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Warum tust du das? Mit Die Städtischen

Florian Kappelsberger

Eine bunte Kunstgalerie in der Unterführung, Gedichte in der U-Bahn-Station, die Baulücke als Freiluftkino: Das junge Münchner Kollektiv “Die Städtischen” hat es sich zur Aufgabe gemacht, den öffentlichen Raum mit Kunst- und Kulturaktionen zu beleben. Immer wieder fällt die Gruppe mit spektakulären Interventionen in der ganzen Stadt auf. Doch wer steckt dahinter? Was lieben die Mitglieder an München? Und was wünschen sich sie sich für die Zukunft der Stadt? All das und noch mehr haben wir sie gefragt!

Wer sind “Die Städtischen”?

Die Städtischen sind wir alle. Wir alle leben in der Stadt München und sehen hier unseren Lebensmittelpunkt. Im Frühjahr 2020 hat sich nach diesem Gedanken eine interdisziplinare Gruppe junger Menschen gefunden. Wir sind ein offenes Kollektiv, das aktiv die Stadt mitgestaltet. Wir möchten durch Interventionen und unterschiedliche Projekte den öffentlichen Raum nachhaltig reaktivieren, Kultur fördern und schaffen, aufklären und auf Missstände aufmerksam machen.

Wie ist dieses Projekt entstanden?

Das Kollektiv ist im Frühjahr 2020 entstanden, genauer gesagt am 10. März 2020, also noch vor der globalen Pandemie. Die Idee des Kollektivs entsprang aus einem Freundeskreis, in dem quasi regelmäßig über Ideen und Projekte gesprochen wurde. Davon konnten auch einige bereits zuvor umgesetzt werden. Der Zusammenschluss des Kollektivs basiert also auf Freundschaft und gegenseitigem Respekt der Visionen anderer.

Wer steckt dahinter?

Hinter den Städtischen stecken viele, motivierte Menschen die sich ihr Recht auf Mitgestaltung erarbeiten. Wir sind insgesamt über 50 Menschen, die mit den unterschiedlichsten Stärken eine Einheit bilden. Interdisziplinarität bedeutet für uns: Jeder und jede Städtische bringt seine individuellen Stärken mit. Es bedeutet, jeder einzelne Mensch wird motiviert, seine oder ihre Ideen und Konzepte einzubringen und diese kollektiv umzusetzen.

Am wichtigsten: Interdisziplinarität bedeutet für uns, dass jeder Mensch willkommen ist.

Woher kommt der Name?

Der Name ist an sich relativ selbsterklärend und ein wichtiger Teil unserer Philosophie. Wir sind alle Städtische und sollten miteinander versuchen, etwas zu bewegen. Hier spielt Herkunft, Alter oder Sozialisierung keine Rolle!

Was ist neu und einzigartig an eurem Projekt?

Bei uns sind alle eingeladen Teil des Kollektivs zu sein. Dazu brauch es keine Vorerfahrung oder Bewerbung. Es ist wichtig, dass unser Name bereits inkludiert, dass wir alle Städtische sind!

Mit dem, was wir machen, decken wir nicht klassisch einen oder zwei Bereiche ab. Im Gegenteil, wir haben das große Ziel der kollektiven Mitgestaltung der Stadt, und dies geschieht in jeder kulturellen und künstlerischen Disziplin. Bei uns findet man Konzerte und Tanzperformances sowie Urban Gardening, Lyrik und Graffiti.

Welches Feedback erlebt ihr – von den Bewohner*innen der Stadt, von anderen Künstler*innen?

Das Feedback fällt im Großen und Ganzen positiv aus. Anwohner*innen sind meist sehr dankbar für das was wir tun. Zurzeit läuft eine Veranstaltungsreihe, die das Ziel hat, kulturelles Angebot in Randbezirken zu schaffen. Wir haben dadurch mitbekommen, wie dankbar die Bewohner*innen von München sind, wenn auch in ihrer Nähe etwas entsteht und Kultur abgesehen von kommerzieller (Hoch-)Kultur stattfindet.

Wir bekommen sehr häufig durch unterschiedlichste Menschen auch sehr hilfreiche und wichtige Tipps, die uns Arbeitsabläufe deutlich beschleunigen. Ohne diese würde vieles viel schlechter laufen, denn letztendlich machen wir einiges, was wir tun, zum ersten Mal!

Was liebt ihr an München?

Dass es so viel zu tun gibt. Wir haben hier die Möglichkeit, etwas umzusetzen, und müssen nicht allzu lang die Augen offen halten, um eine neue Idee zu finden und etwas Neues zu planen.

Es gibt viele Dinge, die noch verändert werden müssen damit Mitgestaltung so funktioniert, wie wir es uns vorstellen, und es gibt zu viele Flächen in München mit ungenutztem Potential. Damit dieses genutzt werden kann, muss jedoch noch viel passieren.

Und was muss sich verändern?

In München hört man zu häufig die Phrase: “Hier ist nichts los.” Um diese öffentliche Wahrnehmung des Kulturangebots der Stadt zu ändern, braucht es ein transparentes Bild des in München geschaffenen Angebots. Dieses Bild darf sich nicht nur auf die “Hochkultur” oder kommerzielle Kulturangebote beschränken. Es ist notwendig, dass Genehmigungsverfahren für unkommerzielle Veranstaltungen unbürokratischer werden, denn wir brauchen mehr Möglichkeiten der Mitgestaltung und der freien Entfaltung.

Die Stadt München muss für Kultur und Kunst mehr Räume zur Verfügung stellen, in denen gearbeitet werden kann. Das heißt: Es braucht kostengünstige Möglichkeiten für Kollektive, Vereine, aber auch für Einzelperson zur kreativen Entfaltung und Organisation von Projekten. Wir brauchen Zwischennutzung von Leerstand, damit Leerstand nicht zum Stillstand wird. Um das durchzusetzen, braucht es von der Stadt München ein Konzept zur Regulierung von Leerstand.

Was plant ihr für die Zukunft?

In der Zukunft werden wir so weitermachen wie bisher. Konkrete Pläne bei uns gibt es selten lange Zeit vor der Umsetzung. Jeden ersten Samstag im Monat gibt es einen Schreibworkshop im Bellevue di Monaco. Ihr seid natürlich herzlich eingeladen! Genaueres erfahrt ihr auf unserer Instagram-Seite.

Wo findet man euch?

Die Städtischen findet man gewöhnlich in der Stadt, und zwar überall verteilt. Wer jedoch direkt mit uns Kontakt aufnehmen möchte, ist eingeladen, uns eine E-Mail zu senden an diestaedtischen@hotmail.com oder kann uns bei Instagram über @diestaedtischen schreiben.


Bilder: © die Städtischen

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