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(Ein bisschen) Mehr Grün und mehr Platz: So könnte das Lehel bald aussehen

Laura Siegenführ

Wenn wir ehrlich sind, hat das letzte Jahr unsere Großstadt-Liebe ganz schön auf die Probe gestellt. Mit der Schließung von Kulturstätten, Restaurants, Cafés, Clubs und Einzelhandel blieb plötzlich gar nicht mehr so viel übrig, für das man so gerne auf Ruhe und einen eigenen Garten verzichtet. Wohnt man nicht gerade unmittelbar am Englischen Garten, sehnte man sich beim alltäglichen Spaziergang durch das eigene Viertel plötzlich nach größeren Grünflächen, weniger Verkehr und mehr Platz, um ungestört einen Cappuccino to go in der Sonne zu trinken. 

Gemeinsam Draußen sein

Grün, entschleunigt und mit viel Platz für das gemeinsame Draußensein – so stellt man sich die Großstadt der Zukunft vor. Öffentliche Hochbeete statt Betonwüsten und Schanigärten statt Parkplätze: Was nach einem Werbeplakat der Grünen klingt, wird im Lehel vielleicht schon diesen Sommer zur Realität. Gerade im Bezirk Altstadt-Lehel zwischen Isar und Englischem Garten sind Platz und frische Luft Mangelware. Hier ist das Stadtbild vor allem von zugeparkten Straßen, Beton und Kopfsteinpflaster geprägt.

Eine Quartierswende muss her

Anfang des Jahres konnten Bewohner*innen des Stadtteils Lehel ihre Visionen für eine Quartierswende in einer Online-Befragung abgegeben. Daraus entstand eine Ideenwerkstatt, in der Bürger*innen mit Unterstützung des Vereins Green City sieben Pilotprojekte entwickelten. Vom Lerchenfeldspitz bis zur Mannhardstraße entstanden verschiedene Ideen, um das Lehel nachhaltiger, klimafreundlicher und lebenswerter zu gestalten. Die Pilotprojekte wurden im Bezirksauschuss vorgestellt und die einzelnen Entwürfe daraufhin angepasst. Dann standen die sieben Projektideen vom 19. April bis zum 2. Mai in einer Online-Abstimmung zur Auswahl.

And the winner is…

Über 600 Bürger*innen haben für drei der sieben Pilotprojekte abgestimmt und sich für die folgenden Veränderungen im Lehel entscheiden:

#1 Der Isartorpark wird Park: Wieso sich der Isartorpark eigentlich Park nennen darf, war bisher vielen ein Rätsel. Jetzt sollen die Grünflächen gegenüber vom Isatorplatz umgestaltet und mit Sitzmobiliar und Spielangebot ausgestattet werden.

#2 Ein nachhaltiger St.-Anna-Platz: Das Herzstück des Lehels bekommt ein zukunftsorientiertes Umstyling. Neue Konzepte zur Müllentsorgung,  ein Infopoint für Nachhaltigkeitsthemen, Hochbeete und Wasser-Elemente sind hier angesagt.

#3 Mariannenplatz macht Platz: Bisher war der Mariannenplatz ein Ort ohne Platz, aber das soll sich jetzt ändern. Mit lebendigen Nutzungsangeboten und Platz zum Verweilen soll er zu einem multifunktionalen Vierteltreff werden. Wie eine Verkehrsberuhigung auf alle Anwohner*innen wirken kann, soll an einem Aktionstag durch eine Sperrung der Durchfahrt aus der Steindorfstraße getestet werden.

Mariannen-PLATZ, oder doch nicht?

Die Projekte #1 und #2 erhielten in der Bezirksausschusssitzung von Mittwoch (19.5.) einstimmige Zustimmung. Allerdings nicht das Projekt “Mariannenplatz macht Platz”: Ganz ursprünglich sah der erste Entwurf eine Straßensperrung über mehrere Wochen vor. Diese Idee wurde nach der ersten Vorstellung vor dem Bezirksausschuss auf einen Aktionstag und die Umgestaltung von zwei Parkplätzen zu Parklets reduziert. Aber auch für diesen Entwurf konnte keine Mehrheit gefunden werden.

Bezirksausschussvorsitzende Andrea Stadler-Bachmaier (Bündnis 90/Die Grünen) bedauert diese Entscheidung: “Es ist nicht nur der Bedarf da nach Umgestaltung und nach zusätzlichen Freiflächen oder Aufenthaltsqualität, sondern es gibt auch die Bereitschaft, mitzugestalten”. Ihrer Meinung nach wäre das Projekt eine große Chance gewesen, Ideen aus der Bürgerschaft umzusetzen und Themen wie die Mobilitätswende in einem Pilotprojekt anzugehen.

Wie geht es weiter?

“Wir geben das Projekt am Mariannenplatz noch nicht ganz auf” sagt uns Projektleiterin Christina Pirner von Green City. Gemeinsam mit dem Bezirksausschuss und den Bürger*innen, wird gerade nach weiteren Wegen für eine Umgestaltung des Mariannenpaltz gesucht.

Für die beiden anderen Projekte geht es jetzt in die nächste Runde: in den nächsten Wochen arbeiten die Projektteams aus Bürger*innen mit der Unterstützung von GreenCity an der konkreten Ausarbeitung der Pilotprojekte, sodass diese spätestens ab August genutzt werden können.

Um die einzelnen Ideen auf die Straße zu bringen, sucht Green City noch nach Hobbybastler*innen und kreativen Talenten. Deine Chance also, die nachhaltige Quartierswende im Lehel aktiv mitzugestalten.


Beitragsbild: © Green City e.V.

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