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Forum
Armut in einer reichen Stadt
Natürlich sind jedem schon einmal bettelnde Menschen in München aufgefallen, deren Zahl nach der Grenzöffnung zu Osteuropa deutlich größer geworden ist.
Natürlich weiß man von Obdachlosen, die unter Brücken, auf Münchner Friedhöfen oder Behausungen an Isarhängen leben. Natürlich sieht man Flaschensammler und andere, die Abfallbehälter durchsuchen.
Deren Zahl ist schon erschreckend hoch, sie erfasst das Problem aber nur zu einem geringen Teil. Denn ein Großteil der Armut ist nicht so offensichtlich, zeigt sich kleinteilig in Stadtvierteln, zeigt sich auch an der Nicht-Wahrnehmung von kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Angeboten.
Armut spaltet die Gesellschaft; Armut grenzt aus.
Armut wird zumeist vor Ort, lokal und kommunal, wahrgenommen. Die Ursachen von Armut sind auf anderen Feldern zu suchen. Sehr häufig in der fehlenden oder mangelnden Erwerbsarbeit, dem Schlüsselbereich gesellschaftlicher Integration, aber auch im teuren Wohnen und den spekulativ erhöhten Boden- und Mietpreisen, die von immer weniger Menschen aufgebracht werden können.
Verbreitete Armut erleichtert die Vertreibung wirtschaftlich schwächerer Bevölkerung aus begehrten Quartieren auf dem Wege der Gentrifizierung erheblich. Gemeinhin ist die Kommune die Ebene, auf der von Armut betroffene oder von Armut bedrohte Menschen konkrete Hilfe erwarten können; die Instrumente zur Armutsbekämpfung werden rechtlich und materiell zum größten Teil von Bund und Land gestaltet.
Die lange Geschichte von Armut
Bertold Brecht packte dies in die anschaulichen Zeilen (1934): „Reicher Mann und armer Mann / standen da und sah‘n sich an // Und der Arme sagte bleich: / „Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.“
Heute: Neoliberalismus vs. Sozialstaat
Durch diese Politik wurde zweifellos die Armut gezielt vergrößert.
Je wohlhabender das Land, desto rigoroser wird Armut geleugnet
Es ist ein Rückfall auf den absoluten Armutsbegriff.
Der gesamte Artikel von Detlev Sträter erschien zuerst im Münchener Forum
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