein oder andere Träne ins Auge treiben.

4. „Meister Eder und sein Pumuckl“ – Ellis Kaut

 
 
 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein Beitrag geteilt von ᗷOᗷᗷE (@dabobbe)

Ja, der gute alte Pumuckl darf in dieser Aufzählung natürlich auch nicht fehlen! 

Ich erinnere mich noch an eine alte Kassette, die ich früher oft zum Einschlafen gehört habe, ebenso begleitete das etwas hysterisch klingende Lachen des aufgeweckten Kobolds häufig den ein oder anderen Tag, den ich krank im Bett verbringen musste. Ich bin mir sicher, dass es vielen anderen hier genauso geht, aber der Pumuckl mittlerweile nur noch ein verblichener Teil längst vergangener Kindertage ist. Deshalb kann es sicher nicht schaden, mal wieder in das Buch reinzulesen oder die verstaubte Kassette auszugraben.

Nachdem es heutzutage auch im Erwachsenenalter üblich ist Fantasy-Merchendise zu kaufen oder diverse Comic-Cons zu besuchen, ist gegen ein bisschen etwas altes Neues vom Nachfahren der Klabautermänner ganz bestimmt nichts einzuwenden.


Beitragsbild: Unsplash/Ignacio Brosa