Kultur, Nach(t)kritik

Wir wissen alles über Dich!

PUBLIC Ensemble1 by Regine Heiland
Die Wiederaufnahme von Public Republic unter der Regie von Antje Schupp ist überaus gelungen. Das neue Öl fließt in Form von Daten. Die beflissene Geschäftsführerin Antje Schupp (Susanne Schroeder) verspricht viel: Sie macht aus unserem Datensatz einen wahren Datenschatz. Sie hütet ihn. Ist der Sicherheitsfilter. Verspricht uns alles: schützt uns gegen Katastrophen und Terrorismus.

“Public Republic” nennt sie die Firma, die uns diesen Schutz in den Weiten des Internets verspricht. Und wir dürfen dabei sein. Je mehr Daten wir preisgeben, desto höher ist unser Marktwert.

Da wird aus unserem Marktwert aber nicht nur Geld gemacht, nein- auch richtiges Theater. Die Zuschauer füllen einen Fragebogen aus. Betritt man dann den Zuschauerraum, liegen schon Zettel mit den jeweiligen Namen auf den Stühlen.

Man fühlt sich willkommen. Oder- durchsichtig. Robert Lansing (Andreas Hacker) versetzt sich in die Lage einiger Zuschauer. Antje Schupp interviewt ihn. Parallel dazu wird die jeweilige Internetseite aufgerufen. Da wirds einem dann doch ein bißchen mulmig.

Putzfrau Svetlana (Judith Huber) geistert verwirrt durch den Raum. “Public Republic” ist ein herrlich komisches Theaterstück, das aber auch ganz klar daran erinnert: wir sind auf dem Weg zum “gläsernen Menschen.” Wir kommen am Internet nicht mehr vorbei.

Das Publikum wird miteinbezogen, darf mitgestalten. Gesprächsgruppen zu Themen wie: “Kann das Internet die Welt verbessern?” werden gebildet. Der Zuschauer muss mitdenken. Dividenden werden ausgeschüttet (8cent- was für ein Erfolg, mein Marktwert!), Sekt wird getrunken, Karottenstücke und Schokolade verteilt. Dazwischen immer wieder schlaue Sprüche vom Datenexperten Deef Pirmasens (Gabriel Döll).

Und schließlich: Der angebliche Staatssekretär und Kriminalkommisar (Judith Huber) hält eine Rede- bis
in blinder Wut die Geschäftsführerin ihm den Bart herunter reißt: ein wilder Kampf entflammt. Da bleibt kein Auge trocken.Da fliegt das Tablett um die Köpfe, die Stöckelschuhe bohren sich in den Magen…

Und plötzlich: Weg sind sie. Stecken unter einer Decke. Alle drei. Mit unseren heiligen Daten. Unserem Marktwert.
Auf nimmer Wiedersehen.

Ein brandaktuelles Thema, hervorragende Schauspieler und ein Publikum das Spass hat.

Zu sehen nocheinmal heute um 20.30h
11.Dezember 2011 in den PATHOS Ateliers
Dachauer Straße 112

No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons