Nach(t)kritik

Am Anfang war der Knall…

Birgit Buchart

430Walk_off_The_Earth_Pressebild_2013

… und dann kam lange nichts.

Am 22.03.13 beehrten uns die YouTube-Helden Walk Off The Earth in der Münchner Tonhalle. Die fünf Kanadier konnten zweifellos zeigen, dass sie auch abseits des Internets sehr gute Musiker sind. Die Live-Show ließ hingegen zu Wünschen übrig. Ein kunterbunter Abend der mit einem lauten Knall begann und dann langsam aushallte.

Nach einem gefühlt endlosen Intro kommt die fünfköpfige Band endlich auf die noch dunkle Bühne. Die ersten Handys ragen empor und die Stimmen setzen ein. Mit jedem Trommelschlag spritzt etwas, das aussieht wie buntes Glitter, in die Luft. Dann plötzlich. Hell. Laut. Sängerin Sarah Blackwood zieht ihre schwarze Kapuze vom Kopf, eine Konfettikanone schießt aus dem Nichts in die Menge und von einer Sekunde auf die andere füllt geballte Energie die Tonhalle aus. Ein spektakulärer Konzertbeginn und schnell stellt man sich selbst die Frage, wie krass die Bühnenshow denn noch weitergehen muss, um diesen Kickstart zu toppen. Man freut sich auf mehr. Dann wird man enttäuscht.



Leider ist das auch schon alles an Show, das bemerkt man dann spätestens nach dem vierten Song, dessen Performance sich nicht von den Liedern zwei und drei unterscheiden lässt. Leider. Alle Highlights der Konzertshow beim ersten Song raus zu ballern ist eindeutig nicht der richtige Weg. Den Rest des Abends beobachtet man die großen bunten Luftballons, die über dem Publikum in einem Netz gesammelt sind und wartet darauf, dass sie endlich zu Boden fallen. Das tun sie dann auch irgendwann, aber Überraschung ist das keine.



Während das Konzert also so langsam vor sich hin lief, zeigen Walk Off The Earth ihre musikalischen Talente. Und das nicht zu knapp: Instrumentenwechsel im Minutentakt. Von der Ukulele zum E-Bass, vom Schlagzeug zum Keyboard und so weiter. Zwar scheint jeder der Band alle existierenden Instrumente zu beherrschen, dennoch haben sich die Fünf für ihre Tour einen zusätzlichen E-Gitarrenspieler mitgenommen. So abwechslungsreich die instrumentale Zusammensetzung ist, so bunt gemischt sind auch die Songs der sympathischen Band. Erst klassischer Reggae-Sound, danach ein trashiger 90ies-Pop-Song und Indie gleich hinterher. Dann alles wieder von Vorne.



Es fühlt sich an, als würde man von warmen in kaltes Wasser geworfen und wieder zurück. Immer schnell genug, um sich gerade nicht an die Temperatur zu gewöhnen. Für die Einen vielleicht eine gute Abwechslung, für Andere aber eindeutig zu viel Durcheinander.  Aber genauso bunt gemischt ist auch das Publikum: Der Blick durch die Reihen kann keine eindeutige Zielgruppe ausmachen, von jung bis alt, von Reggae-Typ bis Hipster-Lady. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Bis auf müdes hin- und her Geschaukel lassen sich die Konzertbesucher nicht recht vom Fleck bewegen. Das könnte aber auch daran liegen, dass man ruhig bleiben muss, um das Handy-Video nicht zu verwackeln. Man ist leuchtende Displays auf Konzerten ja schon lange gewohnt, aber irgendwie macht es den Eindruck, als würde man doch die zahlreichen YouTube-Fans der Band erkennen. Vor allem bei dem Cover „Somebody that I used to know“ hebt der komplette Saal sein Smartphone über den Kopf und von der Galerie aus blickt man auf ein Meer aus Handys, beinahe so hell wie die Bühnenbeleuchtung.


Die Band an sich kann Live absolut einige Sympathie-Punkte sammeln. Zwar ist fraglich, was das Publikum von einer hochschwangeren Sängerin halten soll, die beim Headbangen ihren Babybauch festhält, aber das ist ein anderes Thema. Spaß schien zweifellos jeder auf der Bühne gehabt zu haben, was letztendlich einer der wichtigsten Faktoren für ein gelungenes Konzert ist.

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