Kultur

Das kleine bisschen Selbstzerstörung

Annette Walter
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Das Interview v.l. Sebastian Blomberg, Birgit Minichmayr

Was als Zufallsbekanntschaft zwischen einem Journalisten und einer Filmdiva beginnt, endet in Theo van Goghs Stück “Das Interview” im Marstall desaströs. Ein exzellentes Kammerspiel.

Eigentlich hat Politikjournalist Pierre (Sebastian Blomberg) keinen Bock auf ein Interview mit der Schauspielerin Katja (Birgit Minichmayr). Der Job kotzt ihn sogar so an, dass er der Möchtegern-Diva mit unverhohlener Abscheu in ihrer Wohnung begegnet. Doch da er nun mal auf ihrem koksweißen Flokati steht, entspinnt sich zwischen den beiden eine höchst derangierte Kommunikation mit überraschenden Wendungen.

Das Zwei-Personen-Stück des 2004 ermordeten niederländischen Filmemachers und Autors Theo van Gogh ist wie gemacht für die Minichmayr, wie sie die Femme Fatale gibt, auf den ersten Blick naiv, auf den zweiten durchtrieben. Sebastian Blomberg überzeugt als resignierter Journalist ebenfalls. In  karger Kulisse agiert das ungleiche Paar in Bestform und liefert sich einen verbal und physisch höchst amüsanten Schlagabtausch. Eine grandiose Inszenierung von Martin Kušejs, die die Raffinesse der Geschichte wesentlich eleganter als die US-Verfilmung mit Steve Buscemi und Sienna Miller von 2007 herausarbeitet.

Foto-Copyright: Adrian Ehrat

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