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Zukunftsperspektiven: Wie grün könnte München im Jahr 2040 sein?

Wir schreiben das Jahr 2040. Es ist ein heißer Samstagvormittag im August. Wir schlendern die Schwanthalerstraße entlang und genießen die Sonne, die auf unserer Haut kitzelt. Auf den Straßen des Südlichen Bahnhofsviertels herrscht ein reges Treiben. Menschen aller Kulturen und Altersgruppen eilen, schlendern, bummeln an den vielen kleinen Shops vorbei. Teilweise lassen sie sich auf Sitzmöbeln am Straßenrand nieder. An der Fassade gegenüber ranken blühende Kletterpflanzen empor und setzen mit roten Blüten Farbakzente. Auch das nach dem Abriss der Postbank neu gebaute Gebäude ist üppig begrünt und beherbergt im Innenhof einen Stadtwald. Aus dem Eingang des Cafés duftet es nach frischem Fairtrade Kaffee, links und rechts stehen Pflanzen in Töpfen und Beeten. Ein Blick zurück auf die Schwanthalerstraße, ein Lächeln – sie hat ganz besonderen Charme.

So in etwa könnte die Schwanthalerstraße im Jahr 2040 aussehen, wenn die Visionen des Green City e.V. umgesetzt werden. Momentan ist das Bahnhofsviertel in München ja nicht gerade ein Hingucker. Das soll sich aber ändern: Der Verein Green City und das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) haben sich im Austausch mit Anwohner*innen und Stakeholder*innen rund um den Bahnhof neue Modelle überlegt, die München ein bisschen grüner machen.

Visionen für das Südliche Bahnhofsviertel

Im Projekt „Grüne Stadt der Zukunft“ geht es darum, Gestaltungsmöglichkeiten für die Stärkung von Grünstrukturen in Zeiten des Klimawandels aufzuzeigen. An der Diskussion über die ausgewählten Zukunftsvisionen für das Südliche Bahnhofsviertel nahmen rund 50 Interessierte, bestehend aus Anwohner*innen, Gewerbetreibenden, Vertreter*innen städtischer Verwaltung, Bezirksausschuss, lokaler Initiativen, Vereinsmitglieder Green City e.V., Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen der LMU und des IÖW, per Online-Veranstaltung teil.

Ein Problem wurde besonders thematisiert: Im Sommer folgt oft eine Hitzewelle der nächsten. Und nachdem 2019 und 2020 nacheinander jeweils die heißesten Jahre seit der Wetteraufzeichnung war, können wir wohl davon ausgehen, dass die Sommer nicht gerade kühler werden. Pflanzen, Grünflächen, begrünte Höfe, Straßenbäume und Dach- und Fassadenbegrünungen, könnten durch ihren Schatten und durch die Wasserverdunstung bei der Fotosynthese dabei helfen, diese hohen Temperaturen zu senken. Außerdem soll das Grün am Gebäude und im Straßenraum den Ort aufwerten und Soziale Interaktionen fördern. Vier Orte für Veränderung wurden hierfür ausgewählt: Die Schwanthalerstraße Ecke Paul-Heyse-Straße, das Dach der SABEL Schulen, ein Innenhof an der Goethestraße und die Landwehrstraße.

Bei dieser Vision für die Landwehrstraße geht es beispielsweise darum, was Anwohner*innen zu mehr Grün beitragen können und wie der Austausch im Viertel gefördert werden kann. Der Blick auf die Paulskirche am Ende der Straße soll in üppiges Grün an beiden Seiten der Häuserfassaden eingerahmt sein. Das Fassadengrün sieht schön aus und verbessert gleichzeitig auch das Mikroklima, filtert die Luft und bietet ein Refugium für Insekten und Vögel. Wo heute kaum Platz für Fußgänger ist, sollen breitere Gehwege durch Verzicht auf zwei Parkstreifen hinkommen. Zudem könnten die Anwohner*innen die frei gewordenen Flächen kreativ nutzen, beispielsweise durch das gemeinsame Aufstellen und Pflegen von Pflanzenkübeln.

Eine weiterer Ort: Die SABEL Schulen. Das Schuldach könnte eine extensive Begrünung mit Moosmatten, Sukkulenten und Gräsern bekommen. Das Grün würde einerseits für ein Oasen-Feeling sorgen. Unter den Palmen und den Sonnenschirmen und den eindrucksvollen Palmen, die das Dach verschatten, würde sich auch die sommerliche Hitze gut ertragen lassen. Andererseits würde das Grün zur Luftreinhaltung und Kühlung beitragen und als Wasserrückhalt dienen. Et voilà: Entstanden sind Visionen, die ein grünes, klimaangepasstes und lebenswertes München fördern.

Und wer finanziert das Ganze?

Mögliche Finanzierungsideen seien die öffentliche Förderung, Sponsoring durch Unternehmen, Crowdfunding und Spenden sammeln. Zudem wurde die Möglichkeit erwähnt, über den Bezirksausschuss kleinere Projekte zu finanzieren, wie zum Beispiel Baumscheibenbepflanzungen und Parklets. Weitere Optionen seien die Teilnahme an Wettbewerben und Kontakte mit Stiftungen. Denkbar wären auch Kooperationen, beispielsweise mit einer Baumschule, bei welcher Bäume ausgeliehen werden könnten. Vieles ist noch offen, aber bei einem sind sich alle einig: München soll grüner werden – und das am besten schon vor dem Jahr 2040.


Illustrationen: Volker Haese

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