Braunauer Eisenbahnbrücke und Aktivist Benjamin David
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Bucket List: Benjamin David will die Braunauer Eisenbahnbrücke umbauen

Celine Edinger

Update vom 28. Juni 2023: Die SPD will mit einer neuen Forderung die Braunauer Eisenbahnbrücke für Fuß- und Radverkehr schon ab 2024 öffnen. Bis auf eine Unterschrift des Eisenbahnbundesamtes liegen alle Genehmigungen dafür vor. Wie die ehemalige Zugbrücke zukünftig heißen wird, ist noch offen.


In orange leuchtenden Warnwesten stehen wir vor der Braunauer Eisenbahnbrücke, schauen auf verrostete Stahlträger und das von Bäumen gesäumte Flussbett der Isar. Ein Zug rauscht an uns vorbei, Benjamin David hebt die Hand zum Gruß. „Ich hatte das immer so auf meiner Bucket List, dass das irgendwie nochmal klappen muss“, sagt David. Was jetzt noch ein gewaltiges, abgesperrtes Stahl-Skelett ist und seit Jahrzehnten nur von unten bestaunt werden kann, soll schon bald zu einer „grünen Brücke“ für Fußgänger*innen zwischen Giesing und dem Dreimühlenviertel werden. Aber: „Die Lage ist ein bisschen kompliziert“.

Die Braunauer Eisenbahnbrücke und der Orient-Express 

Bereits 1871 wurde die Braunauer Eisenbahnbrücke errichtet, 150 Meter Stahl führen über die Isar. Früher gehörte diese Brücke zu einer der wichtigsten Bahnstrecken Europas, sogar der Orient-Express sei hier entlang gefahren, erzählt David mit einem Lächeln auf den Lippen. Seit über 40 Jahren ist die Brücke nun nicht mehr in Betrieb. Daneben wurden neue Gleise errichtet, auf denen Personen-, sowie Güterzüge mitten durch die Stadt rollen. Pläne, die Brücke für Fußgänger*innen zu öffnen gäbe es schon länger, doch die Stadt München und die Deutsche Bahn AG befänden sich in einer rechtlichen Patt-Situation. Nicht geklärt bliebe die Frage: Wer saniert? „Wir sagen einfach, wir finden den Rost schön“ meint David dazu und spricht davon, dass dies der „Trick“ am Brücken-Projekt wäre. 

Wie man eine Brücke umbaut 

Nach einem gescheiterten Versuch 2010, plant David seit ungefähr einem Jahr mit seinem Verein Isarlust e.V. die Braunauer Eisenbahnbrücke endlich für Fußgänger*innen und Radfahrende zu öffnen. Für die Umsetzung des Projekts sind diesmal starke Partner*innen mit an Bord. Die Münchner Designagentur Zeichen & Wunder hätte den Kontakt zur BayWa hergestellt, die wiederum im Zuge ihres 100-jährigen Jubiläums Materialien und finanzielle Mittel beisteuern will, berichtet David. Für den Umbau der Brücke nach Plan des Architekten Hannes Rössler ist das 60-köpfige, ehrenamtliche Team des technischen Hilfswerks München Mitte verantwortlich, an nur vier Samstagen soll ein Stahlgitterrost mit Holzboden installiert werden, inklusive Begrünung, gesponsert von der BayWa. 

Nicht nur zum Rübergehen 

Doch die Brücke soll nicht nur als Abkürzung zwischen zwei Münchener Vierteln über die Isar dienen, sie wird ein Ort für Begegnungen für alle Münchner*innen. Wenn schon, dann geht David noch die extra Meile, öffentlicher Raum will genutzt werden findet der Aktivist, den der ein oder die andere vielleicht schon von seinen Stadtstränden kennt. Ein bis zwei Kioske mit Essen und Getränken, sowie ein Pavillon für Kunstschaffende und einer für gemeinnützige Vereine sollen auf der Brücke entstehen, eine Sitzlandschaft soll zum Verweilen einladen. Für die Pavillons und die Kioske können sich übrigens schon jetzt Menschen per Mail bei ihm melden, meint David (benjamin.david@isarlust.org). 

Zu schön um wahr zu sein?  

Das klingt alles schon fast ein bisschen zu gut, oder? Nun ja, einen Haken gibt es eben doch. „Eigentlich ist überall sehr viel Begeisterung für das Projekt, auch bei der Stadt. Jetzt müssen wir es nur noch hinkriegen“ sagt David dazu. Was er damit meint: Momentan warten er und seine Kooperationspartner*innen noch auf die letzte Genehmigung des Eisenbahnbundesamtes. Und das kann dauern. Zum 1. Juli wird es mit der Eröffnung der Brücke schon mal nichts mehr, David hofft auf den 1. August. „Da bleiben wir jetzt einfach mal optimistisch.“, meint er, ruft zum Daumendrücken auf und wirkt dabei ziemlich gelassen.


© Fotos: Celine Edinger