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Warum tust du das? – Mit Natali von Know Your Rights Initiative e.V.

Klara Felixberger

Von einem Jurastudium denkt man meistens, es sei sehr trocken. Gesetzestexte, Paragraphen, Auswendiglernen und so weiter. Doch das deutsche Rechtssystem und die “Juristensprache“ ist vor allem eins: kompliziert. Erst recht, wenn man der ohnehin schon anspruchsvollen deutschen Sprache nicht mächtig ist. Das musste auch Natali erfahren, als sie 2017 für ihr Jurastudium nach Deutschland kam. Sie erklärt uns, warum Aufklärungsarbeit über das Rechtssystem für Nicht-Staatsangehörige und Geflüchtete so wichtig ist und was den von ihr gegründete Verein “Know Your Rights Inititiative e.V.“, kurz “KYRI“ besonders macht:

Stell dich doch mal vor:

Ich bin Natali, 24 Jahre alt und studiere Jura im 10. Semester an der LMU München. Ich bin Palästinenserin und 2017 zum Studium nach Deutschland gekommen. Im Jahr 2021 habe ich neben meinem Studium zusammen mit 6 anderen Studierenden den Verein Know Your Rights Initiative e.V. gegründet, der sich für rechtliche Zugänglichkeit für Nicht-Staatsangehörige und Geflüchtete einsetzt. Dies erfolgt durch präventive Aufklärungsarbeit über das deutsche Rechtssystem, insbesondere das Polizei- und Sicherheitsrecht, z.B. durch die Herausgabe von schriftlichen Materialien, aber auch durch Workshops und Vorträge.


Warum tut ihr das?

Im Umgang mit staatlichen Behörden werden die Betroffenen mit zahlreichen Dokumenten und Fristen konfrontiert. Allerdings ist ein Grundverständnis des deutschen Rechtssystems essentiell, um diese zu verstehen und mögliche negative Konsequenzen abzuwenden. Die Exklusivität des Rechts darf nicht der Normalfall sein, denn das Rechtssystem ist für jedermann da und wenn nicht jeder Mensch das Rechtssystem verstehen kann, dann sind wir nicht alle gleich vor dem Gesetz. Im schlimmsten Fall führt die Unkenntnis zu schwerwiegenden Konsequenzen, wie dem Entzug des Aufenthaltstitels oder dem Versäumnis einer Widerspruchsfrist. KYRI möchte daher das Problem an der Wurzel packen und jedem wichtige Informationen über den Rechtsstaat zur Verfügung stellen.

Woher kommt der Name?

Den Namen hat mir meine beste Freundin zu Hause vorgeschlagen – mir war wichtig, einen englischen Namen zu haben, damit jeder verstehen kann, was unser Ansatz ist.

Was ist neu, anders und einzigartig an eurem Verein?

Unser Verein ist zunächst einzigartig in der Aufklärungsarbeit, die wir anbieten. Wir hatten seit unserer Gründung 2021 eine außergewöhnlich rasche Entwicklung und arbeiten non-stop an unterschiedlichen Projekten. Dies hat uns gezeigt, dass es eine Art „Marktlücke“ sozusagen gab, insbesondere im Bereich des Polizei- und Sicherheitsrechts, die wir nun füllen. Der Fokus auf präventive (anstatt repressive) Aufklärungsarbeit bietet unserer Zielgruppe eine einzigartige Möglichkeit an, vor der Behörde mit dem gleichen Selbstbewusstsein einer Juristin oder eines Juristen zu stehen und zu wissen, wie man an Situationen herangehen kann, bevor es überhaupt zu einer Eskalation und somit zu einem Beratungsbedarf kommt.
Schließlich ist die interne Gestaltung des Vereins besonders. Wir sind alle Studierende und arbeiten alle gleichmäßig zusammen. Zwar gibt es einen Vorstand und Abteilungsleitungen – wir legen trotzdem viel Wert darauf, dass das Verhältnis zwischen allen Mitgliedern gleich und nicht hierarchisch ist. Viele unserer Projekte wurden auf Initiative einzelner Personen im Verein umgesetzt, sodass wir sehr stolz darauf sind, dass KYRI aus der Arbeit aller Mitglieder besteht.

Wie viel Zeit investiert ihr in KYRI?

Es kommt darauf an, wie viele Projekte anstehen. Alle Mitglieder engagieren sich neben ihrem Studium oder Referendariat bei uns. Wir achten daher immer auf Flexibilität und stellen sicher, dass die Tätigkeit nicht zu viel Zeit für die einzelne Person in Anspruch nimmt.

Wer unterstützt euch?

Fachlich unterstützen uns sechs Rechtsexpert*innen. Sie lektorieren unsere Materialien, beteiligen sich an unseren Projekten und bieten auch interne Fortbildungen und Workshops für unsere Mitglieder an. Finanziell unterstützt wird KYRI von der CMS Stiftung, ohne deren Förderung unsere Arbeit nicht möglich wäre! Schließlich erfolgt unsere Arbeit (fast ausschließlich) in Kooperation mit anderen sozialen Einrichtungen, so dass wir unsere Zielgruppe immer unmittelbar erreichen können. Auch die interne Gestaltung des Vereins wird durch die Rechtsberatung der Kanzlei Hogan Lovells unterstützt.

Was ist euch besonders wichtig?

Unsere drei Tätigkeitsbereiche (Vorträge und Workshops; Veröffentlichung von schriftlichen Materialien; Verteilung und Verbreitung) sind jeweils nach den Werten benannt, die uns bei unserer Arbeit stets leiten: Nachhaltigkeit, Inklusivität und Erreichbarkeit.

Was machst du, wenn du nicht an euren Projekten arbeitest?

Aktuell beschäftige ich mich mit der Vorbereitung auf mein 1. Staatsexamen im September und verbringe die Mehrheit meiner Zeit in der Bibliothek. Ansonsten engagiere ich mich gerne bei der Katzenbetreuung im Tierheim!

Was liebt ihr an München?

München ist eine tolle Ausprägung eines kleinen Dorfes in einer Großstadt. Die Stadt bietet Vielfalt, Inklusion und Kultur und vermittelt gleichzeitig ein familiäres Gefühl, als ob man jeden kennt.

© Malèke Msallem

Wo findet man euch?

Alle wichtigen Infos bekommt ihr auf unserer Webseite und auf unseren Sozialen Medien Instagram und LinkedIn.
Außerdem findet man unsere Flyer zu Rechten und Pflichten bei polizeilichen Konfrontationen in unterschiedlichen Einrichtungen – unter anderem bei der Refugee Law Clinic Munich e.V., bei Condrobs e.V. und beim Kreisjugendring München!
Anfragen bzgl. Kooperationen, Fortbildungen und Flyer können an info@kyrimunich.com geschickt werden.


Beitragsbild und Bilder im Text: © KYRI München