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Fünf Jahre Konzerte mit Holy Fingers – Lee und Peter im Interview

Seit fünf Jahren bringen Holy Fingers mehr Rock’n’Roll nach München. Das Konzept: Sechs Freund*innen buchen einfach die Bands, die sie selber gerne in der Stadt sehen würden. So kommen verborgene Schätze, liebenswerte Nischenkünstler*innen oder verheißungsvolle Talente ans Münchner Tages– oder vielmehr Rampenlicht. Zum Jubiläum sind drei Konzerte in einer Woche geplant. Wir haben mit Peter und Lee über unvergessliche Höhepunkte, alkoholgeschwängerte Abstürze und natürlich die Jubiläumswoche gesprochen.

„Wir wollen außergewöhnliche Künstler*innen auf die Bühnen dieser Stadt bringen“ – Peter und Lee im Interview

Mucbook: Fangen wir mal an mit den Highlights: Bestes Konzert bisher oder ein unvergesslicher Abend in fünf Jahren Holy Fingers?

Peter: Eigentlich ist jedes Konzert ein Highlight, für mich ist es aber immer noch unser erstes mit Closet Disco Queen aus der Schweiz. Da wurde mir erst richtig klar, dass wir das jetzt wirklich machen!

Lee: Das erste Konzert mit Closet Disco Queen im Unter Deck war unglaublich. Unvergesslich war auch die Freude, die auf den Gesichtern im Publikum zu sehen war. Danach haben wir Reverend Beat-Man im Import Export veranstaltet und es war komplett ausverkauft! Da waren wir richtig überzeugt, dass wir das Richtige machen.

Wer hat die Holy Fingers? Die Gitarrengött*innen in den Bands, die ihr bucht?

Peter: Das definitiv auch! Auf jeden Fall aber wir, die unsere Finger in der Münchner Veranstalter-Szene haben wollten und jetzt auch haben!

Lee: Wir alle! Jede von uns bringt neue Ideen für Bands, die wir dann versuchen zu buchen. Meistens hat es auch geklappt.

Wie ging’s eigentlich los? Wer hatte die Idee zur ganzen Geschichte? Stellt euch doch mal ein bisschen vor…

Peter: Wir waren alle sechs schon vorher gut miteinander befreundet, waren ständig zusammen auf Konzerten oder haben Musik gehört und uns Immer wieder darüber geärgert, dass Band X oder Musiker*in Y, die wir großartig finden, noch nie oder schon sehr lange nicht mehr in dieser Stadt aufgetreten sind. Dann dachten wir uns irgendwann „ja, dann machen wirs halt selbst!“, weil wir in erster Linie Fans sind, die „ihre“ Musik live erleben wollen. Seitdem haben wir inklusive aller Kollabos und Festivals, die wir mitveranstalten konnten, über 50 Konzerte organisiert und wir freuen uns auf ganz viele weitere Gelegenheiten, dem Münchner Publikum Musik zu präsentieren, die es ohne unser Zutun eher nicht erleben könnte.

Lee: Ganz am Anfang haben mich Bands, die ich persönlich kenne, nach Locations in München gefragt, wo sie spielen könnten. Leider kam nie eine Antwort und dementsprechend keine Konzerte. Das Problem ist, dass viele Locations kein Risiko mit Bands eingehen, die nicht bekannt genug sind und nicht garantieren, genug Geld zu verdienen. Das fand ich sehr schade und frustrierend, so selten was neues zu sehen. Also haben wir es selber gemacht.

Euer schlimmster Absturz?

Peter: In der Zeit unseres Bestehens auf jeden Fall nach dem „Rage Against Abschiebung“ beim Kunst im Quadrat auf der Theresienwiese. Nach all den Unsicherheiten, die Corona erzeugt hat, war es enorm erlösend, endlich wieder Konzerte mit Live-Publikum zu veranstalten. Und, nun ja, Schaumwein und Euphorie sind manchmal eine recht wüste Mischung.

Lee: Bei mir war das nach dem Coilguns Konzert im Unter Deck! Da haben wir lang gefeiert mit der Band. Zum Glück hatte ich schon ein super Katerfrühstück für alle vorbereitet!

Was erwartet uns nun zum Jubiläum?

