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Das erwartet Dich beim ausARTen-Festival 2021

Florian Kappelsberger

Es ist wieder soweit: Am Freitag startet das sechste jährliche ausARTen-Festival in München. Das Projekt versteht sich als Forum einer bunten, post-migrantischen Stadt und wurde vom Münchner Forum für Islam initiiert. Ziel ist es, mithilfe von Kunst in Dialog zu treten, die Perspektive zu wechseln und neue Sichtweisen zu eröffnen. Dementsprechend vielfältig sind die Themen: Feminismus und Spiritualität, Erinnerungskultur und Religion, aber auch Solidarität im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus. Das Projekt wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Jewish-Muslim Solidarity Award der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft.

In diesem Jahr steht das Festival, das vom 01. bis 17. Oktober an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden stattfindet, unter dem Motto “Aufatmen – zwischen Krise und Aufbruch”. Es bezieht sich einerseits auf den anhaltenden Ausnahmezustand in der Pandemie, aber vor allem auch auf Diskriminierung, Rassismuserfahrungen und die letzten Worte von George Floyd: “I can’t breathe.” Zugleich soll das Festival ein Forum sein, um Ideen und Zukunftsentwürfe für eine solidarisches Miteinander zu auszutauschen – ob bei Ausstellungen, Performances oder Workshops.

Lesungen, Live-Musik und Poetry Slam

Los geht es am Freitag, dem 01. Oktober, mit einer Lesung von Ozan Zakariya Keskinkılıç aus seinem Buch “Muslimaniac – Die Karriere eines Feindbildes“. Der Politikwissenschaftler und Lyriker erzählt brillant von Stereotypen, Vorurteilen und Wegen, diese zu überwinden. Eine Woche später widmet sich der Penzberger Imam Dr. Benjamin Idriz dem Thema Atem und Religion und fragt, wie ein zeitgemäßes Verständnis des Islam in der Gegenwart aussehen kann. Musikalisch begleitet wird der Abend von Ismail Metin, der auf der traditionellen Ney-Flöte spielt.

Am 16. Oktober findet dann die Podiumsdiskussion “Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie” statt. Science-Fiction als Leinwand für Zukunftsentwürfe wird dabei originell mit religiösen Perspektiven aus Islam und Judentum verknüpft. Eingeladen sind die Filmemacherin Nilgün Akinci, die Professoren Ahmad Milad Karimi und Frederek Musall sowie die Juniorprofessorin Armina Omerika. Motto des Abends: May the halal and the kosher be with you!

Auch Musik darf auf dem Festival nicht fehlen. Am Abend des 01. Oktober tritt das Maktūb Trio aus Nürnberg auf. Ozan, Fatih und Orçun bringen die bundlose Gitarre, den gestrichenen Tambur und den persischen Setar auf der Bühne zusammen und schaffen damit einen einzigartigen, andächtigen Sound. Am folgenden Tag werden dann Fatima Moumouni und Laurin Buser zur Slam Poetry-Show “GOLD” im Bellevue di Monaco empfangen. Dich erwarten ein dynamischer Auftritt und hochkarätige Texte mit sowohl Solo- als auch Duo-Einlagen!

Workshops und Safe Spaces

Doch auch die Besucher*innen sind gefordert: Am 02. und 03. Oktober kann jede*r am zweitägigen Workshop ausARTen goes Theater teilnehmen. Durch das Schauspiel werden Themen wie Isolation und Kontakt, Intimität und Öffentlichkeit, Gemeinsamkeit und Differenz reflektiert, sowohl in Bezug auf die Erfahrungen in der Pandemie als auch auf den Prozess der Migration. Am 09. Oktober folgt der Workshop Hip Hop & Empowerment. Die Künstlerin Soumayya stellt die Tanzrichtung Waacking vor, die in den 1970er Jahren von Black und Hispanic Americans aus der LGBTQ-Community als kreatives Ausdrucksmittel entwickelt wurde. Am Sonntag, dem 10. Oktober, bietet dann die Malerin Aylin einen Aquarell-Workshop. Die Künstlerin aus Istanbul führt die Teilnehmer*innen an die Zeichentechnik heran, am Ende hat jede*r ein eigenes Werk vor sich.

Am 02. Oktober wird zudem eine Reihe von Safe(r) Space-Veranstaltungen für BIPoC, LGBTQIA+, Sint*izze und Rom*nja sowie ein jüdisch-muslimischer Freundeskreis geboten. In diesem geschützten Raum können sich Menschen, die von Rassismus oder Diskriminierung betroffen sind, kennenlernen und über ihre Erfahrungen austauschen können, um gemeinsam mit Empowerment-Coaches Strategien entwickeln, damit umzugehen.

Von Rap bis Stadtrundgang

Das ausARTen-Festival erlaubt auch, die Stadt zu erkunden und kennenzulernen. Am 03. Oktober, dem Tag der Offenen Moschee, laden Imam Belmin Mehic und die Islamwissenschaftlerin Hannan Salamat zum Rundgang “Rappen erlaubt: Moscheen zwischen Gebetsraum und Gegenwartskultur” ein. Im Fokus stehen spirituelle Räume als Begegnungsort für Kunst und Kultur – ob mit Rap, Graffiti oder religiöse Gesängen. Eine Woche später wird dann ein Jüdisch-Muslimischer Stadtrundgang durch die Altstadt angeboten, geführt von Sapir von Abel und Hannan Salamat. Hierbei sollen Einflüsse von Islam und Judentum im Münchner Stadtbild sichtbar gemacht werden, von der Frauenkirche und der Synagoge bis hin zum Türkentor.

Daneben sind vom 01. bis 17. Oktober im Münchner Forum für Islam zwei Kunstausstellungen zu besuchen: Zum einen zeigt die Münchner Künstlerin Mali mit “Decolonize your Beauty” eine Auswahl von Porträts junger Women of Colour, um eurozentrische Schönheitsideale zu hinterfragen und und mediale Stereotypen zu brechen. Zum anderen stellt die Künstlerin Aylin ihre Aquarellzeichnungen mit islamischen Motiven aus, von denen einige auch zum Kauf erhältlich sind. Außerdem wird in Kooperation mit dem Lenbachhaus der virtuelle Rundgang “Gazing back / Gazing forward – der Blaue Reiter dekolonial” angeboten, der koloniale Kontinuitäten in Kunstmuseen aufzeigen und Perspektiven für einen aufgeklärten Umgang damit formulieren will.

Auf München warten also drei spannende Wochenenden mit einem bunten, vielfältigen Programm. Du willst dabei sein? Alle Details zur Anmeldung findest Du bei @aus_art_en!


Titelbild: © ausARTen

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