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Feministischer Kampftag oder Frauentag?

Moritz Müllender

Jedes Jahr ploppt die gleiche Diskussion auf. Heißt es jetzt Frauentag oder feministischer Kampftag oder doch irgendein Zwischending oder eine Kombination? Wir versuchen einen kleinen Einstieg zu geben, warum welcher Begriff Verwendung finden könnte und wer in München welchen nutzt.

Am 8. März demonstrieren jedes Jahr weltweit Frauen, inter, trans* und non-binäre Menschen, sowie deren männliche Verbündete für Feminismus, Gleichberechtigung und gegen Sexismus. Doch wer nicht tief im feministischen Diskurs steckt, dem brummt bei den verschiedenen verwendeten Begriffen schonmal der Kopf: Internationaler Frauentag, Weltfrauentag, Frauenkampftag oder feministischer Kampftag sind nur einige der Bezeichnungen, die man in Aufrufen und Artikeln lesen kann.

Oft hat jede eigene Gruppe ihre eigene umfangreiche Erklärung, welchen Schwerpunkt sie warum mit welchem Begriff legt. Wir möchten mit diesem Text versuchen etwas Orientierung zu bieten. Sollte der Text Wichtiges unterschlagen oder etwas fehlerhaft darstellen, schreibt uns das gerne. Wir freuen uns über konstruktiven Austausch.

Zur Geschichte

Wo genau der Frauentag seinen Anfang genommen hat, ist schwer zu sagen. Einen der ersten dokumentierten Frauentage, den “National Women’s Day”, regte laut Spiegel wohl die jüdische Sozialistin Theresa Serber Malkiel mit der Socialist Party of America an. May Wood Simons brachte die Idee 1910 zur “Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz” nach Kopenhagen. Und die deutsche Sozialistin und Kommunistin Clara Zetkin erstritt mit Unterstützerinnen auf dem “Internationalen Sozialistenkongress” die offizielle Einführung eines “Internationalen Frauentages”. Am 19. März 1911 riefen Gewerkschaften, Sozialdemokrat*innen und Sozialist*innen erstmals zu Demonstrationen zu einem “Ehrentag” für Frauen in Deutschland, Österreich, Dänemark und der Schweiz auf. Etwa eine Millionen Menschen gingen an diesem Tag auf die Straße.

Internationaler Frauentag

Die Bezeichnung “Internationaler Frauentag” bezieht sich eng auf die Geschichte der Frauenbewegung. Wer diesen Begriff nutzt, möchte zudem darauf hinweisen, dass der 8. März zuvorderst ein Tag für Frauen und gegen sexistische Diskriminierung von Frauen ist. “International” steht in der sozialistischen Tradition der Internationale und wirbt für globale Solidarität. Teilweise ist auch vom Frauenkampftag die Rede. Das soll betonen, dass Gleichberechtigung keinesfalls erreicht ist und erkämpft werden muss: Weniger Blumen und nette Wünsche sondern mehr Demonstrationen, Solidarität und politische Veränderung. Der Begriff Weltfrauentag dagegen zeigt die Verbindung zu den linkspolitischen Ursprüngen des Tages weniger, auch das Kämpferische fehlt.

Den Begriff Frauentag oder ähnliche nutzen in München Organisationen wie “missio München”, das “Feierwerk”, die “Frauenakademie München” oder das “Eine Welt Haus”. Die beiden letzteren schreiben vom Frauen*tag bzw. vom Frauen*kampftag. Das Sternchen soll auch queere Geschlechtsidentitäten mit einbeziehen. Gleichzeitig gibt es daran die Kritik, dass unklar ist, ob wirklich alle trans*-, inter*- und non-binären Personen mitgemeint sind.

Feministischer Kampftag

Diesen Anspruch hat der Begriff feministischer Kampftag. Er möchte mehr Geschlechter aktiv einbeziehen und den 8. März nicht nur auf Frauen fokussieren. Damit steht er eher in der queerfeministischen Tradition. Alle Geschlechter, die sexistische Diskriminierung erleben, sollen mitgedacht werden: Frauen sowie inter*-, trans*- und non-binäre Personen. Einen ähnlichen Schwerpunkt legen Bezeichnungen, wie FLINTA*-Kampftag. Auch hier soll der Kampfbegriff verdeutlichen, dass feministische Errungenschaften weiterhin erkämpft werden müssen.

Diesen Begriff oder ähnliche nutzen in München die “JuSos” – die als gute Jungsozialist*innen zusätzlich noch “International” voranstellen –, die “Gründe Jugend” und der feministische Buchladen “Glitch”.

Welchen Begriff findest du am passendsten?