Peter: Gleich drei Konzerte in der Woche vom zweiten bis achten Mai!
Angefangen mit der unvergleichlichen Emilie Zoé aus Lausanne am Montag, den 02.05. um 20.30 Uhr im Import Export, dicht gefolgt von dem Duo „Ester Poly“, ebenfalls aus der Schweiz, mit Support von der Münchner Krautrock-Band „Spinnen“ am Mittwoch, den 04.05 im Unter Deck.
Und zum Abschluss unserer Jubiläums-Woche The Devils aus Neapel, die am Sonntag, den 08.05. das Unter Deck zum Beben bringen werden! Dazu haben wir statt einer Vorband zwei großartige Burlesque-Programme von Chi Chi Bouvet und Melody D’Amour!
Als besonderes Schmankerl zu unserem Fünfjährigen bieten wir ein Kombiticket für alle drei Veranstaltungen zum Sonderpreis an, das es unter diesem Link zu erwerben gibt. Wir freuen uns riesig drauf!

Eine Band, die ihr unbedingt noch nach München holen wollt?

Peter: Tom Waits! Weil Tom Waits!

Lee: Schwierige Frage… da gibt es einige. Shannon Wright, weil sie aus irgendeinem Grund nie in Deutschland spielt.

Worauf achtet ihr generell beim Booking?

Peter: Wir wollen außergewöhnliche Künstler*innen auf die Bühnen dieser Stadt bringen. Manche haben wir schon seit langer Zeit im Hinterkopf, manche überraschen uns mit Anfragen und wir finden die dann so gut, dass wir sie einfach buchen müssen. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass die Gagen fair sind, der Eintritt bezahlbar bleibt und das Publikum sich wohl fühlt.

Lee: Außerdem wollen wir auch immer einen sehr coolen Kontakt mit den Bands haben und dass die Bands sich sehr wohl fühlen.

Wer oder was begeistert euch in München gerade?

Peter: Mich persönlich hat begeistert, dass trotz Corona so viel möglich war. Besonders im Sommer, als Live-Veranstaltungen in anderen Städten teilweise undenkbar waren, ging hier erfreulicherweise ganz viel. Aber auch generell hat es mich erstaunt, dass manche Dinge einfach gemacht wurden, die früher undenkbar waren. Ob Schanigärten, Open-Air-Konzerte oder dass auf einmal Räume geschaffen wurden, wo sie gebraucht wurden, war ein schöner Zustand trotz aller Wirren. Ich hoffe sehr, dass sich zumindest ein bisschen was davon in die Zukunft dieser Stadt hinüberretten kann.

In welcher Bar kann man nach Konzerten noch mit euch versumpfen?

Peter: Im Holy und in der Favo!

Was bereut ihr rückblickend?

Peter: Nix, weiter geht’s!

Lee: Das wir ganz am Anfang den Support-Bands nicht genug Gage gegeben haben. Das machen wir nicht mehr. Die Künstler*innen müssen fair bezahlt werden.

Seid ihr noch die gleiche Mannschaft wie vor fünf Jahren?

Peter: Oh ja, wir halten zusammen!

Lee: Ja! Es muss auch so bleiben. Alle von uns bringen wichtige Kompetenzen und Qualitäten mit.

Was macht das Leben sonst so? Beruf? Kinder?

Peter: Für mich als klassischen Sänger ist das Organisieren von Konzerten völlig anderer Musikstile und mit ganz anderem Publikum ein wunderbarer Ausgleich und eine geniale Horizonterweiterung!

Lee: Am Anfang von Holy Fingers habe ich noch meine Doktorarbeit fertig geschrieben, das war heftig, aber ich habe es gebraucht, daneben auch etwas für die Subkultur dieser Stadt zu machen. Wir arbeiten alle neben Holy Fingers, da es leider nicht möglich ist, nur mit Veranstaltungensorganisation in dieser Stadt zu leben. Drei von uns haben auch Kinder, was auf gar keinen Fall bedeutet, dass man nicht mehr Konzerte organisieren kann.

Danke.


Was? 5 Jahre Holy Fingers

Wann? Montag 02.05. , Mittwoch 04.05. , Sonntag 08.05.

Wo? Import Export und Unter Deck

Bildcredits: © Holy Fingers

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